Der Vorgänger ist mittlerweile schon ein Klassiker: Guacamelee! schickte uns in eine schrillbunte Fantasywelt namens Mexiversum mit deutlichen Referenzen an die mexikanische Geschichte und Kultur. Im besten Metroidvania-Stil ging es durch liebevoll designte Levels, in denen unzählige Gegner verdroschen wurden. Zuerst 2013 auf der PlayStation 3 ein Hit, steht nun die Fortsetzung ins Haus.
Helden gesucht
Liebe zum Detail
Groß umstellen müssen sich Kenner und Fans des Vorgängers nicht: Auch Teil 2 setzt wieder auf das mit allerlei Humor und Schabernack garnierte Spielprinzip aus dem Vorgänger. In der 2D-Spielwelt existiert wieder die Welt der Toten als Paralleluniversum, zwischen welcher und der „Realität" gerne hin- und hergewechselt wird. Damit keine allzu depressive Stimmung aufkommt, haben die Entwickler wie im Vorgänger die Levels mit allerlei schrulligen NPCs vollgestopft, mit denen mitunter reichlich launige Textboxendialoge geführt werden, um die Story voranzutreiben. Dabei geht es gewohnt skurril bis absurd zu, so dass sich Fans des ersten Teils sofort wie daheim fühlen sollten. Dass für Teil 2 das Rad nicht neu erfunden wurde, stellt sich nach kurzer Eingewöhnungszeit auch als goldrichtige Entscheidung heraus. Denn getreu dem Motto „Never touch a running system" hat Drinkbox hier nicht nur Bewährtes beibehalten, sondern durch gezieltes Feintuning an wenigen Stellschrauben grobe Verschlimmbesserungen vermieden.
Diese Behutsamkeit merkt man dem Spiel durchweg an. Mit Liebe zum Detail wurden die Animationen überarbeitet, die Story weitergeführt, die Charaktere entwickelt und vor allem das Gameplay in Nuancen justiert. Das war aber schon vom Grundsatz her im Vorgänger fantastisch: Die Kollisionsabfrage funktioniert tadellos, Juan reagiert auf Joypadkommando ohne Verzögerung und selbst aussichtslos erscheinende Hüpfpassagen verlieren dank der präzisen Steuerung schnell ihren Schrecken.
Labyrinth-Wrestler
Die gerade im späteren Spielverlauf mitunter doch ziemlich großen Levels werden dabei nicht zur Frustfalle: zahlreiche Rücksetzpunkte sorgen dafür, dass Juan nach seinem Ableben selten weiter als zwei Bildschirme zurückgesetzt wird und neu starten darf. Nicht selten findet sich in Räumen mit fummeligen Sprungpassagen oder besonders fiesen Gegnern der Rücksetzpunkt gleich in einer der Ecken des Raumes. Das ist gerade im späteren Verlauf auch nötig, denn so sanft das Spiel in die Mechanik einführt und verschiedene Gegnertypen auf den Spieler loslässt, so saftig zieht der Schwierigkeitsgrad nach seiner Eingewöhnungsphase an.
Damit Juan mit den immer stärker werden Gegnern und Zwischenbossen mithalten kann, bekommt er nach und nach Spezialangriffe spendiert. Den Anfang stellt eine Art Uppercut dar, der mit einer einfachen Tastenkombination ausgelöst wird und beachtliche Durchschlagskraft entfaltet. Doch Vorsicht: Spezialangriffe kosten Ausdauerpunkte, daher sollten sie klug eingesetzt werden.
Aus einem Guss
Fazit
Es ist wie vor gut fünf Jahren eine große Freude mit Juan durch die 2D-Welten zu wrestlen und die immer größer werdenden Gegnerhorden von der Platte zu putzen. Drinkbox hat vieles sehr vorsichtig verbessert, nichts wurde grundlegend über den Haufen geworfen, dafür vieles im Detail zum positiven verändert. Das ergibt in der Summe ein stimmiges Gesamtbild, was auch für Menschen attraktiv ist, die Teil 1 nicht gespielt haben. Großes Vorwissen erfordert Teil 2 nämlich nicht, die absurd-bekloppte Story mit ihren lateinamerikanisch inspirierten Skurrilitäten lässt sich auch so wunderbar genießen. Der mit der Zeit anwachsende Schwierigkeitsgrad macht spätere Passagen teils sehr herausfordernd, durch mehrere Mechaniken wie zahlreiche Rücksetzpunkte bleibt das Spiel aber immer fair. Guacamelee! 2 wird Fans sowieso begeistern und ist ganz nebenbei auch einer der besten Titel, die dieses Jahr veröffentlicht wurden.