„In My Head“
(Duchess Box Records)
Sieht ganz so aus, als hätten es die beiden geschafft. Wenn man als deutscher Künstler noch vor der Veröffentlichung des Debüts zum Gesprächthema der englischen und amerikanischen Webportale wird, die nur den heißesten Scheiß in die Auslage stellen, wenn man eine Einladung zum legendären SXSW nach Texas bekommt und für die nächsten Monate schon fest für UK verbucht ist, dann kann an dem, wofür Andreya Casablanca und Laura Lee Jenkins als Garagenpop-Duo Gurr stehen, nicht so viel verkehrt sein. Musik machen die beiden Freundinnen ja schon seit mehr als vier Jahren, außerhalb ihrer Wahlheimatstadt Berlin sind sie gewissenhaften Perlentauchern spätestens seit der EP “Furry Dream” ein Begriff und auch wenn der von ihnen scherzhaft benannte “Gurrlcore” von Bands wie Bikini Kill oder Le Tigre (motor.de) schon noch ein paar Takte entfernt ist, hebt sich “In My Head” doch angenehm vom glattgebügelten Standardformat ab. Zu den beiden bislang bekannten Singles “Moby Dick” und “Walnut/Walnuss” gesellen sich hier neun weitere Stücke lässiger Indierockness – ansprechend bratzige Bluesgitarren, dem Surfsound der 60er auch nicht abgeneigt und mit Melodien verbastelt, die denen ihrer Idole Warpaint nicht unähnlich sind. Dass sich die beiden ihre Band mit einem Namen schmücken, obwohl wenigstens eine von ihnen eine (durchaus nachvollziehbare) Taubenphobie hat, entspringt wohl einem sehr speziellen Humor. Selbigen hört man im Übrigen auch schon bei den frühen Songs des Duos heraus, unvergessen hier die fabelhaft böse Textzeile “Joseph Gordon-Levitt, don't you worry you don't have cancer, Joseph Gordon-Levitt don't you worry it's just the make-up” über die aus ihrer Sicht mangelhafte Leistung des Schauspielers im Film “50/50”. Die Texte der aktuellen Stücke sind da etwas weniger bissig, hier geht es eher um so traurige Dinge wie den Verlust nahestehender Menschen (“Yosemite”), ein Leben ohne Halt (“#1985”) und die Liebe in den Zeiten der Parallelwelten von Tinder und Chatrooms ("Computer Love"). Trotzdem bleibt’s dabei: Es wäre wirklich mehr als verwunderlich, wenn das kein Senkrechtstart mit Ansage wird.
23.11. Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus
24.11. Zürich, The Gonzo Club
28.11. Berlin, Kantine am Berghain