Günther Oettingers Englischkenntnisse sind Legende und seine Ideen stammen in aller Regel bis aufs Komma und den Punkt aus der Feder von Lobbyisten, die ja als einzige wissen, was gut für Deutschland und Europa ist.
Oettingers Ausraster beim Lobbyabend in Hamburg
Vor drei Tagen hat Oettinger auf dem „EuropAbend“ des AGA Unternehmensverbands – natürlich eine Lobbyveranstaltung – in Hamburg vor ca. 200 Gästen einmal mehr vom Leder gezogen.
Und das, obwohl der AGA eine Kamera aufgestellt habe und die Rede zumindest in Teilen aufgenommen habe, sagt der bekannte Verleger Sebastian Marquardt zu SZ.de und ergänzte: „Oettinger konnte nicht davon ausgehen, dass das ein privater Zirkel ist. Davon kann man bei so einer Veranstaltung nicht ausgehen.“
Auf der Webseite der AGA werden zwar Aussagen von Oettinger zitiert – allerdings fehlen dabei die problematischen Passagen.
Von Schlitzaugen und Schlitzohren, Gawwanens und die Pflicht-Homoehe
Der designierte EU-Haushaltskommissar ließ sich dann in durchaus problematischer Form über die Gleichberechtigung homosexueller Menschen aus, und auch rassistische Äußerungen sollen nach Angaben Marquardt gefallen sein.
Nachdem Oettinger vor seinem Publikum über „Schlitzaugen und Schlitzohren“ schwadroniert hatte, schaltete Marquardt seine Kamera ein, nach eigenen Angaben nachdem und weil diese Aussage gefallen war.
Ähnlich berichtet es die der Twitter-Nutzerin @journelle. Sie twitterte schon am 26. Oktober, offenbar also während der laufenden Veranstaltung, dass Oettinger das Wort „Schlitzaugen“ verwendet haben soll. Kontext dabei ist die angeblich fehlende Bereitschaft in Europa, Handelsabkommen zu schließen und die Gefahr, dass die EU „bald pazifisch-asiatisch bestimmt sein“ werde.
„Es geht, meine Damen und Herren, um Governance; um die Frage der Regierungskunst. Um die Frage, ob man handlungsfähig ist“, sagt Oettinger ernst und beklagte die modernen Zeiten: „Newspaper: Neuigkeiten auf Papier. Früher hatten alle eine Zeitung zur Hand – jetzt war ich der einzige. Display on, online unterwegs.“. Noch ist der homophobe und frauenfeindliche Rassist ja auch EU-Digitalkommissar…
Das Fazit von Verleger Sebastian Marquardt: „Was er im weiteren Verlauf gesagt hat, ist kein humanistisches Weltbild. Es ist homophob, rassistisch und frauenfeindlich.“ Und er fügt hinzu: „Als überzeugter Europäer will ich nicht von einem Politiker mit diesem Menschenbild, nicht in der Kommission und auf der internationalen Bühne, vertreten werden.“