Guácharo – Wo Hitchcocks Vögel zu Hause sind

Die Laute des Guácharo, auch als Fettschwalm und Ölvogel bekannt, sind Vorbild für Hitchcocks

Die Laute des Guácharo, auch als Fettschwalm und Ölvogel bekannt, sind Vorbild für Hitchcocks “Die Vögel”, © Soerfm, Wikomedia Commons

Schwarz gefiederte Gestalten fliegen hektisch durchs das Bild. Das Trommeln, von dem sie begleitet werden, verheißt nichts Gutes. Doch da ist noch etwas anderes. So ein Geräusch. Undefinierbar. Nur das hohe Piepsen und der Flügelschlag lässt erahnen, dass „die Vögel“ das Unglück bringende Lied anstimmen. Es ist nicht etwa der Fantasie entsprungen, sondern existiert wirklich: In Venezuela, im Inneren der Höhle von Guácharo.

Blick aus der Guácharo Höhle in die Wälder des Nationalparks Cuevas del Guácharo in Norden Venezuelas, © Alejandrofrancob, Wikimedia Commons

Blick aus der Guácharo Höhle in die Wälder des Nationalparks Cuevas del Guácharo in Norden Venezuelas, © Alejandrofrancob, Wikimedia Commons

In der Cueva del Guácharo sind jedoch keine Krähen oder gar Möwen und Scharen von Sperlingen sesshaft. Im düsteren Höhlensystem inmitten des Parque Nacional Cuevas del Guácharo im Norden von Venezuela ist ein anderer Vogel heimisch: Der Fettschwalm oder wie er in der Landessprache heißt Guácharo. Im Jahr 2014 wurde er sogar von Biologen zum ungewöhnlichsten Vogel ernannt. Er hat so einiges Einzigartiges an sich. Zunächst wäre da sein Spitzname „Ölvogel“. Als Jungtiere haben Fettschwalme große Mengen an Fett gespeichert, dass von Indianern sogar als Öl genutzt wurde. Erstaunlich ist zudem, wie lange sie schon auf dem Planeten verweilen: Seit 80 Millionen Jahren behaupten sie sich als einzig nachtaktives, Früchte fressendes Federvieh auf der Erde. Und obwohl sie nicht wie Fledermäuse, sondern eher wie eine Kreuzung aus Eule und Falke aussehen, nutzen sie dennoch das gleiche System zur Orientierung. Mittels Echopeilung navigieren sie sich durch die über zehn Kilometern langen Gänge und Schächte der Höhle. Diese Laute inspirierten Alfred Hitchcock dazu, seine Vögel so klingen zu lassen.

Die Cueva del Guácharo ist voll von Stalaktiten und Stalagmiten, © Tigerfenix, Wikimedia Commons

Die Cueva del Guácharo ist voll von Stalaktiten und Stalagmiten, © Tigerfenix, Wikimedia Commons

Lange vor Hitchcock entdeckte jedoch ein anderer die Höhle: Alexander von Humboldt stieß im Jahr 1799 auf die Grotte und ihre Bewohner. In der Dunkelheit, nur erleuchtet von kleinen Lampen als Lichtquelle, muss es schon damals beklemmend gewesen sein, umzingelt zu sein von tausenden Guácharos und ihren Gesängen, die sich ebenso tausendfach überlagern. Begleitet von der immerwährenden Melodie sind bei guten Bedingungen Expeditionen bis zu 1,2 Kilometer ins Innere der Höhle möglich. Da sie von einem Fluss gespeist wird, treten teilweise Überschwemmungen, die eine Tour auf 400 Meter verkürzen können.
Das längste Höhlensystem Venezuelas, keine 20 Kilometer östlich von Caripe entfernt, scheint jedes Mal sein Erscheinungsbild zu ändern, wechselt man den Blickwinkel. Vom Kalk des finsteren Labyrinths aus Stalagmiten und Stalaktiten prallen zwar unentwegt die merkwürdigen Rufe der Fettschwalme ab, aber dennoch ist es für Naturliebhaber ein Paradies – wenn auch der etwas anderen Art.

Wer selbst die Vögel Hitchcocks singen hören oder auf den Pfaden Alexander von Humboldts wandern möchte, kann dies auf unseren Reisen Auyan Tepui Trekking & Angel Fall Expedition, Naturreise Venezuela oder als Zusatz auf unseren weiteren Venezuela Reisen.

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