Größenwahnsinn

Wir schreiben das Jahr 2013, es sind 27°C im Schatten und es ist Mitte August. Die Kinder plantschen in Badehosen im Garten oder toben mit Sommerkleiden oder Spaghettitops, kurzen Hosen und Sandalen auf dem Spielplatz herum. Alles könnte so schön sein - wenn nicht die Kleidungsindustrie wie jedes Jahr schon beschlossen hätte, die Herbst/Winter-Kollektion 2013/14 in die Läden zu hängen.
Ja, in einer Zeit, in der die Supermarktketten im Sommer schon die ersten Nikoläuse und Gebäckmischungen anbieten, muss König Kunde sich auch schon im Hochsommer die Wollpullis und Strickwesten in den Geschäften angucken, während er schwitzend in einem Hauch von Nichts durch die klimatisierten Läden bummelt. Aber was hat das für Auswirkungen auf uns?
Für mich fühlt es sich leider ab dem ersten Herbstmodemoment so an, als wäre der Sommer schon vorbei. Ich spüre geradezu, wie das Laub sich verfärbt, die Abende kühl und kurz werden und der Geruch des ersten Schnees naht. Und das oft schon im Juli, bevor der Sommer überhaupt auf Touren gekommen ist. Das macht mich traurig, weil ich ihn oft gar nicht richtig genießen kann.
Für die Eltern unter uns bedeutet dieser Jahreszeitenkuddelmuddel aber noch etwas ganz anderes, was uns auf eine der härtesten Proben überhaupt stellt: Fröhliches Größenraten.
Woher soll ich bitte im August wissen, welche Jackengröße Mäuschen im November hat oder welche Größe die Winterstiefel für die Maus haben müssen? Geschweigedenn zu ahnen, ob das Mäuschen dann überhaupt schon welche braucht! Dasselbe Spiel spielt man als Mutter auch gerne umgekehrt, wenn man im tiefsten Winter in den Geschäften die ersten Sommersandalen findet und nicht weiß, ob man vor Lachen oder Weinen zusammenbrechen soll. Wenn jetzt jemand denkt "Dann kauf das halt, wenn die Zeit reif ist...", muss ich leider grummelig den Kopf schütteln. Wie oft habe ich - total dreist und frech - im Juli noch Sandalen für ein Kleinkind gesucht! Alles ausverkauft, kaum noch Größen zur Auswahl, so die genervten Antworten von Verkäuferinnen. Und der Schuhsupergau dann letzten Winter, in dem die rücksichtslose Maus doch aus ihren im Spätsommer gekauften Winterstiefeln rausgewachsen und NIRGENDS Ersatz aufzutreiben war. Weder online noch in Läden. Ob das Kind nur meiner Bitte, seine Füße nicht mehr so schnell wachsen zu lassen, nachkommt, ist fraglich bis unsicher.
Was sind wir? Eltern! Und was wollen wir? Winterschuhe im November und Sommersachen im Juli!
Ich jedenfalls habe die Schnauze voll vom Größenroulette und den Ratespielen - und ganz ehrlich habe ich auch keinen kleinen Esel, der sein Schwänzchen hebt und Euronen kackt, damit ich mehrere Größen für jede Jahreszeit abdecken kann, um auch mal einen Treffer zu landen.

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