Eine kurze Zusammenfassung der Vorzüge des 10. Tages als Festtag
von Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje
Im Wurzel-Tantra des Lama Gongdü mit dem Titel „Der Haufen der Lotusstämme“ wird verkündet: „Natürlich erschienener Padma – so werde ich genannt. Die Emanation des Weisheitsgeistes von Buddha Amitabha. Das Licht der erleuchteten Rede des Arya Avalokiteshvara, der Bruder aller Dakinis, der König der Krieger, der Meister der Taten Buddhas in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, der unvergleichliche große Samantabhadra Vajradhara. In Nirmanakaya-Formen erscheine ich, ausgestattet mit machtvollem Mitgefühl zähme ich alle entsprechend ihrer Bedürfnisse ein einer großen Welle der erleuchteten Handlung und erfülle die Hoffnungen der fühlenden Wesen, so wie sie es wünschen.“
Solche Aussagen wie diese sind geheime Vajra-Rede, die Versprechen, die von einem furchtlosen Löwen gebrüllt werden. Die Verkörperung der Weisheit aller zahllosen Buddhas vereint, derjenige, von dem alle Mandalas der drei Wurzeln hervorkommen und wieder aufgenommen werden und darüber hinaus der Vajra-Meister, dessen Güte gegenüber den Schülern im Schneeland von Tibet größer ist, als die des Buddha selbst, ist weithin als Padmasambhava – der Lotusgeborene – bekannt. Vom Standpunkt der gewöhnlichen, kurzsichtigen Schüler fällt das Ereignis, wenn er die Handlungen seiner wundersamen befreienden Lebensgeschichte zeigt, genau auf den 10. Tag des zunehmenden Mondes.
Manifestationen und Monate
Und so, als er zu Sonnenaufgang am 10. Tag des 6. Monats[*] – dem Monat des Affen – in einer Lotusblüte am Dhanakosha-See geboren wurde und das Rad der Lehre für die Dakinis der Insel dreht, ist er als GURU TSHOKYE DORJE bekannt.
Als er am 10. Tag des 12. Monats – dem Monat des Tigers – von Indrabhuti, dem König Uddiyanas willkommen geheißen wurde, der ihn als Kronprinz einsetzte und er Prabhavati als seien Prinzessin nahm und das Königreich dem Dharma entsprechend regierte, ist er als GURU PADMA GYALPO bekannt.
Als er am 10. Tag des 1. Monats – dem Monat des Hasen – das Königreich und den Bereich aufgab, das yogische Verhalten von Vereinigung und Befreiung am Leichenplatz des Kühlen Hains praktizierte und alle Mamos und Dakinis unter seine Macht brachte, ist er als GURU SHANTARAKSHITA bekannt.
Als er am 10. Tag des 2. Monats – dem Monat des Drachen – der Erscheinung nach bei Ananda die Ordination nahm, bei vielen Gelehrten und verwirklichten Meistern studierte, alle Sutras und Tantras meisterte und die unendlichen Wissensgebiete vollendete, ist er als GURU LODÄN CHOGSE bekannt.
Als am 10. Tag des 3. Monats – dem Monat der Schlange – der König von Zahor ihn bei lebendigem Leib zu verbrennen versuchte, ließ er Vertrauen durch die magische Verwandlung des Scheiterhaufens in einen See entstehen und führte das gesamte Königreich in den Dharma. Indem er sich auf die Prinzessin Mandarava stützte, erschien er im Vajra-Körper und ist als GURU CHIME PADMASAMBHAVA bekannt.
Als am 10. Tag des 4. Monats – dem Monat des Pferdes – die dämonischen Minister von Uddiyana nach ihm suchten, um ihn und seine Gefährtin bei lebendigem Leib zu verbrennen, verwandelte er den Scheiterhaufen in einen See, der auf wundersame Weise in Pracht und Herrlichkeit schimmerte, und sie erschienen auf einer Lotusblüte und erweckten in allen Vertrauen. Und da er das gesamte Königreich durch die Lehren des Kadü Chökyi Gyatso zur Reife und Befreiung führte, ist er als GURU PADMA VAJRA-TSAL bekannt.
Als am 10. Tag des 5. Monats – dem Monat des Schafs – die Tirthikas aus Südindien versuchten, den Lehren Buddhas großen Schaden zuzufügen, zerschmetterte er sie zusammen mit ihren Göttern und Schützern durch einen gewaltigen Ausdruck magischer Kraft zu Staub und errichtete das Siegesbanner der Lehren Buddhas. Daher ist er als GURU SENGE DRADOG bekannt.
Als am 10. Tag des 7. Monats – dem Monat des Vogels – die Tirthikas von Zangling ihn in den Ganges warfen, erweckte er in ihnen Hingabe und begründete er im Königreich die Lehren Buddhas, indem er durch seine wundersame Heldentat einen Vajra-Tanz am Himmel vollführte und den Lauf des Flusses umkehrte. So ist er als GURU KHADINGTSAL bekannt.
Als am 10. Tag des 8. Monats – dem Hund-Monat – die Tirthikas ihn vergifteten, erlittet er nicht nur keinen Schaden, sondern verwandelte das Gift in Nektar, wodurch seine Ausstrahlung noch prachtvoller und herrlicher als zuvor wurde. Durch so eine wundersame Heldentat erweckte er Vertrauen und die Tirthikas zusammen mit ihrem Gefolge nahmen die Lehren Buddhas an. Daher ist er als GURU NYIMA ÖZER bekannt.
Als er sich am 10. Tag des 9. Monats – dem Monat des Schweins – in Yangleshö in Nepal in Gestalt des Vajrakumara manifestierte, die Götter und Geister Nepals und Tibets durch Eide band, die Praxis des großen, glorreichen Yangdag Heruka verwirklichte und die überragende Stufe eines Vidyadhara der Mahamudra erlangte, ist er als GURU DORJE THÖTHRENGTSAL bekannt.
Als er am 10. Tag des 10. Monats – dem Monat der Ratte – in Zentral-Tibet ankam, alle wilden, unbeherrschbaren Götter und Geister Tibets unterwarf, das Dharma-Rad im glorreichen Samye errichtete, die Lampe des heiligen Dharmas der Sutras und Tantras entzündete und die vom Glück Begünstigten, den König und seine Untertanen zur Reife und Befreiung führte, ist er als GURU PADMASAMBHAVA bekannt.
Als er am 10. Tag des 11. Monats – dem Monat des Ochsen – eine zornvoll verrückte Gestalt in Paro Tagtsang in Mön und anderen Plätzen annahm, schwor er alle Erdherrscher Tibets als Beschützer der Schatztexte ein und im gesamten Schneeland von den Grenzen bis ins Zentrum verbarg er unglaubliche Fundgruben der Lehren, kostbare Materialien, heilige Substanzen, und er machte Vorhersagen und gab Anweisungen zur Wahrung, was von den Lehren durch die Mittel der Schatztexte verbleiben wird. So ist er als GURU DORJE DROLÖ bekannt.
Nutzen für die Praxis
Nun der Reihe nach der besondere Nutzen, wenn man die Praxis an jedem dieser aufeinanderfolgenden monatlichen Festtage einhält.
Im 6. Monat werden alle Arten von Krankheit, negativen Kräfte und Hindernisse befriedet und die Lebensspanne, der Verdienst und Reichtum vermehrt.
Im 12. Monat werden Glück und Geistesschärfe gesteigert und das Vertrauen nimmt zu, sodass Menschen und nichtmenschliche Wesen unter deine Macht gelangen.
Im 1. Monat werden Macht, Rang und Reichtum wachsen und die Erdherren und Schützer werden dich wie Diener gehorchen.
Im 2. Monat werden Leiden und Schaden befriedet, die vom Todesherrn und den acht Klassen der Götter und Geister verursacht sind, die Disziplin wird gereinigt und grenzenlose Weisheit erstrahlt.
Im 3. Monat bist du von Schaden durch ungünstige Planeten- und Sternenkonstellationen, sowie von Feinden und Dieben unberührt. Vorzügliches, Friede und Güte werden sich in Nah und Fern vermehren.
Im 4. Monat wirst du immun gegenüber dem Schaden der Erdherrn, Nagas und Nyän sein, und die Dharmapalas und Schützer werden jede Aktivität vollbringen, die du ihnen anvertraust.
Im 5. Monat wird jeder Schaden durch Hindernisse, Feinde und negative Kräfte befriedet und die Gegenstände deiner Wünsche werden unter deine Herrschaft gebracht.
Im 7. Monat werden chronische Leiden, Immunschwäche und ähnliches bereinigt, der Körper wird gesünder, der Geist glücklicher, deine Anhängerschaft und dein Reichtum nehmen zu und deine Bestrebungen werden erfüllt.
Im 8. Monat werden alle Hindernisse des Jahres, des Monats, des Tages und der Stunden, sowie alle negativen Zeichen und ähnliches befriedet und jedes Abnehmen von Wangthang oder Windpferd (Lungta) wird wiederhergestellt.
Im 9. Monat werden alle Krankheiten und negativen Kräfte, die von den acht Klassen und den Jungpo-Dämonen verursacht sind, vorzeitiger Tod und tödliche Unfälle befriedet, ernsthafte Verwünschungen werden beseitigt, du wirst von Hexenzauber und psychischen Angriffen befreit und dein Körper wird unzerstörbar.
Im 10. Monat werden Fehler und Verfall der drei Gelübdekategorien wie Respektlosigkeit gegenüber heiligen Objekten und Brüche und Beschädigungen der Samayas geheilt und dein Geistesstrom wird gereinigt.
Im 11. Monat wird kein plötzliches Unglück, wie vorzeitiger Tod eintreten und sobald wir dieses Leben hinter uns lassen, werden wir im reinen Land von Padma Ö (Lotuslicht) vor Guru Rinpoche selbst geboren werden.
Allgemeiner Nutzen
Nicht nur dass die Vorzüge absolut unermesslich sind, wenn man (die Praxis) am 10. Tag einhält, sondern indem man sich auf die verschiedenen Praktiken zum Ansammeln von Verdienst konzentriert und Gebete spricht, werden diese Anlässe als außerordentlich vorteilhaft gepriesen. Wie im Lama Sangdü erklärt wird: „Am 10. Tag des Affen-Monats im Affen-Jahr und an jedem 10. Tag werden meine Emanationen sich ausbreiten, um die Welt anzufüllen und die höchsten und allgemeinen Verwirklichungen gewähren. Wenn du dieses Menschenleben mit der Verwirklichung des Lehrers verbringst, dann wirst du in mein – Orgyäns – Herz eingehen, wenn deine Lebensspanne an ihr Ende gelangt.“
Und in den Anleitungen zum Schatztext von Ratna Lingpa wird gesagt: „Wenn eine Person an jedem 10. Tag des Monats bei Sonnenaufgang meiner gedenkt, dann werden diese Person und ich untrennbar sein. König von Tibet, Minister, Schüler, die wie meine Kinder sind – am 10. Tag jedes Monats werde ich euch in Person erscheinen. Das schwöre ich. Padmasambhava ist nicht jemand, der andere betrügt.“
Und in den „Anweisungen der goldenen Girlande“ wird verkündet: „Besonders am Festtag des 10. Tages werde ich, Orgyän, nach Tibet, dem Schneeland, kommen und überall präsent sein. Auf den Strahlen von Sonne und Mond und den Dunsttropfen des Regenbogens reitend, werden die Hindernisse meiner hingebungsvollen Kinder bereinigt werden. Die vier Ermächtigungen gewähre ich so wie ihr wünscht. Dies ist mein einziges Versprechen und Padma täuscht niemals, das schwöre ich. Wenn ihr euch mir widmet, beständig an jedem 10. Tag praktiziert und entsprechend meiner Anweisungen handelt, dann wird sich das ganze Land an Glück erfreuen und es wird allen wohl ergehen.“
Versprechen wie diese hat er nicht nur einmal gegeben und es sind die wahren Vajra-Worte seiner erleuchteten Rede, die niemals falsch oder trügerisch sein können. Deshalb sollten alle seine Nachfolger von der Tiefe ihrer Herzen vollständig darauf vertrauen und wir sollten große Anstrengungen unternehmen, uns und andere jetzt und immerzu darin ermutigen, diese Festlichkeit des Glücks und der Freude zu verbreiten.
Dieses zum Heilsamen inspirierende Gespräch ist gleich einer schönen Jungfrau. Wie zuvor mit Beredsamkeit seine vortreffliche Bedeutung erklärt wurde, so stellt sie ihr schönes Gewand zur Schau. Gegenüber jenen, die sich nach Befreiung sehnen, lasst sie vorwärts schreiten und ihnen ein Festmahl jedweder Art von Glück und Freude darbringen!
Dies wurde von Jigdral Yeshe Dorje, dem Botschafter Padmasambhavas, der in jede Richtung schreitet, niedergeschrieben. Möge Heilsames und Vorzügliches in Hülle und Fülle vorhanden sein!
[*] Gemäß dem Lama Gongdü wird die Geburt von Guru Rinpoche im sechsten Monat angesiedelt. Im berühmten Kalendersystem des Phugpa-Kalenders wird dafür der fünfte Monat genannt.
Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2017) aus den gesammelten Werken von Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje, Band 24 (ya), Seite 355 – 364) und verglichen mit der englischen Übersetzung von Lotsawahouse. Möge es nützlich sein!