Griechenland-Desaster

An und für sich ist es schon erstaunlich, dass die EU über so wenig Verhandlungskompetenz verfügt. Wer wirklich “souverän” ist, der zeigt sich flexibel hinsichtlich des Verhandlungsortes und der Zusammensetzung der Gesprächspartner.

Ganz anders die EU-“Eliten”, die rund 2 Wochen damit verbrachten, die oben angedeuteten Formalien kontrovers zu klären; einfach unglaublich, wie offen sich Dummheit und Arroganz in den sog. Eliten paaren.

So zu tun, als hätte nur Griechenland ein Problem, zeigt das dümmliche Aufplustern der Verhandlungsteilnehmer, voran Bundesfinanzminister Schäuble (CDU); der verbitterte alte Rollstuhlfahrer kann offensichtlich noch nicht einmal seine direkten Mitarbeiter vernünftig behandeln, wie er es vor Monaten in der Bundespressekonferenz unter Beweis gestellt hatte.

Dass Griechenland volkswirtschaftlich am Ende ist, war bereits seit Jahren bekannt. Die “Economic Hitmen” (nach dem Buch von John Perkins), unter Anderen Goldman Sachs, hatten vor vielen Jahren bereits dafür gesorgt, dass Griechenland mit dem Beitritt zum EURO bereits hoch verschuldet war. Die Spekulanten und Verteidiger des US-Dollars wollten durch die hohe Verschuldung volkswirtschaftlich schwacher Länder den Boden für den spekulativen Angriff gegen den EURO bereiten. Ein ausgeklügeltes Machtspiel in Zusammenarbeit mit dem IWF, der kurz vor dem drohenden Staatsbankrott regelmäßig auf der Bühne erscheint und den Willen der US-Konzerne bzw. der US-Administration durchsetzt.

Etwas anders bei Griechenland und anderen EU-Ländern; hier geht es um die Frage des Überlebens der Weltleitwährung US-Dollar, ohne die die USA ökonomisch und machtpolitisch nicht überlebensfähig wären. Denn alleine der Zwang, Öl und Gas in Dollar zu fakturieren bzw. zu bezahlen, führt zu einer signifikanten Überbewertung des Dollars bzw. aus ökonomischer Sicht zu einem nicht unerheblichen Einkaufsrabatt weltweit von mindestens 30 %. Ohne diese beinahe weltweite Subventionierung der US-Wirtschaft ließen sich nicht die rund 800 Militärstützpunkte in der Welt aufrechterhalten.

Dass ausgerechnet die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den IWF anforderte, um Griechenland auf die Beine zu helfen, ist vor dem skizzierten Hintergrund geradezu ein übler Scherz.

Das der griechische Finanzminister Jannis Varoufakis längst begriffen hat, dass es dem IWF nicht um das Wohlergehen Griechenlands bzw. der EU geht, wird bis heute nicht in Brüssel verstanden.

Krampfhaft werden EU-weit die falschen IWF-Rezepte, die von der Höhe und dem zeitlichen Anfall der verordneten Sparpakete nur zu einem weiteren Anstieg der Staatsschulden führen konnten, immer noch verteidigt. Mit “calvinistisch” anmutender Vehemenz wird seitens der EU, insbesondere von Deutschland, die strikte Einhaltung der zum Teil falschen Rezepte gefordert, obwohl sogar der IWF selbst vor Monaten sogar “Rechenfehler” in den Excel-Sheets einräumte!

Schäuble & Co. merken anscheinend überhaupt nicht, wie sie sich lächerlich machen, wenn sie wie bockige Kinder ihren Willen durchsetzen wollen, auch gegen jede Vernunft und griechisches Können und Vermögen.

Griechenland steht vor dem ökonomischen AUS, das ist inzwischen unübersehbar geworden. Bereits bei Beginn der Krise in 2008 wussten seriöse Fachleute zu berichten, dass NUR ein sehr weitgehender SCHULDENSCHNITT den Neuanfang ermöglichen würde, jedes andere Rezept würde nur das Siechtum verlängern.

Aber zu diesem notwendigen drastischen Schuldenschnitt waren insbesondere Frankreich und Deutschland nicht bereit, weil die Bankkonzerne noch Forderungen in zigfacher Milliardenhöhe gegenüber Griechenland in den Büchern hatten. Einige Banken waren sogar so dumm, von US-Banken Schuldtitel vermeintlich “billig” zu erwerben. Und wie immer ging und geht es der Politik darum, die Fehlgriffe der Bankster auszugleichen, im Zweifel zu Lasten der unbeteiligten Bürger.

Dass die Menschen in Griechenland obdachlos wurden, die Selbstmordrate erheblich seit 2008 anstieg, chronisch Kranke zum Tode verurteilt waren, weil die Krankenkassen kein Geld mehr hatten, um die benötigten Medikamente den Apothekern zu bezahlen, Kinder in der Schule bewusstlos wurden, weil das Frühstück fehlte, störte viele EU-Politiker nicht! Dabei wäre es an und für sich eine Kleinigkeit für die EU gewesen, die schlimmsten Auswirkungen für die Menschen abzumildern. Damit hatten die Eliten in der EU, aber auch besonders in Deutschland, den Beweis angetreten, dass ihnen die Bürger in der EU einerlei sind.

Vor diesem Hintergrund wird ein Stück weit verständlich, dass deutsche Politiker mit Bart und Hakenkreuz in schwarzen Uniformen plakatiert wurden. Allerdings hatten die Griechen dabei übersehen, dass sich das Deutsche Reich in den 30er Jahren von der FINANZWELT unabhängig machen wollte.

Dass solche Vergleiche unpassend sind, muss nicht besonders hervorgehoben werden. Sie plakatieren aber die Gefühlslage der Griechen, die von den Europäern, insbesondere den deutschen Politikern, in die existenzvernichtende Armut und Obdachlosigkeit gedrängt wurden. Jeder sollte sich vor Augen führen was es bedeutet, wenn in Griechenland in den Krankenhäusern allenfalls KREBS im Endstadium aus finanziellen Gründen behandelt werden kann.

Obwohl die EU und Deutschland wussten, wie schlecht es den Menschen in Griechenland geht, kam niemand seit Jahren auf die Idee, Hilfsprogramme aufzulegen, um zumindest die “tödlichen Folgen” der aufoktroyierten und bekanntlich volkswirtschaftlich falschen bzw. im Wesentlichen einseitigen Sparpolitik abzumildern.

Der Mann mit der schwarzen Null war/ist aus griechischer Sicht eher ein Mann mit NULL Mitgefühl, dem die sterbenden Bürger einerlei sind! Jedenfalls hatte er nichts getan, um der notleidenden Bevölkerung in Griechenland zu helfen. Solche Leute sollten Begriffe wie “Wertegemeinschaft” nicht mehr in den Mund nehmen! Es sind Lippenbekenntnisse ohne jede demokratische noch menschliche Substanz.

Dass diese seelenlose Politik der Christdemokraten in der EU die Populisten in Griechenland, Spanien und Frankreich stärkt, hatten die Sparkommissare nicht erwartet. Die Bürger in Griechenland hatten sich jedenfalls mit großer Mehrheit aufgerafft, um einen krassen Regierungswechsel herbeizuführen.

Die zögerliche Haltung der EU, Griechenland nun wirklich umfassend und klug Hilfen zu gewähren, die den drohenden Staatsbankrott aufhalten, ist auch auf das politische Kalkül zurückzuführen, die Versprechen der neuen Regierung in Griechenland zu durchbrechen.

Ob diese durchsichtige und dümmlich wirkende Politik trägt, ist eher zweifelhaft. Denn die Südländer werden nicht noch den letzten Rest der Selbstachtung aufgeben, nur um eine eher fragwürdige demokratieferne EU zu erhalten, die in diesen Monaten ihr wahres Gesicht zeigt. Denn es geht der EU nicht um die Menschen in Europa, sondern nur um die abgehobenen Eliten, die KONZERNE und die Finanzwelt.

Und wer will schon solch eine EU?!

Es wäre nur allzu verständlich, wenn Griechenland den Neuanfang ohne die EU wagt und sich neue Bündnispartner sucht, die den Namen Partner im wahrsten Sinne des Wortes verdienen.



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