Der Sprachpsychologe Leo Leike und die Webdesignerin Emmi Rothener, die sich, obwohl sie in derselben Stadt wohnen, noch nie gesehen haben, beginnen einen regen e-Mailkontakt, der auf einer Verwechslung basiert. Emmi wollte die Zeitschrift "like" abbestellen, vertippte sich bei der Adresse und so landete die Mitteilung in der Mailbox von Leo Leike - so nimmt die Geschichte ihren Lauf.Glattauer hat sein ganzes Werk nur aus e-Mailnachrichten geschaffen; nie gibt es ein Gespräch, nie eine Beschreibung oder gar ein Treffen der Protagonisten. Doch genau dies macht die Lektüre für den Leser sehr interessant, denn er weiss über die jeweiligen Personen und deren Gefühlslage nur soviel, wie der Empfänger der Nachricht. Dies hat eine absolut faszinierende Wirkung und der Leser wird von der zynischen und ironischen, aber oftmals auch gefühlvollen und ehrlichen Konversation in ihren Bann gezogen und kommt nicht mehr davon los - genau wie Leo und Emmi nicht mehr voneinander loskommen.
Je länger das Ganze dauert, umso intensiver wird es. Dennoch schreiben die beiden kaum über ihr Privatleben. Emmi sieht Leo als ihre "Aussenwelt", als Abwechslung zu ihrer scheinbar perfekten Ehe mit Bernhard. Leo kreierte sich, basierend auf dem Gelesenen, seine eigene "Traum-Emmi", um über den Verlust seiner langjährigen Freundin Marlene hinweg zu kommen. Trotzdem entwickeln sich zwischen den beiden starke Gefühle und mit der Zeit kommen auch die Faktoren Liebe und Erotik ins Spiel und wo diese beiden sind ist bekanntlich die Eifersucht nicht weit. So wechseln sich Hochs und Tiefs in regelmässigen Abständen wie in einer realen Beziehung, einzig mit dem Unterschied, dass sich die beiden noch nie getroffen und gesehen haben. Am Ende läuft dennoch alles auf ein Treffen hinaus, zumal auch Emmis Ehemann dieses Treffen will, da er ansonsten an der aktuellen Situation - Emmi zog sich immer mehr von ihm zurück - zu zerbrechen drohte. Doch es kommt nicht zum Treffen und damit auch nicht zum Happy End. Emmi schafft es nicht, Bernhard zu verlassen und geht nicht zu Leo, worauf dieser seinen e-Mailaccount löscht...
Irgendwie passt dieser unerwartete Schluss zu diesem speziellen, aber äusserst gelungenen Werk. Nichts ist vorhersehbar und immer wieder treten überraschende Wendungen auf den Plan. So ist das Lesen stets spannend und sorgt vor allem dank den kreativen und neuartigen Einfällen von Glattauer für beste Unterhaltung.(fba)
Bibliografische Angaben:
Titel: Gut gegen NordwindAutor: Daniel GlattauerSeiten: 224Erschienen: 2006Verlag: GoldmannISBN-10: 3442465869 ISBN-13: 978-3442465866
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