Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und wenn er die Reise alleine tut, dann kann zumindest keiner reingrätschen und einen korrigieren. Dies ist also meine ganz subjektive Urlaubsgeschichte von fünf Tagen auf Rhodos, meinem ersten selbst bezahlten Urlaub. Beziehungsweise der erste Teil davon, ist doch wieder sehr lang geworden. *g*
Meine Liste an Auslandsreisen ist relativ überschaubar. Dreimal London, einmal Brüssel, Dänemark (glaube ich) und Nordengland. Ich bin noch nie pauschal verreist, aber es gibt für alles ein erstes Mal. Und weil man bei drei Wochen Urlaub auch genug Zeit für’s Verreisen hat, habe ich tagelang im Netz und auf Papier nach einem lohnenswerten Ziel in warmen Gefilden gesucht. Neben den Klassikern in Spanien, den Balearen oder Kanaren, neben Italien oder auch Südfrankreich, kam ich dabei auch auf die griechischen Inseln und landete letztendlich bei Rhodos, bekannt durch den legendären Koloss. Letztendlich war der Plan geboren: fünf Tage Rhodos mit allem Komfort und zurück. Luxushotel am Strand, ein oder zwei Ausflüge, eine gesunde Mischung aus Beine in die Hand nehmen und selbige hoch legen.
Und so stehe ich am Donnerstag Vormittag auf dem relativ verwaisten Flughafen Hannover-Langenhagen, im Begriff einen
TUIFly-Flieger (eine 737-800) zu besteigen. Die Temperaturen in Deutschland sind moderat sommerlich, in Rhodos erwarten mich allerdings 32°C und ein wolkenloser blauer Himmel. Der Flug ist weitestgehend ereignislos und dauert etwa 3 Stunden, wegen der Zeitumstellung sind wir aber noch eine Stunde später da, um kurz vor sechs. Bei brütender Hitze verlasse ich das Flugzeug und alle warten erstmal eine gepflegte Stunde am Kofferband auf’s Gepäck. Hier sei vielleicht anzumerken, dass ich beschlossen hatte, mir von nichts auf dieser Reise die Laune verderben zu lassen, folglich nutze ich die Zeit mich an den teils entgeisterten Gesichtern der Mitreisenden zu ergötzen. Aber irgendwann erscheint auch mein Koffer und ich rolle mit dem Gepäck im Gepäck zum Ausgang. Hier überreichen freundliche
TUI Mitarbeiter den Reisenden Wasserflaschen und Willkommensmappen, bevor man eine Busnummer verpasst bekommt und den dazu passende klimatisierten Bus erst sucht, dann findet und zuletzt besteigt. Ich hatte von der Karte mit einer überschaubaren Busreise ins Hotel gerechnet, tatsächlich dauert das über eine Stunde. Dort angekommen gleich die nächste Überraschung: Ich bin offenbar der einzige TUI-Urlauber, der heute dort ankommt. Der fast vollständig besetzte Bus setzt nur mich am Atrium Palace Ressort ab und fährt seiner Wege. Tja, Pech gehabt.
Das Atrium Palace ist ein Luxushotel mit fünf Sternen, dass hatte ich mir zuhause ganz lustig vorgestellt, weil ich mal so richtig auf die Kacke hauen wollte. Von außen wirkt es zunächst recht klein, aber der Eindruck täuscht mächtig. Ein Hotelboy stürzt sogleich hurtig auf mich zu, entreißt mir lächelnd den Koffer und geleitet mich zur Rezeption. Die Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen sind beachtlich und werden mir gelegentlich noch zu schaffen machen. Nach dem Einchecken bringt mich der Boy im Golfwagen zu meinem Zimmer, das sich im hinteren Teil des Geländes befindet. Dessen Größe erschließt sich mir erst jetzt und auch nur teilweise. Wir fahren durch Palmen und Büsche um letztendlich vor einer Tür eines weiteren Gebäudes zu landen, in dem sich mein Zimmer 424 befindet. Die Nummer, so werde ich noch lernen, sollte man sich merken. Das Zimmer ist dank Klimaanlage noch etwas kühler als die Lobby. Es handelt sich um ein Doppelzimmer mit gemütlichem Bett, Schreibtisch, Kommode und Sitzecke, einem relativ großen Badezimmer mit Whirlpoolbadewanne und Fußbodenheizung. So kann man es sich gut gehen lassen! Mittlerweile ist es nach acht, Abendessen gibt es bis 21:30 und so mache ich mich nach kurzen Umsehen und Auspacken auf den Weg zum Restaurant.
Neben dem Haupthaus, so sehe ich nun, gibt es noch zwei weitere Häuser, die locker um eine beachtliche Poollandschaft drapiert sind. Ich bin im zweiten Flügel untergebracht, der von zwei kleineren und einem größeren Pool mit Bar gerahmt wird, einer davon nur Meter von der Terrasse meines Zimmers entfernt. Auf dem Weg zum Haupthaus kommt man am großen Pool vorbei, der terrassenförmig angelegt ist und Platz für hunderte Sonnenliegen bietet.
Das Restaurant ist nicht schwer zu finden. Obwohl ich am Eingang den Hinweis lese, dass der Manager hier die Tische zuteilt (etwas netter formuliert) steht keiner am Eingang und folglich gehe ich einfach mal rein. Es wuselt wild durcheinander und ich spreche wahllos einen Kellner an, dieser geleitet mich nach draußen, wo der schneidige Restaurantmanager flotten Schrittes offenbar sehr damit beschäftigt ist die Tischordnung festzulegen. Unter Angabe meiner Zimmernummer bekomme ich einen Zweiertisch. Die freundliche Griechin, die mich dort bedient, wird die kommenden Tage weiterhin meine Ansprechpartnerin für Kulinarisches sein, zumindest beim Frühstück und Abendessen. Wir klären die Getränkefrage und welches Hauptgericht ich haben möchte, dann macht sie mich auf das Buffet aufmerksam, dass mir tatsächlich beim Reinkommen trotz seiner Opulenz komplett entgangen war. Hier gibt es eigentlich alles, Salat zum Selbstbasteln, fertige Salate,
Brot in verschiedensten Sorten, Suppe, kleine Snacks wie Miniburger oder Minischnitzel, ein Pasta-Buffet, Aufschnitt, Lachs, Obst und Dessertecke. An der Theke werden warme Gerichte serviert (ich werde bis zum Schluss nicht herausfinden, was genau) und es wird auch Eis angeboten. Was will man mehr?
Nach der Vorspeise, gibt’s Rinderfilet, das wird auf Zuruf an den Tisch gebracht. Getränke sind nicht inklusive, ich probiere mal einen Wein und bekommen dafür sofort einen Bon auf den Tisch. Erkenntnis: In Griechenland muss man nicht für Dinge bezahlen, für die man keinen Beleg bekommen hat. Darum gibt es den dann immer gleich dazu. Ich frage, ob ich das auch auf’s Zimmer schreiben kann (so kennt man’s ja aus Filmen *g*) und das wird bejaht. Also nehme ich den Beleg mit, das stellt sich am nächsten Tag als Fehler heraus. Nur unterschreiben und liegen lassen. Wieder was gelernt.
Nach einem Potpourri aus Obst und Süßgebäck ziehe ich mich gut gefüllt auf’s Zimmer zurück. So wird das jetzt also fünf Tage gehen…
Am ersten echten Tag ist ein Treffen mit der Reiseleitung um 12 geplant, also schlafe ich ausgiebig und gehe spät zum Frühstück (so gegen halb zehn). Das Buffet ist wieder riesig, alles was irgendwo auf der Welt als Frühstück durchgeht lässt sich dort finden. Zum Beispiel vier Sorten Eier, Bohnen und Würstchen oder eben Cornflakes mit Milch.
Nach dem Frühstück erkunde ich im Hellen das Ressort und die nahe Umgebung. Auf der anderen Straßenseite befinden sich zwei oder drei Geschäfte, unter anderem ein Supermarkt, den ich inspiziere. Auf dem Zimmer hat man mir eine Flasche Wasser, Obst und einen Weißwein zur Begrüßung deponiert, alles aus der Minibar kostet natürlich dann. Die Flasche Wasser ist im Supermarkt günstiger, ich nehme auch noch eine Mütze für portablen Schatten mit. Dann schlendere ich nochmal um die Pools, die nicht gerade überlaufen sind und am Spa vorbei, dass ich zur Kenntnis nehme, aber nicht in meinen Urlaub integriere.
Bei der Reiseleiterin mit Namen Claudia informiere ich mich über meine Optionen in der Umgebung (ohne Führerschein eher eingeschränkt) und buche zwei Ausflüge, einmal nach Lindos und Rhodos-Stadt am Samstag und eine Bootsfahrt zur Insel Symi am Montag.
Den Rest des Tages verbringe ich am Strand, der nur fünf Minuten vom Hotel entfernt ist. Mit meinem blauem Poolhandtuch annektiere ich eine Liege nebst Sonnenschirm, aber der Kiesstrand ist nicht besonders überlaufen. Wegen der Hitze kommt man nur mit verbrannten Füßen ins Wasser, aber das ist dafür ebenfalls angenehm warm. Ich übe ausgiebig den Drill für den Urlaub: Lesen und Liegen, Schwimmen und Dösen, die Sonne meiden und gut eincremen.
Zum Mittag gibt’s Obst, so richtig Hunger kriegt man vom Nichtstun ja nicht. Gegen Abend weihe ich die Badewanne ein um das Salzwasser abzuwaschen. Nach dem wieder großartigen Abendessen, blättere ich noch durch Prospekte und überlege, was man eventuell noch unbedingt gesehen haben sollte. Andererseits bin ich hier im Urlaub und Planen scheint mir doch fast schon als Arbeit. Da ich sowieso morgen einen Tagesausflug mache, lasse ich die Überlegung erstmal sein und stelle die Klimaanlage runter. Sonst erkälte ich mich womöglich noch. *g*
Tag zwei beginnt etwas früher als üblich, wegen des geplanten Ausflugs gibt’s schon um sieben Frühstück. Mit frischer Wasserflasche, ein wenig Obst und geladenem Fotoapparat stehe ich dann wartend vor’m Hotel, bleibe aber nicht lange allein weil zwei Damen – nach meiner Schätzung beide solide Mitdreißiger – sich dazu gesellen, die auch auf den Ausflug fahren. Die beiden scheinen aus dem Rheinischen zu kommen und sind schon ein paar Tage länger da. Im dann ankommenden Bus finden wir tatsächlich nur gerade so noch Platz, TUI bucht offenbar sehr effizient. Wir lernen nebenbei unsere Reiseleiterin für den Tag kennen, die Frau mit dem roten Schirm, der wir den restlichen Tag folgen werden. Nach Lindos, der ersten Station, sind es nur knapp fünf Minuten, wir halten etwas außerhalb der denkmalgeschützten Stadt neben nur zwei anderen Bussen, Ziel ist die antike Akropolis, üblicherweise der höchste Punkt einer altgriechischen Stadt. Nach einer kurzen Wegstrecke zum zentralen Platz von Lindos (ein winziger Kreisverkehr um einen Baum) gibt’s zwei Möglichkeiten nach oben: per pedes (zu Fuß) oder per asinus (zu Esel). Der größte Teil der Gruppe entscheidet sich für ersteres und wir gehen gemütlich durch die Stadt, die offenbar auf Touristen vorbereitet ist und den antiken Weg mit semi-antiken Einkaufsgelegenheiten gepflastert hat. Selbst in höheren Lagen haben die griechischen Mamas die Felsen mit Teppichen und Tücher verhüllt, die Sie noch mit wenig Elan feilbieten. Gut, dass wir so früh da sind, es ist zwar alles andere als leer, aber nur zwei Stunden später wird hier das absolute Chaos ausbrechen, wenn sich dutzende Busse nebst Insassen auf dem Parkplatz versammeln. Wegen der Hitze ist der Aufstieg nicht ganz einfach und wir machen immer mal wieder Pausen im Schatten, vor allem natürlich für die älteren Herrschaften und die Kinder. *g*
Wie bei jeder antiken Akropolis (die übrigens extra Eintritt kostet) gibt es drei Ebenen oder Terrassen, die dritte und höchste beherbergte früher dann den oder die Tempel, zu dem die Seefahrer, die unten vom Hafen kamen, ihre Geschenke brachten. Den gleichen Weg beschreiten auch wir inmitten der zum Teil recht gut erhaltenen Ruinen, die nur sporadisch von Pflanzen und Ölbäumen unterbrochen werden. Von den meisten Gebäuden stehen nur Reste und diverse ausgegrabene Statuen, Gefäße und Sockel sind mal mehr mal weniger systematisch über das Gelände verteilt. Zu einigen gibt es erklärende Tafeln, auf englisch, die notwendigsten Erklärungen gibt’s eh immer aus Richtung des roten Schirms. Interessant, dass so ein System tatsächlich funktioniert, jede Reisegruppe folgt einer Dame (seltener auch einem Herren) mit andersfarbigem Schirm. Ich frage mich, ob die das irgendwann ausgelost haben oder ob es da ein Rangsystem gibt.
Die Mittagssonne knallt ganz schön, kein Wölkchen am Himmel, schattige Plätze sind rar. Aber die Aussicht ist, wie man auch den Fotos entnehmen kann, mehr als geil. Und sie wird nach knapp einer Stunde Aufenthalt von immer mehr ankommenden Touristen genossen. Zeit, den weg hinab anzutreten und sich noch etwas in der Stadt umzusehen. Beim Abstieg kommen einem Menschenmassen entgegen, an schmalen Stellen sieht das manchmal gefährlich aus. Am Eingang, wo der Weg besonders schmal und der Abhang recht steil ist, drängeln die Leute und die Eseltreiber haben alle Mühe mit wilden Gesten die teils entnervten Touristen dazu zu bringen hintereinander zu gehen und Entgegenkommende vorbeizulassen. Doch ich komme wohlbehalten am Dorf an und beschließe nicht den Weg zu nehmen, auf dem ich gekommen bin, sondern einen anderen. Der Effekt ist aber derselbe, Geschäfte soweit das Auge reicht, frische Säfte, Kunsthandwerk aus Olivenholz, Souvenirs, Schmuck und natürlich auch die ein oder andere Taverne. Wenn man aber mal eine Seitenstraße nimmt, wird es schnell ruhig und niemand ist mehr zu sehen. Offenbar konzentriert sich um diese Uhrzeit alles auf die Touristenrouten. Leicht verlaufen kann man sich auch in diesem Labyrinth aus Gassen, aber trotzdem finde ich irgendwann den Weg zum Dorfplatz von dem aus man zurück zum Bus finden soll.
Um den Baum stehen mittlerweile ebenfalls Kohorten von Touris, sowie immer zwei oder drei Taxis, die aus oder einladen und dann eiligst wegfahren. Ein mutiger Mann steht an der Straße und winkt die Autos oder eben die Fußgänger durch, auf das beide nicht in physischen Kontakt kommen. Vor der Toilette steht eine lange Schlange, natürlich nur Damen, wie soll’s auch anders sein. Ich gehe zurück zum Parkplatz, wo ich unter all den dutzenden Reisebussen (auch diverse andere von TUI) Schwierigkeiten habe unseren Bus wiederzufinden. Aber es gelingt dann doch und bald wird der nächste Punkt auf der Tagesordnung angefahren, Rhodos-Stadt. Als der Bus schon gut gefüllt ist und die meisten sich einfach irgendeinen Platz gesichert haben, verkündet die Reiseführerin, dass man sich doch bitte wie vorher auf die Sitze verteilen sollte, es würde ja eh keine lange Fahrt. Ich finde mehr als eine Stunde schon lang, bleibe einfach sitzen und bekomme dann einen Sitznachbarn, der, das zeigt ein kurzes Gespräch, die Aufregung auch nicht nachvollziehen kann. Wir sind ja schließlich im Urlaub…
Das war der erste Teil meines ausufernden Reiseberichts, den zweiten gibt’s dann wohl nächste Woche, gleiche Stelle. Meine Fotos findet ihr in einem Flickr-Album und wer nicht selber durchklicken möchte, kann sich auf Youtube eine anspruchlose Diashow ansehen. Kalinichta!