Wien (Culinarius) Mit seiner Musik will der Oberösterreicher Harald Baumgartner, so wie er selbst formuliert, „kein bestimmtes Genre und noch weniger irgendwelche starren Formate bedienen, sondern einfach die Leute berühren, zum Lachen, zum Weinen oder zum Nachdenken bringen, am besten alles auf einmal.“ Und genau das ist ihm auf seinem neuen Album „melancholèrisch“ eindrucksvoll gelungen. Auch wenn die alten Granden des Austropop von Danzer bis Fendrich stets präsent sind – Andy Baum ist auf der superschönen Downtempo-Ballade „Wir“ sogar höchstpersönlich mit von der Partie – wird schnell klar, dass hier etwas ganz Neues entstanden ist. Schon der unerhört groovige Opener „Weichei“, der beattechnisch zwischen Justin Timberlake, Pharrell Williams und Stevie Wonder angesiedelt ist, setzt ein eindeutiges Zeichen.
Von Marianne Mendt, der Grande Dame des Wiener Jazz, über Musical-Guru Drew Sarich, mit dem in Berlin das hitverdächtige Duett „Braucht uns ned wundern“ aufgenommen wurde, bis hin zu den Brachialo-Rockern von Krautschädl hat sich Harald Baumgartner in den letzten Jahren mit allen Größen der Szene die Bühne geteilt. Herz von Österreich Jurorin Stefanie Werger hatte zumindest soweit Recht behalten, als sie ihm – offenbar völlig unwissend, wer da vor ihr steht – das Zeug zu jenem großartigen Sideman attestierte, als der er in der restösterreichischen Musiklandschaft ohnehin längst bekannt war. Als sie dann im Finale, in dem Harald Baumgartner schließlich ganz ohne Quetschn, dafür aber mit ordentlichPfeffer im werten Hintern den grandiosen dritten Platz erreichte, doch noch ihr Urteil revidierte und ihm das Zeug zum neuen Frontmann der Austro-Szene zusprach, mochte das wohl vor allem ihrer eigenen Ehrenrettung gedient haben.
Der Musiker hat bereits einige beeindruckene Auftritte gemeistert und Auszeichnungen erhalten. Er war Preisträger bei der Shure Voice Competition in Montreux, des Jazzfest Wien Voice Awards, Backgroundsänger beim Eurovision Songcontest 2013 in Malmö und 3. platzierter bei der Österreichmusik-Show „Herz von Österreich“. Zusammengearbeitet hat er bereits mit: Andy Baum, Drew Sarich, Marianne Mendt, Philipp Harnoncourt, Richard Österreicher, Monika Ballwein, Andie Gabauer, Tamee Harrison, Die fantastischen Vier, Mai Cocopelli, Krautschädl uvm.
In den letzten Jahren vereinten sich in feinster Motown-Manier dahingroovende Tracks wie „Weichei“ widerspruchslos mit schön schrummelig-oldschooligen Band-Tracks wie „Weil Kinder wissen“, kantigeren Rockern wie „Braucht uns ned wundern“ und endlich sogar einem superhippen Remix der Single „Immerwieder“ – den übrigens niemand geringeres als die dancefloor-affinen Parov-Stelar-Spezis von La Rochelle gebastelt haben.
Fotocredit: Thomas Lackner