Grimes
„Art Angels“
(4AD)
Keine Ahnung, warum bei den meisten Besprechungen für die Kategorie der Sparte „Weiß/Weib/Gesang“ immer wieder von Neuem das Erbe von Madame Ciccone verhandelt wird – in der seit Jahren andauernden Dauer-Casting-Show „The Next Madonna“ allerdings dürfte Grimes mit Abstand die besten Karten haben. Dabei sind es nicht einmal die Songs selbst, mit denen Claire Boucher die Konkurrenz bei diesem, ihrem regulären vierten Album auf Abstand hält, auch ihre zuweilen etwas piepsige Stimme gibt sicher nicht den Ausschlag. Vielmehr geht die Kanadierin, mittlerweile 27, ihre Karriere noch immer mit dem beeindruckenden Selbstverständnis eines trotzigen Teenagers an und benötigt dazu – dies vielleicht die größte Überraschung – nach wie vor kein plattes, sexuelles Rollenklischee, ja nicht einmal die Anspielung desselben. Es reichen der Mut und das Genie, mit welchen Boucher für die vorliegenden Tracks sämtliche Versatzstücke des zeitgemäßen Rock und Pop einmal mehr zu einem wild brodelnden Zaubertrank zusammenmischt, der einem unweigerlich Beine macht und an grellbunter Farbigkeit und Facettenreichtum schwerlich zu überbieten sein wird.
Nimmt man den wummernden Beat als einzige Konstante, werden diesem hier unzählige Schichten und Sequenzen hinzumontiert, die in der Gesamtheit ein quirlig-nervöses und hochgepitchtes MashUp ergeben: Treibende Technoelemente und Breakbeats spielen da ebenso mit hinein wie reichlich J-Pop-Verweise, Cheerleader-Gekreisch und geloopte Bluesgitarrenriffs. Hier eine geklaute Cyndie-Lauper-Hookline, („Art Angels“), ausgelassener 90er-Funk („World Princess Part II“) – „Belly Of The Beat“ nimmt sich wie eine hochtourige Version von „La Isla Bonita“ aus und der aufgedrehte RnB von „Easily“ dürfte ebensoviel Hitpotential haben wie das – naja, Duett – mit Janelle Monáe („Venus Fly“), der anderen Wuntertütenfrau, die sich in Sachen Wandlungsfähigkeit und Egogröße am ehesten mit Grimes messen kann. Nun wird manche/r behaupten, diese aufgekratzte Künstlichkeit lasse sich auf Dauer nur schwer ertragen, überhaupt ließe sich in dem quietschbunten Wirrwarr schwerlich etwas Neues erkennen. Stimmt alles – ist aber trotzdem nicht so wichtig. Was zählt, ist der Moment, und den gestaltet Grimes so verwegen und mutig wie gewohnt, sie bleibt die kindliche Kaiserin des Superpop. http://www.grimesmusic.com/
17.02. Berlin, Astra Kulturhaus
18.02. Hamburg, Docks
20.02. Frankfurt, Gibson
„Art Angels“
(4AD)
Keine Ahnung, warum bei den meisten Besprechungen für die Kategorie der Sparte „Weiß/Weib/Gesang“ immer wieder von Neuem das Erbe von Madame Ciccone verhandelt wird – in der seit Jahren andauernden Dauer-Casting-Show „The Next Madonna“ allerdings dürfte Grimes mit Abstand die besten Karten haben. Dabei sind es nicht einmal die Songs selbst, mit denen Claire Boucher die Konkurrenz bei diesem, ihrem regulären vierten Album auf Abstand hält, auch ihre zuweilen etwas piepsige Stimme gibt sicher nicht den Ausschlag. Vielmehr geht die Kanadierin, mittlerweile 27, ihre Karriere noch immer mit dem beeindruckenden Selbstverständnis eines trotzigen Teenagers an und benötigt dazu – dies vielleicht die größte Überraschung – nach wie vor kein plattes, sexuelles Rollenklischee, ja nicht einmal die Anspielung desselben. Es reichen der Mut und das Genie, mit welchen Boucher für die vorliegenden Tracks sämtliche Versatzstücke des zeitgemäßen Rock und Pop einmal mehr zu einem wild brodelnden Zaubertrank zusammenmischt, der einem unweigerlich Beine macht und an grellbunter Farbigkeit und Facettenreichtum schwerlich zu überbieten sein wird.
Nimmt man den wummernden Beat als einzige Konstante, werden diesem hier unzählige Schichten und Sequenzen hinzumontiert, die in der Gesamtheit ein quirlig-nervöses und hochgepitchtes MashUp ergeben: Treibende Technoelemente und Breakbeats spielen da ebenso mit hinein wie reichlich J-Pop-Verweise, Cheerleader-Gekreisch und geloopte Bluesgitarrenriffs. Hier eine geklaute Cyndie-Lauper-Hookline, („Art Angels“), ausgelassener 90er-Funk („World Princess Part II“) – „Belly Of The Beat“ nimmt sich wie eine hochtourige Version von „La Isla Bonita“ aus und der aufgedrehte RnB von „Easily“ dürfte ebensoviel Hitpotential haben wie das – naja, Duett – mit Janelle Monáe („Venus Fly“), der anderen Wuntertütenfrau, die sich in Sachen Wandlungsfähigkeit und Egogröße am ehesten mit Grimes messen kann. Nun wird manche/r behaupten, diese aufgekratzte Künstlichkeit lasse sich auf Dauer nur schwer ertragen, überhaupt ließe sich in dem quietschbunten Wirrwarr schwerlich etwas Neues erkennen. Stimmt alles – ist aber trotzdem nicht so wichtig. Was zählt, ist der Moment, und den gestaltet Grimes so verwegen und mutig wie gewohnt, sie bleibt die kindliche Kaiserin des Superpop. http://www.grimesmusic.com/
17.02. Berlin, Astra Kulturhaus
18.02. Hamburg, Docks
20.02. Frankfurt, Gibson