Guinea ist seit heute Ebola-frei. Hä? Ist das nicht schon 2000-and-late?

Jetzt ist es offiziell: Das westafrikanische Land Guinea ist Ebola-frei. Dies teilte heute die World Health Organization (WHO) mit. «Today the World Health Organization (WHO) declares the end of Ebola virus transmission in the Republic of Guinea. Forty-two days have passed since the last person confirmed to have Ebola virus disease tested negative for the second time», schreibt die WHO. Übrigens: Schon im Januar hatte die WHO Westafrika für Ebola-frei erklärt, aber wirklich mitgekriegt hat das niemand. Nachdem die Epidemie 2014 ständig in den Medien war, reichte es in der letzten Zeit nicht mehr für die grosse Medienbühne. Andere Themen wie die Terroranschläge in Europa, der Krieg in Syrien oder noch viel wichtiger der Erdogan-Streit, hatten sich in den Vordergrund gedrängt. Passend dazu schrieb «Die Zeit» im letzten August: «Ebola ist in Afrika nicht besiegt. Doch die Welt hat keine Lust mehr, sich damit zu beschäftigen.»

Ich möchte hier aber eigentlich kein Gejammer über die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Medienwelt beginnen. Dafür möchte ich euch einen Artikel präsentieren, den ich im Herbst 2014 als Semesterarbeit verfassen musste und der nie veröffentlicht wurde. Ich bin kürzlich wieder auf ihn gestossen und die WHO hat mir heute passenderweise den Aufhänger geliefert. Zum Artikel gehört auch eine Infografik:

Guinea ist seit heute Ebola-frei. Hä? Ist das nicht schon 2000-and-late?

Unveröffentlichter Artikel für Modul «Praxis 5», Bachelorstudiengang Kommunikation, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Abgabe am 11. Dezember 2014. Von Pascal Wiederkehr:

Impfstoff-Tests gestartet
Die Schweiz rüstet sich im Kampf gegen Ebola

In Genf wurde ein altes, statt ein neues Ebola-Medikament eingesetzt. Trotzdem konnte der erste Patient der Schweiz erfolgreich behandelt werden. Die Westschweiz trägt auch in der Forschung einen wichtigen Anteil an der Bekämpfung einer Ebola-Epidemie bei.

Obwohl die Wirkung des experimentellen Ebola-Serums ZMapp nicht wissenschaftlich bewiesen ist, liefert es laut Ärzten positive Ergebnisse bei der Behandlung von Ebola-Erkrankten. Auch der erste Ebola-Patient der Schweiz, Félix Báez, sollte am Universitätsspital Genf (HUG) ursprünglich damit behandelt werden. Der kubanische Arzt war am 21. November in die Schweiz gebracht worden, weil er sich bei einem Einsatz in Sierra Leone mit dem gefährlichen Virus angesteckt hatte. Bei seiner Ankunft mussten ihm die Genfer Ärzte aber ein anderes Medikament verabreichen, weil ZMapp weltweit aufgebraucht zu sein scheint.

Laurent Kaiser, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am HUG, konnte trotz intensiver Recherchen keine Dosen auftreiben, wie er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte. Für die Behandlung setzten die Ärzte deshalb auf das Vorgängerserum ZMAb. Offen ist, welche Rolle es bei der Genesung von Báez spielte, so Kaiser. Der kubanische Arzt war neben ZMAb gleichzeitig mit dem japanischen Grippemittel Favipiravir behandelt worden. Nach 16 Tagen in Spitalpflege wurde er am vergangenen Samstag als geheilt entlassen und durfte nach Kuba zurückkehren.

Die Westschweiz testet Ebola-Impfstoffe

Die Westschweiz spielt auch eine wichtige Rolle in der Erprobung eines Impfstoffs gegen Ebola. Ende Oktober bewilligte das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic das Gesuch für eine Studie an der Universitätsklinik in Lausanne. Im November dann ein weiteres mit einem anderen Impfstoff am HUG. Beide Studien werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt. In Lausanne nehmen rund 120 Freiwillige teil. Getestet wird dort der Impfstoff cAd3-EBO, der vom britischen Pharmahersteller GlaxoSmithKline entwickelt wurde. Die 115 Freiwilligen in Genf erhalten hingegen das Vakzin VSV-EBOV, eine Entwicklung des kanadischen Gesundheitsministeriums. Den Probanden werden bei den Tests prinzipiell harmlose Viren injiziert, die genetisch verändert das Ebola-Virus produzieren sollen.

«Dass je ein Impfstoff in Genf und Lausanne getestet wird, hat unter anderem damit zu tun, dass in der Westschweiz zahlreiche wichtige internationale Organisationen angesiedelt sind, die Leute ins Krisengebiet in Westafrika schicken», sagt Peter Balzli, Mediensprecher von Swissmedic. Weitere wichtige Gründe seien auch die Qualität der Forschung in diesen beiden Kliniken und deren guter Ruf.
Da nur sehr wenig Impfstoff vorhanden ist, und die Produktion von grösseren Mengen mehrere Monate dauert, nehmen vor allem Freiwillige teil, die danach als medizinisches Personal zur Bekämpfung der Epidemie in Westafrika zum Einsatz kommen. Laut der WHO sollen erste Ergebnisse bis Anfang des kommenden Jahres bekannt werden. Die Finanzierung, Produktion und Auslieferung von gross angelegten Ebola-Impfungen seien jedoch frühestens Mitte 2015 möglich. Weitere Tests finden auch in den USA, Deutschland, Grossbritannien und Mali statt.

Weltweit über 17’000 Ansteckungen

Nicht nur bei der Entwicklung von Impfstoffen, sondern auch im Kampf gegen Ebola konnten bereits erste Erfolge gemeldet werden – so wurde Nigeria von der WHO Ende Oktober als ebolafrei deklariert. Innerhalb von 42 Tagen hatte sich niemand mehr mit dem Virus angesteckt. Trotzdem steigt in Westafrika die Zahl der Ebola-Fälle weiter an: Über 17’000 Personen haben sich angesteckt und schon 6070 sind daran gestorben. In Guinea, Liberia und Sierra Leone bleibt die Zahl der Ansteckungen weiterhin hoch. Ausserhalb Westafrikas konnte sich das zu 90 Prozent tödliche Virus bisher jedoch nicht verbreiten. Ansteckungen gab es ausschliesslich beim Pflegepersonal in Krankenhäusern.

Für die Schweiz besteht laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein überschaubares Risiko. «Nach heutiger Einschätzung ist diese Gefahr nach wie vor gering – insbesondere was eine Ausbreitung der Krankheit in der Bevölkerung betrifft.» Die Schweiz sei gut vorbereitet und medizinisch gerüstet. Gemäss BAG könnten alle fünf Schweizer Universitätsspitäler Ebola-Erkrankte behandeln. Dies bestätigt auch Stefan Kuster, Oberarzt für Infektiologie und Spitalhygiene in Zürich: «Wir sind auf die Aufnahme von Ebola-Patienten vorbereitet.»



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