Heute stand die „Große Inselrundfahrt über La Gomera“ als gebuchter Ausflug von TUI Cruises an und wir waren schon ganz neugierig was diese kleine kanarische Insel mit den großen Berggipfeln alles zu bieten hat. Angekommen sind wir in San Sebastian de la Gomera, der Hauptstadt der Insel und gleichzeitig auch Ankunftshafen für die Kreuzfahrtschiffe. Hier lief früher schon Christoph Kolumbus ein und mindestens genauso reiselustig und gespannt wie der große Entdecker waren wir heute auch. Leider war es draußen sehr windig und neblig, aber das hielt uns nicht auf. Wir stiegen in den Reisebus mit unserem deutschen Reisebegleiter und auf ging es auf eine 8-stündige Busfahrt über die zweitkleinste der kanarischen Inseln mit knapp 24.000 Einwohnern.
Mit dem Bus durch die Berggipfel
Der Bus fuhr die Straße nach oben in die Berge hinauf und wir ließen den Hafen hinter uns. Schon bald waren wir auf den ersten Serpentinenstraßen, die sich wie kleine graue Schlangen durch das endlose Grün und die vielen Reihen von Berggipfeln wandten. Am Horizont versanken einzelne Gipfel im Nebel. Der erste Halt auf unserer Inselrundfahrt war der Aussichtspunkt Degollada de Peraza. Man hat hier in 900 Meter Höhe einen wunderbaren ersten Eindruck von der Weite der Insel. Hier wurde einst der Graf Hernán Peraza in einer nahegelegenen Höhle wegen seiner Liebe zu einer Prinzessin umgebracht. Diese Höhle kann man allerdings nicht besichtigen. Der Wind hier oben war eiskalt und unangenehm, daher ging es relativ schnell wieder in den Bus.
Unweit entfernt war schon der nächste Halt bei den Felsenformationen Los Roques. Dies ist wohl der berühmteste Aussichtspunkt auf La Gomera. Direkt vor uns lag ein riesiger Felsen, der Roque de Agando. Seine steile Wand war ein markanter Blickfang in der beeindruckenden und unbeschadeten Landschaft. Die Umgebung war durchzogen mit stufenartigen Abhängen und vielen weiteren Steilwänden. Auf diesen Abhängen wuchsen überall kleine Gebüsche und Wolfsmilchgewächse. Hier fühlte man sich zu Gast bei Mutter Natur, auf die man nur einen Blick werfen durfte, weiterzog und sie mit Ihrer Kraft, Schönheit und Gewaltigkeit wieder alleine lässt.
Kanarisches Kunsthandwerk auf La Gomera
Als nächstes fuhren wir durch eine kleine Siedlung namens Chipude und hielten dann im Töpferort El Cercado. Die Häuser lagen idyllisch auf vielen stufenartigen Hängen und hatten Terrassen, von denen man auf das Tal sehen konnte. In El Cercado wird heute noch die traditionelle Topfkunst ausgeübt. In einigen Häusern gab es auch kleine Läden, die nicht nur ihre getöpferten Kunstwerke anboten, sondern auch kanarische Spezialitäten. Man konnte dort getrocknete Feigen (einen Beutel voll für 1 Euro), Honig aus dem Saft der Palme (für 3 Euro), kanarischen Wein (ab 6 Euro) und sogar Magneten (3,50 Euro) kaufen. Auch hier will man verständlicherweise ein Stück vom touristischen Kuchen abbekommen. Die Einwohner waren äußerst nett und hilfsbereit und wir deckten uns mit einer Auswahl an Spezialitäten und Souvenirs für die Weiterreise ein.
Schwarzer Strand in Valle Gran Rey
Weiter ging unsere Inselrundfahrt durch Serpentinenstraßen mit Blick auf den Abgrund und kein Ende, weil der Boden im Nebel versunken war. Wir hielten erneut an einem Aussichtspunkt, konnten die unendlichen Palmenhaine betrachten und gelangen dann zum wunderschönen Tal Valle Gran Rey im Westen der Insel. Dieses „Tal des großen Königs“ ist das touristische Zentrum der Insel und bietet ein Fährverbindungen nach Playa Santiago, San Sebastian und sogar nach Teneriffa. Das zauberhafte Merkmal dieser Gemeinde ist der schwarze Sandstrand.
Der Bus hielt am Straßenrand nur wenige Meter vom Strand entfernt. Es gab in der Umgebung viele Cafés, Läden und Hotels. Wir genossen einfach die Sonnenstrahlen und das Rauschen des Meeres am Strand. Hier im Tal war es deutlich weniger windig als zwischen den Berggipfeln. Der Strand war mit vielen kleinen und großen Felsen verziert, auf die man sich sogar setzen konnte, um noch näher an den brechenden Wellen des Meeres zu sein. Nach einer halben Stunde Sonnentanken, waren wir erholt und gleichzeitig etwas müde. Es war Zeit für das Mittagessen. Wir machten mit dem Bus noch einen Abstecher in Vueltas, dem Hafen von Valle Gran Rey, um die vielen kleinen Fischerboote im azurblauen Wasser liegen zu sehen.
Kanarische Spezialitäten und pfeifende Frauen
Der Bus machte sich wieder auf den Weg in Richtung Norden. Wir machten noch einen Halt am Aussichtspunkt Mirador el Palmarejo. Dieser Aussichtspunkt wurde vom Künstler César Manrique erbaut, dem auf Lanzarote weitere schöne Kunstwerke und Aussichtspunkte zu verdanken sind. Von hier konnten wir nochmal das Tal Valle Gran Rey von oben betrachten.
Nun fuhren wir in Richtung Vallehermoso im Norden der Insel, um uns ins Restaurant zu begeben. Im Restaurant gab es kanarische Spezialitäten. Zuerst gab es verschiedene Sorten Brot mit scharfer Mojo Rojo Soße und einer Suppe mit Wasserkresse als Vorspeise. Als Hauptgericht gab es Hähnchen, frittierte Fischstücke und kleine gesalzene Kartoffeln, auch papas arrugadas genannt. Als Höhepunkt des Essens gab es eine frische kanarische Banane. Diese Banane war besonders intensiv und süß im Geschmack. Das Essen war ein ganz tolles Erlebnis, aber das Highlight kam zuletzt. Zwei junge Damen kamen in traditionellen Gewänden in das Restaurant und führten uns die Pfeifsprache El Silbo vor. Bei dieser Sprache können Laute nachgeahmt werden, wodurch sich die Einheimischen über weite Distanzen verständigen können. Wir genossen diese unterhaltsame Vorführung mit vollen Bäuchen bevor es wieder in den Bus ging.
Rückfahrt an der Ostküste von La Gomera
Der letzte Teil unserer Inselrundfahrt stand an. Unser Reisebegleiter erzählte uns von den immensen Waldbränden, die im August 2012 auf der Insel wüteten. Der Westen der Insel war besonders schwer betroffen und viele Einwohner aus Valle Gran Rey mussten auf Booten gerettet werden. Man sieht heute noch die Auswirkungen der Flammen. Wir fuhren an langen dunklen Waldstücken vorbei, wo nur noch schwarze Hölzer in der Luft standen.
Wir waren auf dem Weg zum Aussichtspunkt Mirador de Vallehermoso und dann zum Besucherzentrum Centro de Visitantes Juego de Bolas im Vorgebiet des Nationalparks Garajonay. Auf dem Weg dorthin fuhren wir nun durch dichte Lorbeerwälder, die in verschiedenen Grüntönen gediehen. Hier gibt es ein ethnografisches Museum, einen Ausstellungsraum, einen kleinen botanischen Garten und ein nettes Café, das kanarische Kekse verkauft. Diese Kekse gab es in verschiedenen Geschmacksrichtungen und werden typischerweise aus Gofio hergestellt. Gofio ist ein Mehl, das aus Mais und anderen gerösteten Getreidearten besteht. Diese Kekse sollte man unbedingt probieren, weil sie einen einzigartigen Geschmack haben. Allerdings schmecken diese Kekse nicht jedem, daher sollte man zunächst nur einen kaufen und ihn probieren, bevor man sich mit Keksen für Freunde und Bekannte eindeckt.
Auf dem Rückweg fuhren wir noch durch Agulo und Hermigua, zwei kleine Gemeinden auf La Gomera, und hielten unterwegs an mehreren Aussichtspunkten. Wir genossen noch einen atemberaubenden Blick auf die Berggipfel des Teide auf Teneriffa, sahen Bananenplantagen und überwältigende grüne Täler. Letztendlich kamen wir nach acht Stunden Inselrundfahrt wieder im Hafen von San Sebastian an. Dort lag die Mein Schiff 4 in einer Nebelwolke. Wir stiegen aus dem Bus aus und rannten zum Schiff, um den eiskalten Winden zu entkommen, die um das Schiff zogen. Ein aufregender und langer Tag ging zu Ende. Ein geführter Busausflug auf La Gomera ist schon sehr zu empfehlen, weil es auf dieser Insel viel zu erzählen gibt. Aber acht Stunden Busfahrt durch Gebirge und Serpentinenstraßen können auch sehr anstrengend sein. Leider war diese InselInselrundfahrt auch unser letzter Ausflug auf unserer einwöchigen Reise mit der Mein Schiff 4.
Wer noch mal einen Überblick über die Insel und unsere einzelnen Haltestellen bekommen möchte, kann sich hier die Landkarte von La Gomera ansehen:
Erschien auf Cruise-sisters | Kreuzfahrt-Blog.