Gut elf Jahre ist es jetzt her, dass „Notting Hill“ in die deutschen Kinos kam, daran können sich die jetzigen Teens schon gar nicht mehr erinnern, da wird es Zeit für eine Neuauflage. „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ soll’s richten und lebt (seien wir mal ehrlich) unser aller Traum aus. Rockstar trifft Mädchen, große Liebesgeschichte folgt. Genau das richtige um Sonne in unsere vom trüben Herbstwetter geplagten Herzen zu bringen.
Lila (Anna Fischer) hat gerade ein Jahr als Austauschschülerin verbracht, ohne Internet und Fernsehen. Nur so kann man offensichtlich erklären, dass sie die Band Berlin Mitte nicht kennt, die Tokio Hotel ähnlich das deutsche Publikum zum toben bringt. Auf denkbar abgefahrene (aber durchaus kreative) Art und Weise erschafft der Film ihr die Möglichkeit den Leadsänger eben dieser Band, Chriz (Kostja Ullmann), kennen zu lernen. Natürlich verliert sie ihr Handy, natürlich bringt er es ihr vorbei, natürlich machen die beiden eine romantische Bootstour und verlieben sich ineinander (Ich habe nie behauptet der Film sei frei von unglaubwürdiger Romantik, ich behaupte nur, dass sie so zuckersüß und leicht daher kommt, dass man sich daran gar nicht stört). Der Weg zueinander wird durch Termindruck, Paparazzi und einen überaus fiesen Manager natürlich erschwert, doch zum Glück bieten sich dadurch endlose Möglichkeiten für Fluchten, geheime Treffen und große Liebesbekundungen. Was jeder Fan schon vor sich hin getagträumt hat, hier sieht man’s noch mal auf der großen Leinwand und kann mitschmachten. Aber so rosarot und puschelig kann es nicht bleiben. Lilas kleine Schwester, der wahrscheinlich größte Berlin Mitte Fan der Welt, verplappert sich und die Presse bekommt Wind von der Sache, ein Ding der Unmöglichkeit, da Chriz laut Vertrag Solo zu sein hat. Er steht nur vor mehreren Problemen: der Bedrohung seiner Karriere, der Enttäuschung seiner Bandkollen und dem logischen Verdacht, dass Lila ihn nur benutzt und alles ausgeplaudert hat. Auch Rockerherzen können brechen. Das Ende mit viel hin und her (und dann noch ein bisschen mehr) solltet Ihr Euch schon selbst angucken.
Der einzige Wehrmutstropfen des Films sind die ersten fünf Minuten. Lila kommt von ihrem Austauschjahr wieder und lässt sich eine gefühlte Ewigkeit auf unerträglich überhebliche und einfältige Art und Weise über ihre Gastfamilie und ihr Austauschjahr aus. Leider hat mir das ihren Charakter für den Rest des Films verdorben und ich konnte mich gar nicht richtig mit ihr freuen. Das ist sehr schade, denn ansonsten ist Lila hinreißend echt und von Anna Fischer bezaubernd gespielt. Ich danke aber den Castern für die Wahl von Kostja Ullmann. Nicht nur, weil er gut ohne T-Shirt aussieht (das natürlich auch), sondern weil man ihm die Zerrissenheit zwischen Ruhm und Alltag, zwischen Karriere und Liebe, zwischen Herz und Verstand ansieht und mitfühlt. Zusätzlicher Bonus-Pluspunkt (mit Hütchen und Schleife): die beiden singen selbst. Kostja alle Lieder von Berlin Mitte und Anna am Ende auch zum Abspann. Ullmann nahm sogar extra Gesangsunterricht. Hat sich gelohnt, klingt alles gut und beim Abspann konnt’ ich’s nicht glauben und hab darum noch mal nachrecherchiert, um auch sicher zu gehen. Der heimliche Star des Films ist natürlich der Bodyguard Horst. Werdet ihr schon sehen.
Mein Tipp also: „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ unbedingt ansehen. Ist nicht nur was für Teens, mitschmachten kann ja schließlich jeder (ob aus aktuellem Anlass oder aus Nostalgie). Am besten geht Ihr mit Eurer besten Freundin, dann kann man mit jemandem zusammen seufzend und kichernd im Kinosessel versinken. Nur die ersten fünf Minuten einfach mal Finger in die Ohren und laut lalalalala machen, dann wird der Rest schon schön.
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