Donnerstag, 12. September 2013 • 18:15 Uhr
EKEL. Groteske Körper unterwandern das mechanische Ballett: in der Sowjetunion und den ML-Parteien der 70er Jahre der BRD
Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen der internationalen Fachtagung “Ästhetik des Drastischen” (Eröffnungsvortrag)
Von Prof. em. Dr. Helmut Lethen
Die Überlegungen des Vortrags nehmen ihren Ausgang von einer denkwürdigen Ausstellung des Wiener Volkskundemuseums im Jahre 2003. Ausgestellt wurde „Sowjetische Unterwäsche“. Der Katalog bietet interessante Beispiele der politischen und ästhetischen Drastik. Er demonstriert auch das Fortwirken von Michail Bachtins gegen die sowjetische Körperkultur gerichtete Konstruktion des „grotesken Körpers“. Das zweite Beispiel stammt aus der Studentenbewegung der 60er Jahre. Genosse Pawla scheißt auf den Richtertisch und erzeugt nicht nur im konservativen Lager, sondern auch bei der ML-Linken: Ekel.
Professor em. Dr. Helmut Lethen, geboren 1939, ist seit Oktober 2007 Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften IFK (Wien). Von 1996 bis 2004 hatte er einen Lehrstuhl für Neueste Deutsche Literatur an der Universität Rostock inne, von 1977 bis 1996 war er Professor an der Universität Utrecht/Niederlande. Lethens thematische Schwerpunkte sind: Konzepte der Historischen Avantgarden 1910 – 1930; Verhaltenslehren des 20. Jahrhunderts und die Tradition der europäischen Moralistik; Literatur, Anthropologie und Biologie in den 1930er-Jahren; Kulturen der Evidenz. Zuletzt erschienen: Suche nach dem Handorakel. Ein Bericht. Göttingen 2012.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher