Da sitzt ein weltweit renomierter Waffenfabrikant grantelnd im Schwobeländle und rügt seinen vermutlich größten und ältesten Kunden der Inkompetenz und Ahnungslosigkeit? Das erlebt man auch nicht alle Tage!
Bei der Bundeswehr gibt es seit Jahren Kritik an der mangelnden Schussgenauigkeit des Standargewehrs G36 bei Hitze. Dabei sei es egal, ob diese Hitze klimatisch, oder durch Lauferhitzung wegen häufigen Gebrauchs, bedingt sei…
Die Bundeswehr-Hierarchie tat ihr Möglichstes, diese interne Kritik der Stoppelhopser zu unterdrücken. HK war so etwas wie eine heilige Institution der Beschaffer und sakrosankt.
Die Kritik über das G36 ebbte aber nicht ab und sogar der Wehrbeauftragte wurde von der Basis bemüht, die zunehmend in heissen Konflikten Probleme mit der “Infanteristenbraut” bekam. Dass es menschliche Verluste gab durch das G36, dürfte zwar zu vermuten, im konkreten Fall aber nur schwer zu beweisen sein, nur die Freund/Feind-Relation wird kritisiert. Das Risiko der eigenen Soldaten sollte im Einsatz das Risiko der „Feinde“ möglichst nicht überschreiten. Eine bescheidene Forderung sollte man meinen, doch weit gefehlt?
Jetzt überprüfte die Wehrtechnische Dienststelle WTD 91, die für Waffen und Munition, selbst erstmals das kritisierte Gewehr und die Vorwürfe wurden bestätigt. Bei Dauerfeuer oder hohen Außentemperaturen weicht anscheinend die Ummantelung des Laufes aus einem Verbundstoff derart auf, dass dieser nicht mehr fest fixiert ist, sondern sozusagen „in dem Brei schwimmt“ (meine Formulierung, als ahnungsloser Laie!). Das Ergebnis seien Streukreise von über 50cm, die Waffe unter diesen Bedingungen nicht zielsicher! Bei welcher (realistischen?) Kampfentfernung wurden die 50cm denn ermittelt? Für welche Entfernung das G36 konzipiert? Stehen unsere Jungs für HK nicht nahe genug am Feind?
Wie pingelig, wie unrealistisch diese Waffentester ohne Kampferfahrung doch sind. Es ist doch wohl egal, ob man in einer Horde wilder Taliban denjenigen trifft, auf den man gezielt hat, oder den daneben? Das wird doch erst beim letzten der Ziele zu einem echten Problem, oder? Im Gegenteil: Das ist doch ein Alleinstellungsmerkmal der Waffe, das als Verkaufsargument genutzt werden kann. Man braucht mit dem G36 nicht zu zielen, nur ungefähr zu deuten und trifft trotzdem. Ja, Herrgottsakra, da verkauft man doch gleich das Doppelte…
Der Test löste Sondersitzungen im Verteidigungsministerium aus, helle Aufregung: Jahrzehntelang hatten doch Lieferant und Kunde wie ein gut geschmierter (Verzeihung, ich meinte natürlich gut geölter) Beschaffungs-Mechanismus zusammen gehalten und jede Kritik unterdrückt und immer fleissig nachgeordert…
Doch das Unvorstellbare geschah: Man zog zumindest verbal eine Alternative, den Wechsel des G36 als Basiswaffe der Bundeswehr in Erwägung, Revolution! Ob es sich bei diesem Wechsel um die Rückkehr zum G3 handelt, ist derzeit nicht bekannt.
In der „normalen“ Wirtschaft wäre jetzt beim Lieferanten „die Kacke am Dampfen“, die Vertriebsleitung gefährdet, nicht so bei HK!
Der BW-Test zähle nicht, werde von HK nicht anerkannt, denn man sei nicht beteiligt gewesen! Im Klartext: Die Bundeswehr wird für unfähig gehalten ein Sturmgewehr zu testen! Ja, liebe Leute bei HK, nun bleibt doch mal auf dem Teppich, das G36 ist doch kein Marinehubschrauber!
Was also tun? Die Bundeswehr sollte sich bei HK entschuldigen und noch einmal ein ordentliches Los HK36 nachbestellen. Dann sollte sie bei der NATO fordern, beim bevorstehenden Konflikt mit Russland nur in der Polarregion, im ewigen Eis, eingesetzt zu werden. Da hätte dann auch der Marinehubschrauber kein Problem, der nicht über offenem Wasser fliegen darf…