Die Verbraucher sind verunsichert. Das wurde endlich Zeit, möchte man rufen! Die Häufung von Bank-Skandalen und Falschberatungen besorgt die Verbraucher ebenso sehr wie die aufeinander folgenden Lebensmittelskandale, wie eine heute veröffentlichte Umfrage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) zeigt.
Danach verlangen 66 Prozent der Bankkunden weniger Finanzprodukte, wenn diese Auswahl dafür von einer unabhängigen Stelle überprüft und bewertet würde. Die Frage, wer oder was in diesem System eine “unabhängige Stelle” sein könnte, wurde leider nicht gestellt, hätte die Befragten wohl auch überfordert. Auch bei Lebensmitteln und Energieverträgen wünscht sich eine Mehrheit der Verbraucher (jeweils 61 Prozent) weniger Angebot und mehr neutrale Informationen. Man beachte, dass in beiden Fällen ausdrücklich auf die hohe Zahl von Angeboten verzichtet würde, solange die verbleibenden Produkte mehr Sicherheit böten.
VZBV-Chef Gerd Billen kommentierte das Ergebnis der Umfrage unter 1.001 Verbrauchern mit den Worten: “Wir erleben eine Vertrauenskrise an den Märkten.” – Na endlich, mag man seufzen, denn wie lange soll es noch dauern, bis den Verbrauchern endlich aufgeht, dass Banken reine Geldläden sind und “Berater” in Wirklichkeit kommissionsabhängige und weisungsgebundene Verkäufer. Wie viele Lebensmittelskandale soll es noch geben, bis Verbraucher begreifen und sich aktiv dagegen wehren, dass die Industrie nicht etwa darauf aus ist (und auch nicht sein muss!), gesunde oder mindestens gesundheitsunbedenkliche Lebensmittel herzustellen – sondern einzig und allein auf Gewinne aus ist, völlig egal welche Inhaltsstoffe dazu verarbeitet werden müssen.
Herzlich willkommen also der wachsenden Verunsicherung der Verbraucher, es gibt kaum eine bessere Nachricht. Wenn Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) angesichts dieses Panoramas auf den “mündigen Verbraucher” setzt, meint sie das zwar anders, hat aber im Grunde recht: Es wird Zeit, dass Verbraucher ihre neue Verunsicherung in handfesten Protest, in konkreten Boykott bestimmter Produkte umsetzen und versuchen, sich weitmöglichst zu informieren. Dann würde schnell deutlich, wie unnütz die sowieso beinahe lächerliche Forderung von Brigitte Zypries, Verbraucherschutzbeauftragte im Team von SPD-Kanzlerkandiat Peer Steinbrück, nach “Marktwächtern” ist.
Sie fordert überdies die Wirtschaft auf, “mehr zu tun”, um Verbraucher zu schützen und Kunden gut zu informieren. “Ich will, dass für den Umgang mit Finanzprodukten und beim Abschluss von Geschäften der gesunde Menschenverstand ausreicht, um bewusste Entscheidungen treffen zu können.” Genau so gut könnte freundlich man an Bankräuber appellieren, das Geld bitte unbemerkt wieder zurück in den Tresor zu legen. Die Industrie wird weiter ausschliesslich auf Gewinnmaximireung setzen – ob bei “Finanzprodukten” oder bei Lebensmitteln. Was einzig hilft ist die Entschlossenheit und konsequente Haltung eines jeden Verbrauchers.
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