Falls ihr euch heute am frühen Abend irgendwo in der Nähe unseres Hauses – etwa im Umkreis von fünf Kilometern – aufgehalten habt und ihr ein Kind ganz schrecklich habt schreien hören, dann heisst das noch lange nicht, dass ihr gleich den Kinderschutz alarmieren müsst. „Meiner“ und ich haben nämlich nur versucht, das zu tun, was verantwortungsvolle Eltern nach einem Besuch im Wald tun sollten. Wir haben unsere Kinder von Zecken befreit. Beim Prinzchen, dem Zoowärter und bei Luise ging das ganz glatt, denn die Biester hatten noch nicht gestochen, sondern waren noch auf der Suche nach dem perfekten Platz. Beim FeuerwehrRitterRömerPiraten war das mit der Befreiung hingegen nicht mehr so einfach und so kam es, dass „Meiner“ und ich – später auch noch die Grossmama – das schreiende Kind an Armen und Beinen festhalten mussten. Was zur Folge hatte, dass das Kind noch lauter schrie, wir Eltern ins Schwitzen kamen und so langsam aber sicher die Nerven verloren.
Wie das so ist in einer Grossfamilie: Wenn einer schreit, dann schreien bald einmal alle und so dauerte es nicht lange, bis Luise sich lautstark gegen das von den Eltern verordnete Bad zu wehren begann. Das Prinzchen stand daneben und brüllte abwechslungsweise seine dem Schein nach so bösen Eltern und seinen renitenten grossen Bruder an, je nachdem, wer gerade seine Unterstützung nötig hatte. Und weil das so schön war, stimmten Karlsson und der Zoowärter in den Lärm mit ein, weil sie wegen dieser doofen Zecke auf den versprochenen Film warten mussten. Das alles klang so schrecklich nach „böse Eltern misshandeln arme Kinder“, dass ich mich ernsthaft davor zu fürchten begann, dass demnächst ein besorgter Nachbar an der Türe klingeln würde. Und hätte er uns dabei angetroffen, wie wir uns darum bemühten, unseren Dritten zu bändigen, er hätte wohl gedacht, dass er eben noch rechtzeitig gekommen sei, um Schlimmeres zu verhindern. Dabei wollten wir wirklich nur Eines: Unseren grossen Jungen so schnell als möglich von dem kleinen gefährlichen Biest befreien. Aber zuweilen kann es ganz schön hitzig werden, wenn wir unser Bestes geben, unserer elterlichen Pflicht nachzukommen.