Im Vorfeld hatte ich bereits viele Gespräche, wie ich den Gründungszuschuss am besten bekommen würde. Während die einen gesagt haben ich soll auf jeden Fall ehrlich sein und sofort von meiner Idee und meiner Gründung erzählen, gab es andere, die gesagt haben ich soll genau das auf keinen Fall erzählen. Denn in diesem Fall gäbe es keinen Grund mich mit einem Zuschuss zu finanzieren. Wieder andere haben behauptet ich müsste so tun, als ob ich einen Job suche und dann versuchen mit möglichst unauffälligen Fehlern aus dem Bewerbungsprozess zu fallen. Und den besten „Tipp“, den ich im Vorhinein bekommen habe war der, mich als total bescheuert und nicht-vermittelbar zu präsentieren – unrasiert, bad hair day und dreckige Kleidung. Das hätte wohl zeigen sollen, dass meine einzige Chance in der Selbstständigkeit läge. Wie genau das zu meinem bisherigen Lebenslauf gepasst hätte weiß ich auch nicht. Soviel sei sofort gesagt, den letzten Tipp habe ich nicht befolgt.
Aber ihr könnt euch sicher vorstellen, und so geht es vermutlich vielen vor dem Gespräch, ich war relativ verwirrt. Nicht zuletzt, weil mir auch die Dame vom Münchner Existenzgründerbüro erzählt hat, dass ich den Zuschuss grundsätzlich nur erhalte, wenn es überhaupt keinen anderen passenden freien Job gäbe. Ich habe mir dann vorgenommen, keine Geschichte zu erfinden sondern einfach ehrlich zu sein und hoffen, dass die Ehrlichkeit geschätzt würde. Insbesondere auf die Frage, warum ich die Kündigung eingereicht habe, wollte ich so direkt wie möglich beantworten.
Als ich also heute in der Früh dort um zehn vor 8 erschienen bin gab es bereits eine Menschentraube vor dem Eingang, wie bei vermutlich allen Ämtern in München. Die Leute, die dort in der Schlange standen waren genauso wie man es sich vorstellt: Jogginghose und offensichtlich ungepflegt. Ich denke, die haben alle auf den falschen „Tipp“ gehört.
Das Gespräch verlief von beiden Seiten sehr offen. Die Dame war zwar zu Beginn etwas erschrocken, als ich ihr den Grund für meine Kündigung gesagt habe, aber nach Erklärung meiner Situation – und zwar die ehrliche Version – hatte sie es verstanden und hatte ein offenes Ohr. Ob ich den Gründungszuschuss für den Start bekomme steht (leider) noch nicht fest, aber sie würde meinem Antrag zustimmen und der Rest ist wohl bloß noch eine Formsache. Auf jeden Fall ist ein großer Schritt in die richtige Richtung gemacht und meine Finanzierung für die nächsten Monate gesichert.
Ihr könnt euch sicher vorstellen wie groß die Last war, die von meinen Schultern abgefallen ist!
Euer Sebastian