GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 2 – Ein Sequel mit Herz

Erstellt am 24. April 2017 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Guardians of the Galaxy Vol. 2
USA. 2017. Regie und Buch: James Gunn: Mit: Chris Pratt, Zoe Saldana, Bradley Cooper, Dave Bautista, Vin Diesel, Michael Rooker, Karen Gillan, Pom Klementieff, Kurt Russell, Elizabeth Debicki, Chris Sullivan, Sean Gunn, Sylvester Stallone, Tommy Flanagan, Stan Lee, Aramis Knight u.a. Länge: 137 Minuten. Freigegeben ab 12 Jahren. Ab 27. April 2017 im Kino.
Story:
Die Abenteuer der "Guardians of the Galaxy" gehen weiter, und diesmal führt sie ihr Trip bis an die äußeren Grenzen des Kosmos. Die Guardians müssen um ihre neu gefundene Familie kämpfen, während sich das Geheimnis um Peter Quills wahre Eltern langsam lüftet. Dabei wandeln sich alte Feinde zu neuen Verbündeten, und auch einige neue Charaktere tauchen auf der intergalaktischen Bühne auf.


Kritik:
2014 überraschte James Gunn uns alle mit seiner Weltraumoper Guardians of the Galaxy. Der Film war, trotzdem die Guardians selber zu dem Zeitpunkt der breiten Masse recht unbekannt waren, ein riesiger Erfolg. Das lässt sich vor allem dadurch erklären, dass sich der Film, obwohl er Teil des Marvel Cinematic Universe ist, überraschend eigenständig und frisch angefühlt hat. Er stand für sich und wirkte nicht nur wie ein weiteres Puzzleteil im MCU. Entsprechend erwartungsvoll stehen die Fans nun dem zweiten Teil der Reihe gegenüber. Doch können diese Erwartungen überhaupt erfüllt oder gar übertroffen werden? Ein zweiter Teil kann sich selbstverständlich nie so frisch und originell anfühlen wie der erste, doch genau das fordern scheinbar viele ein. Allerdings wäre James Gunn nicht James Gunn, wenn er mit diesem Problem nicht fertig werden würde.

Der zweite Teil der Reihe konzentriert sich sehr stark auf das Thema Familie. Jetzt mag man schnell an ein anderes Franchise denken, dass gerade mit seinem neusten Beitrag einen enormen Erfolg feiert, doch könnte das Verständnis von Familie in den beiden Filmen kaum unterschiedlicher sein. Während uns bei Fast and Furious eine bedingungslose Liebe innerhalb der "Familie" vorgegaukelt wird, sehen wir bei den Guardians einen wirklichen Zusammenhalt, der auch durch nicht abwendbare Konflikte nicht gebrochen werden kann. Allerdings geht es in Guardians of the Galaxy Vol. 2 nicht nur um Familie im übertragenen Sinne, sondern auch im wörtlichen. Star Lord trifft im Film nämlich auf seinen leiblichen Vater Ego. Verkörpert von Kurt Russel will dieser seinem Sohn der Vater sein, der er vorher nicht sein könnte und ihm erklären, was seine Rolle im Leben ist. Also begleiten die Guardians ihn kurzerhand auf seinen Planeten um mehr zu erfahren. Und auch wenn Star Lord das Gefühl, dass ihm seine "richtige" Familie bringt sehr genießt, muss er im Verlaufe des Films feststellen, dass die Erwartungen die man an seinen leiblichen Vater hat nicht immer erfüllt werden.
Insgesamt ist Guardians of the Galaxy Vol. 2 ein überraschend emotionaler Film. Genau mit dieser Emotionalität versucht Gunn auch die fehlende Frische des Films auszugleichen – mit Erfolg. Sei es die Beziehung zwischen Star Lord und seinem Vater, Gamorra und ihrer Schwester oder Drax Vergangenheit, egal wie kitschig die einzelnen emotionalen Momente des Films auch sein mögen, sie funktionieren. Der Grund dafür liegt im Umgang mit dem Kitsch. Der Film ist sich dessen nämlich stets bewusst und geht das ganze mit einem lächeln an. In seinen besten Momenten schafft er es dadurch, dem Zuschauer die ein oder andere Träne abzuringen. Etwas, dass man von einem Guardians of the Galaxy Film nicht unbedingt erwarten würde. Doch keine Sorge, dabei kommen Action und Humor keinesfalls zu kurz – im Gegenteil. Gunn feuert im Minutentakt mit Witzen auf uns, die dankenswerterweise auch alle noch sehr treffsicher sind und inszeniert die Action wieder sehr gekonnt.
Das der Humor so gut funktioniert ist aber nicht nur Gunn und seinem fabelhaften Drehbuch zu verdanken, sondern vor allem dem komödiantischen Talent der Darsteller. Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Michael Rooker und Karen Gillan kehren in ihre Rollen aus dem ersten Teil zurück und schaffen es in den besten Fällen ihre Leistung im ersten Teil noch zu toppen. Dank James Gunns ausgeglichenem Drehbuch, stiehlt auch kein Darsteller dem anderen die Show. Jeder Darsteller bekommt seine Momente und wird dem Zuschauer auch nach dem Film im Gedächtnis bleiben. Eine Rarität in Ensemblefilmen. Allerdings sei erwähnt, dass Michael Rooker und Karen Gillan in diesem zweiten Teil eine wesentlich größere Rolle spielen als noch im ersten. Insbesondere Michael Rooker bekommt dabei einige schöne Momente spendiert, die sowohl seinem Talent, als auch seinem Charakter mehr als gerecht werden. Da wir schon so viel von Familie sprechen, soll auch James Gunns Bruder Sean Gunn als Kraglin nicht unerwähnt bleiben. Im zweiten Teil spielt auch er eine wesentlich größere Rolle. Das fühlt sich aber nicht nach Vetternwirtschaft an, sondern macht für den Film durchaus Sinn. Sein komödiantisches Talent, dass er schon in einigen Serienformaten und auch im ersten Guardians Film unter Beweis stellen konnte, kann er in seiner Rolle vollends ausleben. Neben den altbekannten Gesichtern stoßen aber auch zwei neue Größen dem Cast hinzu. Kurt Russel scheint die perfekte Wahl zu sein, um Chris Pratts Vater zu spielen. Beide haben einen ähnlichen Charme, beide eine ähnliche Attitüde. Das sorgt für eine unheimlich stimmige Chemie zwischen den beiden, so dass man ihnen die Vater Sohn Beziehung von der ersten Sekunde an abkauft. Auch Pom Klementieff als Mantis ist eine willkommene Erweiterung. Sie und Drax sorgen für einige der größten Lacher im Film. Insgesamt merkt man dem Cast an, dass sie sich untereinander verdammt gut verstehen und irre viel Spaß beim Dreh hatten - und das ist unbezahlbar.
Natürlich darf auch die Musik nicht vergessen werden, die bereits im ersten Teil eine essenzielle Rolle spielte. In Vol. 2 versucht Gunn etwas neues. Während der Soundtrack des ersten Films gut ins Ohr ging und man ihn ohne Probleme in Dauerschleife hören konnte, baut Gunn den Soundtrack des zweiten Teils besser in den Film ein. So ist einer der Songs gar ein wichtiger Plot Point. Dadurch ist der Soundtrack zwar nicht so gut hörbar wie der erste – wenn auch trotzdem noch gut hörbar – spielt aber für den Film selbst eine wichtigere Rolle. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Und ja, das ist eine Anspielung auf die Goldenen Wesen im Film. Das Volk – Enclave genannt – sorgt zwar für den ein oder anderen guten Lacher zu Beginn des Films, hat aber über den gesamten Film verteilt zu viel Screentime. Zu oft sehen wir, wie sie an ihren in Steuerapparaten für die Drohnen sitzen und sich darüber aufregen, dass die Guardians sie erneut zurückschlagen. Die ersten Male mag das noch ganz witzig sein, nutzt sich aber leider recht schnell ab. Dass das der einzig große Kritikpunkt am Film ist sollte aber zeigen, wie gelungen der Film in seiner Gesamtheit ist.
Fazit: In Guardians of the Galaxy Vol. 2 vereint James Gunn alles, was wir am ersten Teil so geliebt haben: Toll inszenierte Action, treffsicherer Humor und viel Herz. Anstelle der Frische und Originalität des ersten Films, bietet er wesentlich mehr Emotionen. Dadurch ist Guardians 2 nicht unbedingt besser, aber in keinem Fall schlechter als der Erste.
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Eine Gastkritik von Tobias Bangemann