Nach hart kommt weich. Bisher waren meine Bilder immer in der Grundeinstellung hart. Jetzt habe ich für mich etwas neues entdeckt. Grundeinstellung: weich. Von was faselt der Trout denn jetzt? Von Bildern (ist ja klar) und zwar jene, die aus der Dunkelkammer kommen. So richtig auf Fotopapier, unter dem Vergrößerer ausbelichtet und durch Chemie gezogen.
Hart oder weich – alles eine Frage der Bildbearbeitung
Kleine Aufklärung: Kamera ans Auge, Auslöser drücken, Film aus der Kamera pruckeln und durch Entwickler ziehen. Das ist Teil 1. Danach getrockneten Film in den Vergrößerer spannen, auf Fotopapier belichten, durch Entwickler usw. ziehen. Das ist Teil 2. Der wird auch Bildbearbeitung genannt. Digital übersetzt könnte man auch sagen … ne, das lassen wir jetzt, ich liebe das analoge Arbeiten und deshalb fotografiere ich analog. Die digitale Übersetzung mag derjenige machen, der es mag. Ich spare mir das. Weiter im Text. Ich habe die Grundeinstellung weich für mich (wieder)entdeckt. Kurze Rückblende … Ende der 70er Jahre hatte ich schon einmal so eine Phase, in der ich gewisse Aufnahmen gerne in der Grundeinstellung weich ausgearbeitet habe. Irgendwann war es damit vorbei und viele Jahrzehnte habe ich in der Grundeinstellung hart meine Bilder bearbeitet. Naja, nicht so richtig bretthart, aber doch deutlich kräftiger, als in der Grundeinstellung weich.
Mannmannmann, was Fotografen sich an Kleinigkeiten festfaseln können … und ich bin Fotograf mit einer starken Neigung zum Festfaseln. Dabei interessiert es doch keine Socke, weil es am Ende nur auf das Bild ankommt. Oder ist doch noch ein wenig Gefasel erwünscht? Ok, könnt Ihr haben. Festgradationspapier (Gradation 3) unter einen Vergrößerer mit Diffusor-System nehmen, Blende am Vergrößerungsobjektiv möglichst weit zudrehen, ellenlange Belichtungszeit mit der Tendenz zur Unterbelichtung, einen harten Entwickler so dünn wie möglich ansetzen und das Fotopapier sehr lange im Entwickler schwimmen lassen. Standentwicklung für Fotopapier. Ist zwar vollkommen widersinnig, bewährt sich aber schon seit Jahrzehnten, wenn die Grundeinstellung weich im Fokus steht. Ich bin gerade auf dem Weich-Tripp … da müsst Ihr durch.
Für was soll das denn gut sein?
Tolle Frage. Für was soll das denn gut sein? Für was wohl? Für den Bildausdruck! Für mich! Ich mache die Bilder für mich, weil sie mir gefallen, weil ich die Grundeinstellung weich für dieses Bild (im Moment) schön und interessant finde. Ich muss mit meinen Bildern nicht mehr um Wohlgefälligkeit buhlen, sondern kann mich an den Bildern erfreuen und finde vielleicht noch ein oder zwei andere Menschen, denen die Bilder so gefallen. Ok, das ist jetzt nicht massenlikefähig und wird auch kein tonnenschweres Pluskonto füllen. Aber das ist mir auch egal, weil meine Bilder für mich sind … in erster Linie …
Grundeinstellung weich – weil ich es kann
Jetzt kommt die sozialkritische Komponente meines Blog-Posts. Muss sein, weil sonst wäre meine Wortmeldung nicht komplett
Auffällig ist, dass unglaublich viele Fotografen ihre Bilder nach dem Geschmack ihrer Bildergucker ausrichten. Gnadenlos. Es werden Klischees bedient. Ok, das ist wohl ein Default-Wert der Fotografie, aber es muss nicht so sein. Sich einmal nach einem ganz eigenen Grundrezept zu richten, kann ganz schön befreiend sein. Zum Glück gibt es in der Fotografie keine Normen, die es zu erfüllen gilt. Im Moment macht mir die Grundeinstellung weich Spaß, bis mir wieder eine andere Sache besser gefällt. Freiheit Fotografie … ich genieße das.