Grundeinkommen: Es muss was getan werden – und zwar jetzt!

Grundeinkommen: Es muss was getan werden – und zwar jetzt!

Bedingungsloses Grundeinkommen Teil 2

Vom Maria Nasswetter

Definieren wir zunächst das bedingungslose Grundeinkommen wie es in der Publikation von Blaschke und Rätz gemacht wird. Demnach muss eine Grundeinkommenszahlung individuell garantiert sein und nicht an eine Gegenleistung oder Arbeit gekoppelt werden. Es darf bei der Auszahlung die Bedürftigkeit keine Rolle spielen und eine existenzsichernden Höhe darstellen, die auch eine entsprechende Teilhabe an der Gesellschaft gewährleistet.

Teure Bürokratie fällt weg

Da fällt doch sofort auf, dass eine bedingungslose Grundeinkommenszahlung ungemein viel Bürokratie ersparen würde. Denn wenn ich an die vielen Schreiben, Berechnungen, Konsultationen, Gesetzesentwürfe und -änderungen bezüglich der jetzt geltenden Mindestsicherung oder Hartz IV denke, dann erspart schon allein das ungemein viele Beamtenstunden, die enorm viel Geld kosten. Geschweige denn die vielen frustrierenden Stunden und Tage, die damit verbracht werden müssen, bis man zu dem Geld kommt, das einem per Gesetz zusteht.

Der Soziologe Durkheim und die Arbeitsteilung

Durkheim, ein wichtiger französischer Soziologe, hat sich mit der Arbeitsteilung und der Individualisierung befasst. Er spricht von der mechanischen Solidarität, die in traditionellen Gesellschaften vorherrscht. Damit spricht er von einer Gesellschaftsform, bei der eine geringe Arbeitsteilung, die hohe soziale Kontrolle und das Arbeiten im Kollektiv üblich waren. Das war die Zeit vor der Industrialisierung (in Europa), wo die meisten in gewissem Maße Selbstversorger waren. Danach, mit dem Einsetzen der Industrialisierung spricht Durkheim von der organischen Solidarität. Dabei steht nun die Arbeitsteilung im Vordergrund. Die Abhängigkeiten voneinander werden größer und das Kollektivbewusstsein geht zurück. Damit entwickelt sich der Individualismus in der Arbeitswelt. Einerseits kann sich nun das Individuum entwickeln, ist jedoch gleichzeitig von der Gesellschaft abhängiger geworden.

Sprechen wir mal von der Individuell-strukturierten Solidarität

Wie würde nun Durkheim das digitale Zeitalter der Industrie 4.0 in seiner Diktion bezeichnen? Ich nenne es mal die Individuell-strukturierte Solidarität. Ich komme darauf, weil immer wieder darauf verwiesen wird, geht es um das bedingungslose Grundeinkommen, dass die Menschen in diesem Falle sich aussuchen würden, was sie arbeiten wollen und sich mehr von ihren Fähigkeiten und Vorlieben, denn von den Einkommensmöglichkeiten leiten ließen.

Gesetzt den Fall, wir würden das bedingungslose Grundeinkommen in Europa einführen. Es käme vermutlich zu unzähligen Entwicklungsmöglichkeiten und Umbrüchen. Davor aber fürchten sich viele, warnen und malen diesbezüglich den Teufel an die Wand.

Die Menschheit hat schon vieles durchgestanden

Beruhigend ist doch, dass es in der Menschheitsgeschichte immer schon der Fall war, dass sie vor gigantischen Neuerungen und Erkenntnissen nicht gefeit waren. Aber allen Prognosen zum trotz ist die Welt nicht untergegangen. Die Menschen fielen nicht reihenweise ins Nichts, als sie ans Ende des Horizontes segelten oder entdeckten, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Wir haben die Wende computertechnisch ins 21. Jahrhundert sehr gut geschafft und das Zusammenleben in Europa ist seit etwas mehr als 80 Jahren friedlich (mit geringen Ausnahmen).

Konstruktives Tun und mutiges Handeln ist angesagt.

In dieser Serie sollen die konstruktiven Ideen und Vorstellungen publiziert und im Vordergrund stehen. Denn dieses wichtige Thema ist mitunter nicht davor gefeit durch negative Schlagzeilen die Gelassenheit, die dafür notwendig ist zu verlieren, wenn eine so große gesellschaftliche Veränderung ansteht. Zudem gibt es den in der Soziologie gebräuchlichen Begriff der sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Man kennt es vielleicht aus der persönlichen Erfahrung. Nimmt man permanent das Schlechte, das Nicht-Gelingende an, dann ist die große Wahrscheinlichkeit gegeben, dass es tatsächlich so eintritt. Das kommt daher, dass wir ja so oder so und nochmals anders entscheiden können. Dass wir unsere Aufmerksamkeit auf das oder etwas anderes lenken können. Dass Entscheidungen beeinflussbar durch Stimmungen und Vorannahmen sind, ist schon oft bewiesen worden.

Daher ist es konstruktiv, sich schrittweise zu überlegen, welche Konsequenzen, Ideen und Umsetzungen folgen müssen. Wir können nicht in die Zukunft schauen und wissen, was tatsächlich funktioniert und was nicht. Aber besser wir tun jetzt schon etwas. Agieren statt reagieren ist angesagt.

Zum Nachlesen:

Blaschke, Ronald und Werner Rätz (Hrsg.), 2013: Teil der Lösung: Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Zürich: Rotpunktverlag

Hillmann, Karl-Heinz, 2007: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag

Durkheim, Emile, 1992: Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften. Frankfurt am Main: Surkamp


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