Grippe und Erkältung...

Grippe und Erkältung...Grippe und Erkältung...

Grippe und Erkältung

Es ist die Zeit, da es rund um einen herum hustet, schnudert und schneuzt. Grippen und Erkältungen halten ihren Einzug in die Büros und Werkstätten. Grippeviren haben in schamanischen Betrachtungsweisen gewisse Bewegungseigenschaften: sie werfen oft die zu Boden, die sich übernehmen und zu wenig auf sich Acht geben. Damit ist nicht nur das Burnout-Syndrom gemeint, sondern auch die emotionale Vernachlässigung und das Aufschieben innerer Prozesse, wie z.B. die Verarbeitung.

Vertrauen auf die inneren Prozesse

In der menschlichen Geistwelt gibt es viele Wege und Richtungen, die sich immer gleich gestalten. Sie schlängeln sich an verschiedenen Stationen wie Postenläufe vorbei und befördern darauf Episoden des Lebens. Wir sprechen von sogenannten Prozess-Wegen.
Da wir im Schamanismus diese Wege bei allen Menschen wahrnehmen, sprechen wir von natürlichen Ordnungen im Innern des Mensch-Seins. Diese Naturwege in unserer Geistwelt gehen wir zuweilen nicht so gern, da sie Verzögerungen oder Hindernisse darstellen können, die uns in unserem alltäglichen Tun hinderlich sind. Da greifen Grippeviren ein. Wir möchten einmal vom Ansatz ausgehen, den Grippewesen Triebe zu attestieren und sich die potentiellen Wirte folgendermassen auszusuchen: "Ah, da ist jemand, der seine Prozesse nicht oder nur zaghaft angeht. Hier können wir uns einnisten".

Zur Passivität gezwungen werden

Grippeviren haben die Macht, uns hinzuschmeissen. Fieber steigt auf, wir taumeln und sehnen uns nach der wohligen Geborgenheit der Decke auf dem Sofa oder dem Bett. Je stärker sich die Grippe äussert, je einfacher scheint es uns zu fallen, das scheinbare Nichts-Tun mit der Krankheit rechtfertigen zu können. Wir mummeln uns ein und ziehen uns in uns selbst zurück. Röchelndes Jammern begleitet unser Hinabgleiten in den heilsamen Schlaf. Dort erspüren wir instinktiv Erholung und Heilung.
Schamanisch gesehen halten wir jede Bewegung in Prozesse hinein für einen sinnvollen Akt. Sei es, sich in die Trauer zu begeben, Bedrohungen in Richtung Mut zu verlassen oder durch das Spüren des eigenen Körpers sich wieder als Mensch zu fühlen.
Hinein in die Passivität und auf den Prozesswegen geschippert werden: was ist das für ein Luxus!

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Unten im vermeintlich tiefen Leid angekommen geschieht zuweilen fast Wundersames: es ist gar nicht so schlimm hier, sondern eher wohlig warm, geborgen und nach aussen hin gerecht. Die Armeen des Immunsystems kommen in ihre Kraft, da Seelenteile sich hinlegen und dem Prozess vertrauen, der da vor sich geht. Die Wahrnehmung in diesem Zustand kann aber noch weitaus mehr zu Tage bringen: die Beschäftigung des Immunsystems ist manchmal nur ein Vorwand, damit etwas in Bewegung kommt. Das Wasser der Flüsse, das durch festgefahrene Bergtäler fliesst, kann sich nach und nach um-entscheiden und findet neue Wasserwege, um seine Lebenskraft aufleben zu lassen.
Nicht selten kommt es uns nach einer Grippe vor, als wenn die Gedanken vorher nun gar nicht mehr so starkes Gewicht hätten. Eine solche Phase der Passivität kann dazu führen, dass wir als andere, neue Menschen wieder daraus auftauchen.

Die Information der Ordnung

Befasst man sich tiefer mit inneren Ordnungen wie Muster, Abläufen, Programmen oder auch Strategien zur Vermeidung und Ärgerwegen, findet man heraus, dass sich jede Ordnung ändern kann. Nur die Ebene der sogenannt natürlichen Ordnungen bleibt in den meisten Fällen unantastbar. Die Ordnungsänderung im Innern geschieht aus schamanischer Sicht durch Einwirkung von Kraft. Selten der Kraft, die gewohnheitsmässig die Biegungen der vorhandenen Ordnung durchfliesst, es sind oft ganz andere innere Kräfte, die zur Umformung führen.
Die Kraft selbst weiss aber nicht, wie sie etwas genau umformt. Es ist für uns die Ordnung selbst, die die Informationen trägt, wie sie sich gebärden soll. Den Bauplan der Ordnung finden wir teilweise aber auch in den Kräften selbst, ihrem Drall quasi, wenn sie durch die Täler preschen. Ob ein Grippevirus nur Auslöser für die Formerinnerung von Ordnungen ist, müssen wir offen lassen.

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Prozess-Wahl

Gehen wir noch einen Schritt weiter: was wenn der Grippevirus nur das Muster eines anstehenden Prozesses cool findet - quasi die Blockade, den Prozess selbst aber gar nicht identifiziert? - Das würde die Möglichkeit offen lassen, den inneren Prozess während des Hinabgleitens in die Passivität selbst zu wählen.
Man mummelt sich in die Decke ein und ist gerade dabei, die Welt emotional von sich fern zu halten. In diesen Momenten des sich Hinlegens, des sich Bettens, dürfen die Gedanken darum kreisen, was einem am eigenen Leben derzeit wirklich stört. Spannenderweise sind das sehr oft soziale Dinge. Diesen Gedanken mit in sich hinein zu nehmen und ihn vertrauensvoll in den ordnungsverändernden Prozess zu legen, kann in der Tat wählen, was genau verarbeitet werden soll.

Krankheit als Weg

Die Begrifflichkeit "Krankheit als Weg" ist etwas abgenutzt und hat einen etwas doktrinierenden Beigeschmack. Das gefällt uns schlichtweg nicht, weil dadurch Macht ausgeübt wird. Das ist vielleicht so schlimm, wie wenn einem jemand von aussen sagt: man müsse sich um sein Innenleben kümmern. Dazu hat niemand das Recht, ausser man selbst.
Es ist schön, dass unser Körper uns unterstützt, die ganz eigenen, kleinen wie grossen Wandlungen in uns geschehen zu lassen. Alles, was wir dazu tun müssen, ist uns hinzugeben, dem inneren Umformen Raum zu geben. Aber ohne das willentliche Kontrollieren, wie der Prozess abzulaufen hat: denn das verhindert den Prozess selbst. Schöner empfinden wir: sich hingeben und die natürliche Ordnung in sich einfach machen lassen.


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