Die große alte Dame des Jugendbuchs, engagierte Lehrerin und Autorin, diskutiert auch noch hochbetagt mit Schülern und Erwachsenen über ihre Bücher. Ihr Roman „Die Wolke“ von 1987, unter dem Eindruck von Tschernobyl 1986 entstanden, schildert uns eindringlich, was passiert, wenn ein deutsches AKW hochgeht bzw. genau das eintritt, was man immer am meisten fürchtete (siehe auch den Film DAS CHINA-SYNDROM, 1979, in dem sich die Kernschmelze durch die Erde von Three Mile Island nach China fortsetzen und dort Abertausende von Toten fordern würde): Die Kernschmelze, wie in Tschernobyl bereits passiert, und nun in voller Entfaltung in Japan und Fukushima zu beobachten ist. Anlässlich dieser erneuten starken Aktualität möchte ich eine kleine Retroperspektive zu Gudrun Pausewang anbieten.
Dr. Uwe Jahnke
Gudrun Pausewang – Leben und WerK
Ravensburg 2011, ab 12 Jahren, 160 Seiten,
s/w Fotos von Gudrun Pausewang, Format: 12,3 x 18,0 cm,
kartoniert, 7,95 €, Ravensburger Buchverlag
Vom Leben und vom Schreiben
Seit über vierzig Jahren ist Gudrun Pausewang als Schriftstellerin tätig. Ihr Werk wurde vielfach – unter anderem mit dem Jugendliteraturpreis 1988 – ausgezeichnet. Und auch mit 82 Jahren diskutiert sie bei Lesungen leidenschaftlich mit ihrem jungen Publikum. Uwe Jahnke stellt in seiner gleichnamigen Betrachtung Leben und Werk der engagierten Autorin vor – und zeigt, wie beides untrennbar miteinander verbunden ist. Gudrun Pausewang, geboren 1928, gehört zu den bedeutendsten deutschen Jugendbuchautorinnen. Wie keine andere hat sie das Gesicht einer sozialkritisch engagierten Jugendliteratur geprägt. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Mit dem Roman „Die Wolke“(1987), für den sie ein Jahr später den Jugendliteraturpreis erhielt, erlangte sie internationale Geltung. Uwe Jahnke betrachtet in „Gudrun Pausewang – Leben und Werk“ den Werdegang der Autorin. Eine kurze Biografie zeigt, auf welche Weise Pausewangs Schreiben von der Kindheit im Nationalsozialismus, von ihren Jahren als Lehrerin in Lateinamerika und ihrem Engagement in der Friedensbewegung beeinflusst wurde. In einem ausführlichen Interviewteil erläutert Gudrun Pausewang selbst Bezüge zwischen Leben und Veröffentlichungen und liefert wertvolle Interpretationsansätze für ihre Romane. Eine Zeittafel und Bibliografie, Fotos und Coverabbildungen runden die Reise durch das Schaffen der engagierten Autorin ab. So wird dieses Buch zur interessanten Fundgrube für alle Pausewang-Fans und zur ersten Orientierung für Schülerreferate.
Dr. Uwe Jahnke unterrichtet Deutsch und Geschichte am Gymnasium und ist zudem Lehrbeauftragter für Germanistik und Deutschdidaktik an der Universität Bielefeld. Er kennt Gudrun Pausewang seit vielen Jahren durch zahlreiche Lesungen und hat bereits einen Beitrag über ihre Literatur in der Zeitschrift „Wirkendes Wort“ veröffentlicht.
Gudrun Pausewang
Die Wolke
Ravensburg 1987/2011, 224 S., ab 13 Jahren,
kartoniert, 6,95 €, Ravensburger Buchverlag
Völlig unvorbereitet werden Janna-Berta und alle anderen Schüler und Lehrer in der Schule von einem Katastrophenalarm überrascht, der wegen eines schwerwiegenden Reaktorunfalls im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld ausgelöst wurde. Janna rennt nach Hause, aber schon sind alle weg. Die Straßen sind verstopft, Janna nimmt ihren kleinen Bruder Uli mit und beide flüchten mit dem Fahrrad. Uli kollidiert dabei mit einem Auto, wird getötet. Fremde nehmen Janna mit und bringen sie vom toten Bruder weg. Er bleibt am Straßenrand zurück. Janna kommt schwer traumatisiert und bereits verstrahlt an der DDR-Grenze an und wird im Notkrankenhaus Herleshausen behandelt. Ihre Eltern und Familie ist bei dem Unglück ums Leben gekommen, nur ihre Großeltern überlebten, da sie auf Mallorca waren. Nachdem die Sperre in dem Gebiet aufgehoben wird, kehrt Janna zurück, findet die Überreste ihres Bruders neben der Straße, begräbt ihn und trifft ihre Großeltern. Diese glauben erst, was passiert ist, als sie ihre Haube vom Kopf zieht und die Glatze zeigt …
Ein spannendes und eindringliches Buch, das viele Schreckmomente in sich birgt, die nicht nur die jungen Bürger aufwecken.
Gudrun Pausewang
Omi, liebe Omi
Ravensburg 2010, kartoniert, 160 S. mit Illustrationen von Stefanie Harjes,
Originalausgabe, ab 10 Jahren, 12,95 €, Ravensburger Buchverlag
Auf Wiedersehen, Omi!
Liv liebt ihre Oma über alles – sie ist immer für sie da. Doch eines Tages steht die Großmutter nicht mehr auf. Nur schwer kann sich Liv damit abfinden, dass sie tot sein soll. Jede Nacht träumt sie sich ihre geliebte Omi im Schlaf herbei und zusammen erleben sie wunderbare Dinge – bis Liv erkennt, dass sie doch endgültig Abschied nehmen muss …
Mit „Omi, liebe Omi“ legt die Bestseller-Autorin Gudrun Pausewang für Kinder ab 10 Jahren eine poetische, zarte Geschichte über den Abschied von einem geliebten Menschen vor.
Die alleinerziehende Mutter der achtjährigen Liv ist beruflich viel unterwegs – aber ihre Omi ist immer für sie da. Sie weckt Liv und bringt sie ins Bett, geht mit ihr ins Freibad und zum Einkaufen, kocht ihr Lieblingsessen, liest ihr vor und tröstet sie. Eines Morgens jedoch ist Omi nicht vor Liv wach und steht auch nicht mehr auf. Plötzlich ist alles anders. Doch selbst nach der Beerdigung verweigert sich Liv der Erkenntnis, dass die Großmutter tot ist.
Als ihre Mutter beginnt, Omis Hab und Gut auszuräumen, streitet sie sich mit ihr – heimlich versteckt sie einige von Omis Sachen in ihrem Schrank. Jede Nacht kommt Omi Liv besuchen und schwebt mit ihr durch den Garten und über die Stadt – bis der Tag kommt, an dem Liv endgültig Abschied nehmen und die Omi gehen lassen muss …
Die Geschichte von Liv thematisiert psychologisch einfühlsam Liebe, Verlust und Trauer. Dieses Buch kann kleinen und großen Lesern helfen, Trauer besser zu bewältigen und Kinder auf den Abschied von einem geliebten Menschen vorbereiten.