Grüne Ausländerfeindlichkeit in Kreuzberg: "Touris raus!"

Von Frontmotor
Und wo wir schonmal bei Lokalpatriotismus sind:
In Berlin macht sich eine neue Form der Fremdenfeindlichkeit breit. Die alteingesessenen, meist zugereisten, Kreuzberger verbitten sich Belästigungen durch Touristen. Kein Witz. Das Thema machte vor zwei Jahren das erste mal die Runde: Als ein -den Avantgardisten wohl zu bürgerlich aussehendes- Rentnerehepaar durch den wahnsinnig szenigen Wrangelkiez spazierte, wurden sie plötzlich laut und mit erkennbar schwäbischem Akzent angeblafft: "Touris raus!". Der das rief, war ein in den Achtziger Jahren Zugereister, der seitdem das Kreuzberger-sein als Beruf gewählt hat.
Seitdem muss es noch schlimmer geworden sein. Denn inzwischen veranstalten die Grünen Bürgerforen zum Thema "Hilfe, die Touris kommen!" (Link). Die zugereisten Ur-Einwohner verbitten sich nämlich laut Tagesspiegel (Link), von Touristen allzu sehr belästigt zu werden:
Mit dem neuen Feindbild, dem Touristen, scheint es, haben die Grünen einen Nerv getroffen. „Es wird einfach zu viel!“, lautet noch eines der gemäßigteren Statements. Und unter Applaus ruft ein Mann dazwischen: „Das ist nicht mehr unser Kiez.“ Die Kreuzberger fühlen sich von den Touristen überrannt. „Wie im Zoo“, komme man sich vor. „Die Menschen, die diesen Kiez zu dem gemacht haben, was er ist, werden bald nicht mehr hier sein.“, befürchten andere. Und endlich sagt es jemand: „Wir wollen sie nicht hier haben. Berliner sind unfreundlich. Es wird Zeit, dass wir das den Touristen auch kommunizieren!“

Der sich da vorkommt wie im Zoo erinnerte mich an einen früheren Cartoon im Tagesspiegel. Darauf war eine Frau im durchsichtigen Kleid auf einer Cocktailparty abgebildet, die sich künstlich darüber erregte, von den anderen Gästen dauernd angestarrt zu werden..
Was die Kreuz-Berger Grünen da auf ihrer Website schreiben, könnte ebenso von einer stramm rechten Partei stammen, wenn man "Tourist" durch eine andere Vokabel ersetzt. Beispiel:
Die große öffentliche Aufmerksamkeit bezüglich der Veranstaltung „Hilfe, die Touris kommen!“, die am vergangenen Montag im Nachbarschaftshaus Cuvrystraße stattfand, hat uns in der Einschätzung bestätigt, dass dieses Thema die Menschen in den Kiezen bewegt.
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Denn der ungesteuerte Tourismus sorgt in den Kiezen auch für Probleme: Es kommt zwischen Bewohnerinnen und Besuchern zu Auseinandersetzungen um Lärmbelästigung und Müll. Die Konflikte an der Admiralbrücke oder in der Simon-Dach-Straße sind Beispiele dafür. Zudem wirken die Folgen des Tourismus stadtentwicklungsprägend. Kleine Läden werden zum Nachteil der BewohnerInnen durch rentablere Cocktailbars und Kneipen ersetzt. Diese Entwicklung wollen wir stoppen. Denn die Kieze sollen Lebensräume für die BewohnerInnen bleiben und dürfen nicht einseitig als Tourismusressource verstanden werden.

Verstanden? Mich erinnert das an Sätze wie: "Ich habe im Grunde genommen gar nichts gegen Ausländer. Die sollen nur da bleiben, wo sie herkommen." So machen nun die Kreuz-Berger Stimmung gegen Touristen. Und fühlen sich dabei womöglich auch noch wahnsinnig progressiv - weil begehrt.
Der frühere deutsche Spießer hatte für jeden etwas: Arbeitslosen sagte er: "Geh erstmal arbeiten!". Einwanderern sagte er: "Ihr nehmt uns die Arbeitsplätze weg." Meist war er es, der am allerwenigsten Lust auf seine Arbeit hatte. Die Grünen in Kreuzberg -und übrigens auch im Prenzlberg- wählen sich mit Vorliebe Umfelder, denen sie sich mit einer verqueren Art von Understatement überlegen fühlen können: "Haut ab, wir leben hier nach unseren Regeln. Gut, es funktioniert eigentlich nur, weil Ihr es uns ermöglicht. Aber wer will das wissen?"
Die Grüne Klientel klagt heute auf Schutz vor Partylärm, den Ausländer in ihrer Nachbarschaft veranstalten. Geht's noch? Sie wollen geschützt werden vor "lärmenden Fremden." Und auch vor anderen: Vor einigen Jahren klagte Cem Özdemir gegen die Eröffnung einer Fixerstube in seinem Wohnhaus klagte. Die Grünen bzw. ihre Klientel sind spießig und selbstgerecht geworden. Bin gespannt, wie (und ob überhaupt) sich Renate Künast dazu äußern wird. Sie muss jetzt Farbe bekennen.
Feindlichkeit gegenüber Einwanderern und Hilfsbedürftigen ist das eine. Eine in lächerliche Avantgardepose gekehrte innere Unklarheit ist das andere. Gegen die Sanierung und Umgestaltung der Prenzlberger Kastanienallee hat sich unter der Führung des Alt-Raver "Dr." Motte nun ebenfalls eine grüne Wutbürgerinitiative gegründet: K21. Wer als Wohnstil ein gehobenes Messitum und juvenile Matrazen auf Fussboden bevorzugt, wer also die Unfähigkeit, sein Leben zu strukturen gerne auch in äußere Verwahrlosung umsetzt, und es architektonisch gerne "zerrissen" und "ungestaltet" mag, der darf sich bei K21 nun ganz vorne fühlen.
Ja und drittens wären da die Grünen, die gerne im Verwaltungs- oder Regierungsapparat arbeiten und sich einen 3er BMW als Dienstwagen wünschen. Man will ja beides: Für die gute Sache arbeiten und den Eltern und Freunden gerne zeigen, dass man es irgendwie geschafft hat.
Geht mir weg mit diesen Großstadtgrünen.