Da haben wir den griechischen Salat! Die Lage ist unübersichtlich. Griechenland protestiert gegen das Spardiktat der EU, die Bürger der EU protestieren gegen die Macht der Banken, die Banken protestieren gegen die Zwangsverstaatlichung durch Zwangsstaatshilfen, die Regierungen distanzieren sich von den Banken und Sigmar Gabriel umarmt Philipp Rösler. Ja, der FDP-Chef habe recht, sagte der Sozialdemkrat in einem Anfall von spontaner Ehrlichkeit. Die Pleite Griechenlands sei nicht mehr zu verhindern. Nur den Zeitpunkt, den könne man noch bestimmen.
Das ist der Plan seit anderthalb Jahren. In dieser Zeit gelang es der europäischen Politik perfekt, einen völlig verwirrten und hilflosen Eindruck zu machen. Das griechische Drama wurde zur Tragödie, während SPD und CDU, FDP und CSU, Grüne und Linke mit dem Rest des Kontinents fröhlich durcheinanderstritten, wer wann was tun, sagen, glauben oder befehlen solle. Das Bühnenstück, vom Leben inszeniert und Laiendarstellern gespielt, erzielte trotz unvollständigen Drehbuchs hervorragende Ergebnisse: Es gelang Merkel, Sarkozy, Seehofer und Steinmeier, vor den Kameras soviel Trubel zu entfalten, dass die Banken den ihnen zuvor von der Politik mit dem Versprechen unbedingter Sicherheit aufgeschwatzten Berg an maladen Staatsanleihen über den Schnürboden unbeobachtet bei der Europäischen Zentralbank abladen konnten.
Je lauter nun der Ruf erschallt, die Banken doch auch mal zu beteiligen, desto geringer ist die Gefahr, dass das wirklich passiert. Da verhält sich das gesprochene Wort zur wahren Absicht wie Phillip Rösler zu Sigmar Gabriel: Vor vier Wochen war ersterer noch der Antichrist, als er forderte, man solle den Fall der Fälle einer Griechenpleite doch zumindest mal durchdenken und planspielen. Heute morgen verkündete Sigmar Gabriel, der seinerzeit am lautesten brüllte, sowas zu sagen sei total unverantwortlich, ganz gelassen live im Frühstücksfunk, demnächst werde die Pleite unvermeidlich sein, man hätte schon viel früher nicht nur darüber nachdenken sollen. „Vor anderthalb Jahren hätten wir den Schuldenschnitt in Griechenland machen müssen“, sagte Gabriel im „ZDF-Morgenmagazin“. Und das habe er schon immer gesagt.
Dem Mann ist zuzutrauen, dass er das wirklich glaubt, obwohl er damals ganz anderer Ansicht war und seine Partei veranlasste, alle Rettungspakete für Griechenland anstandslos passieren zu lassen. Die letzten Tage von Eden möchte der bis heute amtierende Pop-Beauftragte der SPD nicht mehr verwirrenden Selbstbezichtigungen verschwenden.
Es gilt jetzt, Entschlossenheit zu zeigen und dem Untergang ins Auge zu schauen: Noch wird ein Anlass gesucht, den undankbaren Griechen den "Geldhahn" (Der Spiegel) zuzudrehen, ein Sender Gleiwitz, ein Vorfall in der Tonkin-Bucht muss her, nachdem beide Seiten den Boden für eine europäische Schulden-Endlösung bereitet haben.
Großes dämmert auf, die Widerspruchswahrnehmung verschärft sich, Salad Paranoia steht auf der Karte. Die Griechen haben nach Recherchen der "Bild"-Zeitung 200 Milliarden ins Ausland geschafft, etliche Milliarden davon auch zu den Deutschen, die dergleichen mit Kavallerieattacken beantworten, handelt es sich um ihr Geld in fremden Ländern.
So aber ist es was anderes. Dafür fühlen sich die Deutschen von Merkel-Bildern in rosa Führeruniformen beleidigt. Wir helfen denen und dann das! Die Griechen streiken gegen das Sparen, die Deutschen gegen die privaten Banken, die sie gar nicht haben. Wunderbar, denn kein Mensch redet über die EZB, der mittlerweile die Hälfte von ganz Griechenland gehört, zumindest soweit dieses Griechenland keinen roten Heller mehr wert ist.
"Das ist die Endphase", sagt Dirk Müller, der als "Mr. Dax" berühmt wurde. In ein, zwei Wochen wird Sigmar Gabriel auch das schon immer gesagt haben.
PPQ-Archiv: Das ewige Endspiel
Frechheit, was sich Ratingagenturen erlauben
Das ist der Plan seit anderthalb Jahren. In dieser Zeit gelang es der europäischen Politik perfekt, einen völlig verwirrten und hilflosen Eindruck zu machen. Das griechische Drama wurde zur Tragödie, während SPD und CDU, FDP und CSU, Grüne und Linke mit dem Rest des Kontinents fröhlich durcheinanderstritten, wer wann was tun, sagen, glauben oder befehlen solle. Das Bühnenstück, vom Leben inszeniert und Laiendarstellern gespielt, erzielte trotz unvollständigen Drehbuchs hervorragende Ergebnisse: Es gelang Merkel, Sarkozy, Seehofer und Steinmeier, vor den Kameras soviel Trubel zu entfalten, dass die Banken den ihnen zuvor von der Politik mit dem Versprechen unbedingter Sicherheit aufgeschwatzten Berg an maladen Staatsanleihen über den Schnürboden unbeobachtet bei der Europäischen Zentralbank abladen konnten.
Je lauter nun der Ruf erschallt, die Banken doch auch mal zu beteiligen, desto geringer ist die Gefahr, dass das wirklich passiert. Da verhält sich das gesprochene Wort zur wahren Absicht wie Phillip Rösler zu Sigmar Gabriel: Vor vier Wochen war ersterer noch der Antichrist, als er forderte, man solle den Fall der Fälle einer Griechenpleite doch zumindest mal durchdenken und planspielen. Heute morgen verkündete Sigmar Gabriel, der seinerzeit am lautesten brüllte, sowas zu sagen sei total unverantwortlich, ganz gelassen live im Frühstücksfunk, demnächst werde die Pleite unvermeidlich sein, man hätte schon viel früher nicht nur darüber nachdenken sollen. „Vor anderthalb Jahren hätten wir den Schuldenschnitt in Griechenland machen müssen“, sagte Gabriel im „ZDF-Morgenmagazin“. Und das habe er schon immer gesagt.
Dem Mann ist zuzutrauen, dass er das wirklich glaubt, obwohl er damals ganz anderer Ansicht war und seine Partei veranlasste, alle Rettungspakete für Griechenland anstandslos passieren zu lassen. Die letzten Tage von Eden möchte der bis heute amtierende Pop-Beauftragte der SPD nicht mehr verwirrenden Selbstbezichtigungen verschwenden.
Es gilt jetzt, Entschlossenheit zu zeigen und dem Untergang ins Auge zu schauen: Noch wird ein Anlass gesucht, den undankbaren Griechen den "Geldhahn" (Der Spiegel) zuzudrehen, ein Sender Gleiwitz, ein Vorfall in der Tonkin-Bucht muss her, nachdem beide Seiten den Boden für eine europäische Schulden-Endlösung bereitet haben.
Großes dämmert auf, die Widerspruchswahrnehmung verschärft sich, Salad Paranoia steht auf der Karte. Die Griechen haben nach Recherchen der "Bild"-Zeitung 200 Milliarden ins Ausland geschafft, etliche Milliarden davon auch zu den Deutschen, die dergleichen mit Kavallerieattacken beantworten, handelt es sich um ihr Geld in fremden Ländern.
So aber ist es was anderes. Dafür fühlen sich die Deutschen von Merkel-Bildern in rosa Führeruniformen beleidigt. Wir helfen denen und dann das! Die Griechen streiken gegen das Sparen, die Deutschen gegen die privaten Banken, die sie gar nicht haben. Wunderbar, denn kein Mensch redet über die EZB, der mittlerweile die Hälfte von ganz Griechenland gehört, zumindest soweit dieses Griechenland keinen roten Heller mehr wert ist.
"Das ist die Endphase", sagt Dirk Müller, der als "Mr. Dax" berühmt wurde. In ein, zwei Wochen wird Sigmar Gabriel auch das schon immer gesagt haben.
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