Gut gegen Nordwind

Eigentlich will die lebenslustige und eloquente Emmi Rothner nur das Abo einer Zeitschrift per Email kündigen.
Aber sie verschreibt sich bei der Email-Adresse und gerät an den nicht minder sprachbegabten Leo Leike.
Daraus entwickelt sich ein intensivster Emailkontakt, bei dem beide Partner sich gegenseitig anschmachten und wieder zurück in die Schranken weisen.
Doch kann das gutgehen? Schließlich ist Emmi verheiratet und hat Familie.

Der österreichische Autor hat mit diesem Roman ein kleines Kunstwerk geschaffen. Denn hier spielt sich die ganze Handlung lediglich auf zwei Bildschirmen ab, alles andere wird in den kurzen oder auch langen Botschaften erzählt.

Das Thema ist durchaus zeitgemäß, immer mehr zwischenmenschliche Kontakte werden über das Internet geknüpft, sei es über ein Social Network oder wie hier eben per Zufall über Emailverkehr.
So eine Cyberfreundschaft mag recht angenehm sein, aber nie ganz ungefährlich, da man ja eigentlich nie genau weiß, mit wem man da kommuniziert und was man in den anderen von seinen eigenen Wünschen hinein projeziert.

Es ist interessant, wie es Glattauer gelingt, immer wieder die Spannung zu halten, auch wenn sich beide in “Beziehung” mal wieder an einem Wendepunkt befinden oder ein bisschen dahin dämmert.
Dennoch fing Emmi irgendwann mal an, mich zu nerven. Da macht sie den Typen über ein Jahr lang heiß, um dann immer wieder und wieder zu zweifeln, Skrupel zu bekommen und einen Rückzieher zu machen.
Ich fand bei beiden zuviel Sehnsucht am falschen Platz, zuviel Wunschdenken und zuwenig Realitätssinn.

Demnach halte ich das Ende für gelungen – welches ich jedoch hier nicht verraten werde!

Was mir aber sehr gut gefallen hat, war die Sprache und die Wortwahl, mit der gerade Emmi immer wieder dem Leo ein kräftiges Kontra gibt.
Beneidenswert! Mir würden solche Sachen wahrscheinlich nicht einfallen.

Laut den Kritiken ist das Hörbuch um Welten besser, als das Buch.
Zuzuschreiben ist dies den Sprechern der beiden Parts, Andrea Sawatzki und Christian Berkel, die auch im richtigen Leben ein Paar sind.

Sawatzki gurrt und zickt und gurrt erneut, spricht mal pointiert mal schmeichelnd und Berkel findet immer wieder das richtige Timbre, um teils sensibel, teils aufgebracht zu reagieren.
Ich denke, sie werden während der Aufnahmen ihren Spaß gehabt haben.

Das Hörbuch, Buch und sogar DVD (jaja, ein Film!) gibt es hier bei Amazon: Gut gegen Nordwind – Daniel Glattauer


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