Griechenland-Bailout: WELT-Kommentator Jan Dams hat die Schnauze voll

Am 09.05.2011 hatte Jan Dams in seinem ziemlich sibyllinischen Kommentar "Blick in den Abgrund" einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone, zwar mit Bedenken, aber dennoch in der Summe wohl für geraten gehalten:
"Ein Zusammenbruch des gesamten Euro-Systems muss nicht die Folge  [eines Austritts Griechenlands] sein, aber es könnte. Nicht überraschend also, dass kein verantwortungsvoller Politiker so etwas riskieren will.
Allerdings muss das nicht dauerhaft so bleiben. Wenn Griechen und Portugiesen ihre Probleme nicht mit EU-Hilfe in den Griff bekommen, gibt es nur wenige Alternativen: Entweder die Europäer im Norden finanzieren mit ihren Steuermilliarden aus Angst um den eigenen Wohlstand die armen Länder im Süden. Oder: Bewegungen wie die "Wahren Finnen" führen dazu, dass die EU den Geldhahn schließt und diese Staaten aus der EU raus müssen. Beides sind Alternativen, die Europas Steuerzahler Milliarden kosten werden. Europas Politik wird Geduld und Weisheit brauchen, um diese Krise durchzustehen
."
Am 02.09.2011, hat auch er dazugelernt und fordert nun unmissverständlich: "Griechenland muss von der Euro-Zone isoliert werden":
"Die Geberländer müssen sich entscheiden, ob sie zum Zahlmeister einer reformunfähigen Regierung werden und damit den anderen EU-Schuldenbrüdern eine Entschuldigung für weiteren Schlendrian geben. Die Alternative wäre, Athen in die Pleite zu schicken und so aus dem Euro zu treiben. Die Folgen für Europa sind so unklar, dass man versteht, warum die Politik die Entscheidung hinauszögert. ..... So wie es aussieht, kann Athen seine Zusagen nie halten. Es hat auch keinen Zweck, den Griechen neue Vorgaben zu machen. Wichtig ist es, das Land vom Rest der Euro-Zone zu isolieren, indem man den erweiterten Euro-Schirm EFSF in Kraft setzt. Danach ist es an der Zeit, Griechenland die Konsequenzen seines Handelns spüren zu lassen – auch als kleine Gedächtnisstütze für die Regierung in Italien."
Die Einsicht kommt spät (ist sie durch die Erfahrung der zögerlichen italienischen Sparanstrengungen der Regierung Berlusconi beflügelt?), aber im Kampf  gegen das hilfsbesoffene Schurkenregime der Berliner Blockparteien können wir, die deutschen Steuerzahler, jede mediale Unterstützung gebrauchen!
 
Zum Hintergrund von Dams' Sinneswandel vgl. die WELT-Artikel
  • "Haushaltssanierung.  Griechenland droht seine Sparziele zu verfehlen" (01.09.11) und
  • "Streit um Sparkpaket. EU-Troika reist ergebnislos aus Griechenland ab" (02.09.11)
sowie
Spiegel Online ist vorerst sprachlos, ebenso das Handelsblatt. Offenbar versuchen diese Medien, die Ereignisse herunter zu spielen. Im Handelsblatt - "EFSF-Erweiterung: Finnland sagt Ja und stellt Bedingungen" - und in der ZEIT - "Euro-Rettungspaket Finnland beharrt auf Sicherheit für Griechenlandhilfe" - standen am 02.09.11 die finnischen Sonderwünsche bei der ESFS-Erweiterung auf der Agenda; von den griechischen Erfüllungsdefiziten ist schon nicht mehr die Rede. Die Oberlehrer der  ZEIT hatten Finnland bereits gestern abgewatscht: "Griechenland-Hilfe Angst vor Finnlands Populisten" (Matthias Krupa):
"In der Debatte um Hilfen für Griechenland lässt sich die finnische Regierung von EU-Skeptikern treiben. So bringt sie Europa in Nöte und stellt sich selbst ins Abseits."
Die Schweizer "Handelszeitung" berichtete am 02.09. ausführlich: "Griechenland: Sparziele verfehlt, Gespräche unterbrochen" (und meldete gestern: "Experten: Griechenlands Schulden ausser Kontrolle").
Die Hamburger Financial Times Deutschland (FTD) ist zwar in meinen Augen die mediale Speerspitze der anglo-amerikanischen Kapitalinteressen in Deutschland. Aber sie trennt Information und Meinung ganz gut und informierte daher am 2.9. auch über die griechische Misere: "Schuldenkrise: Griechenland sitzt nach". Freilich trommelt der Chefvolkswirt der FTD wie immer massiv für eine Schuldversklavung der deutschen Steuerzahler: "Wir sind die Krise". Wer das Große Ganze im Sinn hat, darf mit der Wahrheit nicht zimperlich umgehen:
"Da reden Ökonomen von Transferunion, wo wir in Wirklichkeit Kredite vergeben, die Griechen und andere über die Zinsen teuer bezahlen (womit sie Geld zu uns transferieren, nicht umgekehrt).
Für  den Augenblick trifft das in der Tat zu (mit Ausnahme des "teuer", denn schließlich wurden die Zinsen für die Hilfskredite an die Griechen massiv reduziert!), aber natürlich weiß auch Meister Fricke, dass die Griechen die Zinsen jetzt aus neuen Krediten bezahlen und dass nicht die geringste Aussicht für Griechenland besteht, in absehbarer Zeit einen Primärüberschuss im Staatshaushalt zu erzielen. Also werden die immer höheren Schulden irgendwann in einen Zuschuss umgewandelt werden, und dann trifft (auch) uns die Rache der Finanzmärkte knüppelhart, weil wir diese Subsidien ja bislang als "Kredite" im Haushalt verbucht hatten (bzw. noch nicht einmal im Haushalt, sondern in Sonderschuldenvermögen ausgelagert).
Weiter klärt er die dummen Leser auf:
"Sinn und Zweck des Schirms ist nicht, dass die vermeintlich armen Deutschen per se jetzt für sündige Südländer zahlen müssen, sondern einen Garantiemechanismus zu bieten."
Das Problem ist nur, dass die Leser sehr wohl unterscheiden können zwischen "Sinn und Zweck" und Wirklichkeit: Wir werden für die sündigen Südländer zahlen, und wie sich die dortigen Politiker verhalten werden, wenn man - in diesem Falle die EZB - ihnen auch nur einen kleinen Finger reicht, kann man aktuell an Berlusconis Verwässerung seines Sparpaketes vorzüglich studieren.
Nein, lieber Herr Fricke: Ihre Weisheiten können Sie vielleicht den Politikern verkaufen, die Sie (in Richtung Bundestag gemünzt) mit der üblichen Arroganz der Kapitalmarktakteure und ihrer medialen Hilfstruppen als "Deutschlands größte Versammlung inaktiver Lehrer und Anwälte" bezeichnen. Das Volk lässt sich von Ihren subtilen Lügen nicht einwickeln; da muss man nur die Leserkommentare lesen!
Auch das österreichische "Wirtschaftsblatt" titelte am 2.9.11 "Expertenkommission: Griechenlands Verschuldung ist außer Kontrolle".
ceterum censeo
Der Wundbrand zerfrisst das alte Europa, weil es zu feige ist ein krankes Glied zu amputieren!
POPULISTISCHES MANIFEST(für die Rettung von zwei Billionen Steuereuronen!):Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst einer europäischen Transferunion und Haftungsunion.Im Herzland des alten Europa haben sich die Finanzinteressen mit sämtlichen Parteien des Bundestages zu einer unheiligen Hatz auf die Geldbörsen des Volkes verbündet: ·   Die Schwarzen Wendehälse (die unserem Bundesadler den Hals zum Pleitegeier wenden werden),·   Die Roten Schafsnasen (vertrauensvoll-gutgläubig, wie wir Proletarier halt sind), ·   Die Grünen Postmaterialisten (Entmaterialisierer unserer Steuergelder wie unserer Wirtschaftskraft),·   Die machtbesoffenen Blauen (gelb vor Feigheit und griechisch vor Klientelismus), und selbstverständlich auch·   Die Blutroten (welch letztere die Steuergroschen unserer Witwen, Waisen und Arbeiter gerne auflagenlos, also in noch größerer Menge, gen Süden senden möchten).Wo ist die Opposition im Volke, die nicht von unseren Regierenden wie von deren scheinoppositionellen Komplizen als Stammtischschwätzer verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, welche sich der Verschleuderung der dem Volke abgepressten Tribute an die europäischen Verschwendungsbrüder wie an die unersättlichen Finanzmärkte widersetzt hätte?Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor:Das Volk wird von fast keinem einzigen Politiker als Macht anerkannt.Es ist hohe Zeit, dass wir, das Volk, unsere Anschauungsweise, den Zweck unserer Besteuerung und unsere Tendenzen gegen die fortgesetzte Ausplünderung durch das Finanzkapital bzw. durch die Bewohner anderer Länder und durch seine/deren politische Helfershelfer vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen von dem grenzenlosen Langmut der Deutschen den Zorn des Volkes selbst entgegenstellen.
Textstand vom 03.09.2011. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm. Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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