Ob ich hier vielleicht mal mein Rezept für Essiggurken bringen würde, fragte shadowlessphoenix, als ich vor einiger Zeit darüber berichtete, wie unmöglich es ist, in Aarau eine anständige Gewürzmischung aufzutreiben. Ich versprach, dies zu tun, sobald ich die Gurken zum Verzehr freigegeben hätte und ich wüsste, ob etwas daraus geworden ist. Nun, offiziell müssten die Dinger noch immer schön brav im Regal stehen, bis das Aroma der Gewürze sich so richtig entfaltet hat, doch Luise und “Meiner” mochten mal wieder nicht so lange warten und weil sie a) nach dem verbotenen Verzehr noch gesund und munter wirken und b) der Meinung sind, die Gurken seien ganz gut herausgekommen, bringe ich das Rezept eben heute schon. Bitte nehmt es mir nicht krumm, wenn ich keine von diesen perfekten “Seht mal her, wie toll ich gleichzeitig kochen, fotografieren und witzig schreiben kann”-Fotoreportage abliefere. Sowas liegt mir nicht. Wenn ich koche, koche ich und das sieht man meiner Küche auch an. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich und dann ist mir die Küche egal. Und Essbares in Szene setzen zum Fotografieren kann ich schon gar nicht, wie man dem unterstehenden Bild auf den ersten Blick ansieht. Das Fotografieren müsste also “Meiner” für mich übernehmen und der nervt nur beim Einmachen, weil er mir andauernd die Gurken wegschnappt.
Jetzt, wo dies alles geklärt ist, kommen wir endlich zum Rezept. Zuerst einmal schleppt man so viele Einmachgurken wie möglich vom Markt an. Einmachgurken? Also Cornichons, Miniature White, Cocktailgurken… – so kleines Zeugs halt, das gut ins Glas passt. Ich schätze, bei mir waren es etwa vier Kilo. Wäre übrigens nett gewesen, ich hätte die Gurken aus meinem eigenen Garten nehmen können, aber der Ertrag lässt in diesem Jahr leider zu wünschen übrig.
Zum Würzen habe ich getrocknete Dillspitzen, Estragon, rosa Pfeffer, Pimentkörner, gelbe Senfsaat, Koriandersamen und Lorbeerblätter genommen, für die scharfe Version noch eingelegte Pipi Piri-Schoten. Alles bio, natürlich. Dazu zwei Liter stinkbilligen weissen Tafelessig (leider nicht bio) und zwei Liter nicht ganz so billigen weissen Gewürzessig.
Zu Hause kamen dann erst mal die grossen Einmachgläser – ich schwöre auf Weck – zum Sterilisieren in den Einkochtopf, der Essig mit ca. zwei Liter Wasser und einer grossen Handvoll Gewürze in eine grosse Pfanne zum Aufkochen auf den Herd. Wie, kein Zucker? Nein, kein Zucker. Wir sind hier nicht in Deutschland und schmeissen überall Zucker rein. Ach ja, gewisse Menschen hätten jetzt auch noch die Gurken mit Salz bestreut und über Nacht stehen lassen, aber sowas liegt mir nicht. Solange das Resultat stimmt, verzichte ich gerne auf überflüssige Arbeitsschritte. Ich begnüge mich damit, die Gurken gut zu waschen und diejenigen, die zu gross sind fürs Glas, in Scheiben oder Streifen zu schneiden.
Wenn die Gläser sterilisiert sind, kommen die Gurken ins Glas, wo sie mit dem Gewürzessig übergossen werden. Immer schön brav ins Glas und nicht über den Rand, wenn ich bitten darf, obschon ein bisschen Essig auf dem Rand angeblich nichts ausmachen soll. Die Piri Piri lasse ich übrigens bei der Hälfte der Gläser weg, weil bekanntlich nicht alle scharf darauf sind. Wenn die Gläser verschlossen sind, kommen sie nochmals für vierzig Minuten in den Einkochtopf und dann an einen dunklen Ort, wo die Gurken schön lange ziehen können, mindestens zwei Wochen, länger schadet auch nicht. Am besten hoch oben im Vorratsschrank lagern, damit Menschen wie Luise, die nicht warten können, nicht rankommen. “Meiner” gibt sich ja unschuldig und behauptet standhaft, Luise hätte die Gläser jeweils aufgemacht und einer hätte das Zeug danach halt aufessen müssen.