Großartige Kleine: Olympus Pen E-PL7 und Panasonic Lumix GM5

Eigentlich plante ich ursprünglich einen reinen Erfahrungsbericht zur E-PL7. Doch da ich mir die E-PL7 ansah weil ich mit meiner Lumix GM5 nicht mehr ganz glücklich bin  komme ich kaum darum herum die beiden Kameras im Vergleich zu betrachten.

GM1 und GM5

Seit ich mit Olympus OM-D arbeite ist Fotografie keine belastende Angelegenheit mehr für ich. Doch auch wenn die E-M5 sich auch einmal in einer Jacken- oder Manteltasche verstauen lässt – jedenfalls so lange eines der kompakteren Objektive angesetzt ist –, als täglicher Begleiter ist sie mir doch einen Hauch zu groß.

Bislang blieb nur der Griff zur Kompaktkamera wenn man einen wirklich kompakten Fotoapparat wollte. Mit der Lumix GM1 jedoch wurde eine Systemkamera für Micro FourThirds vorgestellt, die tatsächlich nicht größer ist als eine kompakte Kompaktkamera – zumindest ohne Objektiv. Ich testete diese Kamera deshalb vor ziemlich genau einem Jahr und deklarierte sie als idealen Apparat für immer-dabei.

Festbrennweiten bevorzugt | Anstatt das Kitobjektiv dazu zu nehmen entschied ich mich im Herbst für das zu der Zeit nagelneue Lumix G 15mm ƒ1.7. Abgesehen davon, dass in meiner Festbrennweitenausstattung ein Loch zwischen 24mm KB (12mm MFT) und 50mm KB (25mm MFT) klaffte, reizte mich auch der Blendeneinstellring. Damit konnte ich die wichtigsten Belichtungsparameter Blende und Zeit bzw. Belichtungskorrektur trotz der aufgrund der kompakten Bauweise mit Bedienelementen spartanisch ausgestatteten GM1 komfortabel kontrollieren.

Die GM1 ist in der Tat eine superleichte, unauffällige Begleiterin deren Abbildungsqualität kaum hinter einer OM-D zurückliegt und die – wie die meisten MFT-Kameras – in Sachen Ausstattung und Funktion viele Einsteiger-DSLR alt aussehen lässt. Ein Funktionsriese im Jackentaschenformat kann man sagen.

Blindflug in der Sonne | Das einzige was mich an der GM1 nervte, war, dass fotografieren im Sonnenschein aufgrund des Fehlens eines Suchers oft zum Blindflug wurde. Als ich las, dass Panasonic der GM1 eine Schwester mit elektronischem Sucher zur Seite stellt begannen die Zahnräder in meinem Kopf zu arbeiten und spuckten eine Bestellung für den Apparat aus.

Plastikrädchen | Die GM5 unterscheidet sich nicht nur durch den elektronischen Sucher von der GM1 sondern hat darüber hinaus ein kleines Einstellrädchen am Rücken. Die GM1 wurde via eines Rades das mit der 4-Wege-Wippe auf dem Rücken kombiniert war bedient. Das neue Bedienrädchen der GM5 ist klickbar und hat somit eine Doppelfunktion, also zum Beispiel Blende und Zeit.

Das macht dann natürlich irgendwie den Blendenring des Objektivs obsolet. Trotz des Reizes die Blende wieder so wie früher über einen Ring am Objektiv einzustellen muss ich rückblickend sagen, dass es sich für mich praktisch nicht wirklich bewährt hat. Abgesehen davon, dass sich beim 15mm ƒ1.7 der Ring ganz vorne befindet und ausreichend leichtgängig ist sich häufig versehentlich zu verstellen, hat es auch von der Bedienung her keinen Vorteil die Blende am Objektiv statt mittels eines Einstellrads an der Kamera einzustellen – für mich persönlich geht es mit Einstellrädern an der Kamera effizienter.

Winziger Sucher | Der Grund die GM1 durch die GM5 zu ersetzen war aber doch der elektronische Sucher. Leider bestätigte sich für mich wieder einmal, dass man keine Kamera kaufen sollte die man nicht in Händen hatte. So stellte sich in der Praxis dann gleich einmal heraus, dass der elektronische Sucher der GM5 vielleicht gelegentlich als Notlösung taugen mochte – Spaß machte es aber keinen damit zu arbeiten. Panasonic machte ich deswegen keinen Vorwurf: Winzige Kamera, winziger Sucher – was hatte ich anderes erwartet?

Kein taktiles Erlebnis | Spaß macht es übrigens auch nicht das kleine Plastikrädchen zum Einstellen von Blende und Zeit zu bewegen. Was funktional clever integriert ist ist haptisch eine Katastrophe.

Am Ende hatte es sich für mich als Fehler erwiesen die GM1 durch die GM5 zu ersetzen. Das geringe Vergnügen das es bereitet durch den Sucher zu blicken und das Einstellrad zu betätigen hat unsere Beziehung auskühlen lassen und ich bekam das Gefühl, dass wir getrennte Wege gehen sollten.

Dabei sind die GM1 und GM5 eigentlich exzellente kleine Zwerge. Wie gesagt gibt es an der Ausstattung nichts zu bemängeln, die Gehäuse fühlen sich wertig an, die Qualität spielt bei den Großen mit, die Bedienung des Touchdisplays funktioniert einwandfrei und der AF arbeitet nicht langsamer oder weniger präzise als bei einer OM-D E-M5 – zumindest wäre mir das nie aufgefallen. Das einzige was ich bemängele ist, dass man »Auslösen per Touch« jedes Mal wieder aktivieren muss wenn an die Kamera aus dem Ruhezustand aufweckt.

Objektiv betrachtet kann ich GM1 und GM5 also nur beste Zeugnisse ausstellen. Dass Touchdisplays in der Sonne schwer abzulesen sind ist bei anderen Kameras nicht anders. Dass eine winzige Kamera keinen riesigen Sucher haben kann liegt in der Natur der Sache.

Pen E-PL7

Obwohl ich mit der OM-D zum Olympus-Fan wurde muss ich gestehen, dass ich die Pen nie so wirklich ernst nahm. Zwar nahm ich die E-P5 als besonders attraktive Kamera wahr – mehr als alle ihre Vorgängerinnen –, doch ich hätte sie nie für mich in Betracht gezogen.

Frauenkamera | Die E-PL7 hat viel von der Attraktivität der E-P5 abbekommen. Vielleicht war die Kombination von handtaschentauglicher Kompaktheit und sexy Body ausschlaggebend, dass Olympus sich entschied die E-PL7 als Frauenkamera zu bewerben. Während die größere E-P5 auf Olympus’ Website von einem retrostilsicheren bärtigen Hipster präsentiert wird, zeigt die Seite der E-PL7 ausschließlich weibliche Models bei denen die Kamera andere Modeaccessoires wie die Handtasche weitgehend degradiert. Zum wichtigsten Feature wird dabei das nach vorne klappbare Display das das Einfangen von Selfies mit der besten Freundin zum Kinderspiel macht.

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Aufgenommen mit dem Selfie-Display der E-PL7. Mir persönlich genügt es aber mein Konterfei morgens im Spiegel zu sehen und mein Gesicht gehört zu den Motiven die mich am wenigsten interessieren – deshalb ist das nach vorne klappbare Display auch nicht so das Killer-Feature für mich.

Richtig wahrgenommen habe ich die E-PL7 dann zum ersten Mal in einer Vitrine beim Fotohändler. Ich war überrascht wie klein sie ist. Wieder so ein Eindruck der die Zahnrädchen in meinem Schädel in Bewegung versetzte um den Gedanken zu malen ob die E-PL7 ein Ersatz für die GM5 sein könnte.

Klappdisplay statt Sucher | Zunächst einmal hat die E-PL7 ebenso wenig einen Sucher wie die GM1. Allerdings hat sie ihr gegenüber den Vorteil eines klappbaren Displays wodurch man versuchen kann das Display so hin zu drehen, dass es trotz Sonnenlicht ausreichend gut abzulesen ist. Das Klappdisplay der E-PL7 hat mir in der Praxis aber ganz etwas anderes bewusst gemacht: Ich suchte wieder nach Perspektiven nach denen ich mit den Lumix Zwergen nie gesucht hätte.

Darüber hinaus mag ich es einfach mit nach oben geklapptem Display und nach unten gerichtetem Blick zu fotografieren. Was ich im Gegensatz dazu hingegen überhaupt nicht mag, ist eine Kamera dreißig Zentimeter vor meinem Kopf in die Höhe zu halten.

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Neben der GM5 sieht die E-PL7 nicht wirklich nennenswert größer aus.

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Aus diesem Blickwinkel betrachtet sieht man hingegen, dass die E-PL7 doch deutlich größer ist als die GM5.

Klein aber größer | Die Dinge sind relativ! Wirkte die E-PL7 in der Vitrine des Händlers winzig schien sie im direkten Vergleich neben der GM1 dann doch riesig. Das kommt natürlich der Bedienung entgegen. Viele werden darüber hinaus das Gefühl haben, die E-PL7 liege sicherer in der Hand als die GMs – allerdings hatte ich bei letzteren auch nie das Gefühl sie nicht sicher halten zu können.

Ein weiterer Vorteil des größeren Gehäuses: Das Display ist viel größer! Darüber hinaus ist es von hervorragender Qualität und lässt jenes an meiner E-M5 schon wieder ziemlich alt aussehen.

Exzellente Haptik | Die Haptik der GM1 und GM5 ist gut doch die E-PL7 fühlt sich hervorragend an – ich würde sie durchaus auf Augenhöhe mit E-M5/E-M1 einstufen, was allerdings ein Bisschen täuscht, denn die Nehmerqualitäten der OM-D-Topmodelle hat die Pen nicht. Trotzdem: Olympus führt vor, dass sich Kameras in der Preisklasse unter 400 Euro nicht wie Plastikbomber anfühlen müssen.

Vorbildliches Einstellrad | Wo wir gerade bei Gefühlen sind: Das Einstellrad der E-PL7 fühlt sich exzellent an. Das Besten woran ich bisher gedreht habe (jedenfalls an Kameras). Das Rad ist gleichzeitig leichtgängig (also das Gegenteil einer Fujifilm X-T1) aber bietet ausreichend Widerstand sich nicht dauernd von selbst zu verstellen (also das Gegenteil der Olympus OM-D E-M5II). Das Einrasten der Einstellung ist perfekt ausbalanciert – ein taktiles Erlebnis (das Gegenteil des Einstellrads der GM5).

Ausreichend Funktionstasten | Drei Funktionstasten stehen an der E-PL7 zur Verfügung um weitgehend frei belegt zu werden – mehr braucht man nicht unbedingt, weniger wäre zu wenig. Auf die Starttaste für Filmaufnahmen legte ich als bekennender Nicht-Filmer die Umschaltfunktion zwischen Zeit/Blende (bei manueller Belichtung) beziehungsweise Belichtungskorrektur (in den Programmmodi).

Die Starttaste für Filme ist sehr clever unter der Daumenablage platziert. Man kann sie kaum versehentlich betätigen muss den Daumen aber nur etwas eindrehen um sie zu drücken. Anders sieht es mit den beiden anderen Funktionstasten aus die durch eine exponierte Position andauernd versehentlich betätigt werden. Ich muss noch ein Bisschen üben wie ich die Kamera beim an der Hand tragen halten muss um die entsprechenden Einstellungen nicht versehentlich zu ändern.

Auf die FN-Taste legte ich die ISO-Empfindlichkeit, auf der Vergrößerungstaste beließ ich die Standardeinstellung des Vergrößerns für manuelle Fokussierung.

Ebenfalls individualisieren lassen sich zwei Wege der Vier-Wege-Wippe wovon ich die Blitzeinstellung durch den Weißabgleich ersetzt habe. Somit habe ich alle wichtigen Einstellungen im schnellen Zugriff und kann die Kamera so flüssig bedienen wie ich mir das wünsche.

Druckknopf zum Einschalten | Zum Einschalten ist bei der E-PL7 anders als bei den meisten anderen Systemkameras kein Hebel zu kippen sondern ein Knopf zu drücken. Ich hätte gedacht, dass ich den Hebel vorziehe, doch der Knopf ist so gut positioniert und gestaltet, dass ich die E-PL7 schneller ein- und ausschalte als jede andere meiner Kameras. Dabei habe ich sie noch kein einziges Mal versehentlich eingeschaltet.

Der Schrecken der Straße | Die kleine Pen ist wahrlich eine exzellente Kamera die sich besonders auf der Straße wohl fühlt. Dass sie etwas größer ist als Panasonics kleine Lumix Modelle ist für den Transport im Alltag kaum relevant – sie passt in die gleiche kleine Tasche in der ich bislang die Lumix sowie Ersatzbatterie, Geldtasche und Handy transportierte.

In vielerlei Hinsicht ist sie mit den OM-D-Modellen auf Augenhöhe, man muss jedoch auf den Sucher und den Komfort eines zweiten Einstellrads verzichten.

Rationales Unentschieden | Dass ich mich für die kleinen Lumix-Modelle heute nicht mehr so recht begeistern kann ist rein subjektiv begründet. Objektiv betrachtet liegen E-PL7 und GM5 wohl weitgehend auf Augenhöhe – beide können Vor- und Nachteile für sich verbuchen.

Da gibt’s die Kameras | Wer sich einen eigenen Eindruck von den beschriebenen Kameras machen möchte kann das im gut sortierten Fachhandel tun – hier zu Lande empfehle ich Foto Hebenstreit wo sowohl eine Lumix als auch die E-PL7 lagernd sein dürfte. Wer lieber via Amazon bestellt findet hier drei Affiliate-Links (das heißt wenn ihr kauft fällt eine kleine Provision für mich ab):

Nachfolgend noch ein paar Bilder die in den letzten Tagen mit der E-PL7 entstanden sind.

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