Eine Kuppel aus Stahl und Draht. Große Bauwerke umgeben große Personen häufig. Das dachten sich wohl auch die Setdesigner von Günther Jauchs neuem Studio bei der ARD, aus dem er nun allsonntäglich für die eine Realität sorgen soll. Aber ist er denn so groß?
So saß er dann nun auch dort zum „Jahrestag der Anschläge des 11.September“ mit seinen Gästen und dem Publikum, abgeschottet von der Außenwelt in seiner Kuppel. Ausnahmsweise waren die Gäste nicht vollständig aus dem üblichen ARD Talk-Zoo, doch ob die Wahl mit Mathias Döpfner, Jürgen „Klinsi“ Klinsmann, Peter Struck, Elke Heidenreich und Jürgen Todenhöfer so günstig war wird sich erst im Verlauf der Sendung zeigen.
Zunächst musste erst einmal in bester SternTV-/PrivatTVmanier die Emotionskarte gespielt werden. Das ist bei diesem Thema nicht unbedingt ein Vorwurf. Doch muss man im Verlauf der Sendung feststellen, dass diese Taktik zum Dauerzustand wird…dazu später mehr. Natürlich dürfen dann auch noch die angereisten Experten ihren elften September darstellen und dann schnell weiter zum ersten Einspieler, sechzig Sekunden, dann schnell einen Satz von jedem, aber wirklich nur einen, dann wieder ein Einspieler. So geht es die ganze Sendung. Wenn das also ein Redeformat sein soll, muss Frauentausch die Realität sein…Die ganze Sendung ist einen Melange aus knappen Meinungsfetzen, 60 Sekunden Einspielern und dem hilflosen Geplapper des Günther Jauch. Er schafft es zu keiner Zeit auch nur den Ansatz einer Diskussion zu etablieren beziehungsweise zu zulassen. Entweder schneidet er seinen Gästen gnadenlos das Wort ab oder hat nicht den Mut auch nur eine kritische Frage zu stellen. Und das ist nur die Form.
Viel stärker manifestiert sich die Ziellosigkeit der Sendung beim Inhalt. Man hat natürlich ein Verständnis für die Komplexität und Weite des gesamten Themengebietes, welches an diesen Ereignissen hängt. Allerdings kann man von einer Sendung wie der gestrigen auch sicher erwarten, dass sie der journalistischen Grundaufgabe nachtkommt. Nämlich Themen aufgreifen, erläutern und vor allem kritisch zu hinterfragen. All das schafft Günther Jauch in seiner Sendung an keinem Punkt. Das Thema bleibt diffus, es bleibt beim Namedropping der einzelnen Themenschwerpunkte ohne erkennbaren Fokus. Wie schon erwähnt, auch wenn das Thema komplex ist, muss doch zumindest der Moderator (oder seine Redaktion) eine Richtung im Hinterkopf haben, um Gäste konkret nach ihrer Haltung zu befragen. So ist es nicht weiter verwunderlich wenn selbst Steilvorlagen wie sie Elke Heidenreich lieferte (in etwa: „Man sollte nicht nur nach den zehn Jahren nach den Anschlägen fragen, sondern auch auf die Ursachen / die Zeit davor blicken“) abgewürgt werden und nicht mal einer einzigen Reaktion gewürdigt werden. Das verblüffenste allerdings war die Glanzlosigkeit der konservativen Gäste, welche ja eindeutig in der Überzahl waren. Nicht einmal ein sonst so streitbarer Gast wie der Springer-Chef Döpfner konnten mit kontroversen Äußerungen für Aufregung sorgen. Friede, Freude, Jauch . . .
Zusammenfassend bleibt im Grunde nur festzustellen, dass das was hier Diskussion heißt nicht mehr als einfallsloser Plausch ist und in egal welchem Medium nichts zu suchen hat!