Gstanzl vom Oktoberfest


Gstanzl vom OktoberfestJa! Wieder einmal ist in der "Weltstadt mit Herz" Oktoberfest und jedermann kleidet sich in billige Dirndlimitate aus China und peinliche Kniebundhosen in Krachlederoptik, um auf das größte kollektive Besäufnis der Welt pilgern, sich dort das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen und sich aus freien Stücken zum kompletten Vollpfosten zu machen.
Diese abgrundtiefen Niederungen unsagbarer Bayerntümelei und grauenhafter Retortentradition sind für mich Grund genug, dir, lieber Leser, ein älteres Loseblatt über das Oktoberfest noch einmal zu präsentieren. Und um dem ganzen Grauen auch noch einen authentischen Anstrich zu verleihen, habe ich für meinem Wiesnbeitrag die Form des Gstanzls, einer bayrisch-österreichischen Volksliedform gewählt. Damit auch jeder das Gstanzl verstehen kann, habe ich es in moderatem, gut verständlichem Bayrisch verfasst:
Auf der Wiesn, do is lustig.
Auf die Wiesn muß ma geh'n,
weil do kannst an ganzen Haufen
einig'schmeckte Deppen seh'n.

Unser Madl braucht a Dirndl,
drum hupf mer glei in'd Stadt
und holen's beim Diskonter,
weil der Dirndln billig hat.

Krachlederne san teuer,
Ja, san die denn verruckt?
Mei Hos' is net aus Leder,
doch in Krachoptik bedruckt.
Jetzt schau' mer aus wie Trottln.
So a bisserl grenzdebil.
Ja, mir ham a Bayernticket,
und die Wiesn ist das Ziel.
Mir geh'n glei' ins erste Bierzelt,
weil mir ham an Riesendurscht.
A Maß Bier kost' zwar neundreißig,
aber dös is uns heut' wurscht.
Weil die Maßen so schlecht g'schenkt san,
bestell mer schnell no' zwei.
Unser Madl will jetzt weiter,
also press' mer's in uns nei.
Vor'm Scheißhaus wart' a Schlang'n,
so lang halt mer's nimmer aus.
Willst du auf der Wiesn biseln,
gehst halt ganz schnell hinten naus.
Mir ham no net ganz ab'klopft
kommt der Sheriff mit am Stern.
Wildes biseln: Vierzig Euro,
uns ist's leichter, mir zahl'n gern.
Jetzt kriegt's Madl no a Herzerl,
und der Geldbeutel ist leer.
Und mir Buam, mir san recht b'suffa.
Grad so passt's, was woll'mer mehr.
Auf der Heimfahrt wird's uns übel
und mir fühl'n uns elend krank,
doch im Zug lasst sich's g'scheit kotzen.
Jetzt geht's besser, Gottseidank.
Und am Sonntag früh um oanse
samma endlich wieder z'haus.
Nächstes Jahr ist au a Wiesn.
Ja, da fahr'n mir wieder naus.

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