GRID im Test: Race Driver Reloaded

Rennspiele aus dem Hause Codemaster setzen mittlerweile auf eine lange Tradition. Das gilt nicht nur für die Dirt Reihe, die ursprünglich mall als Colin McRae Rally bekannt war, sondern auch für die GRID Rundstreckenrennen, die in den Zweitausendern noch unter Race Driver firmierten und noch davor als TOCA bekannt waren. Insgesamt schaut die, immer noch ein wenig auf Tourenwagen konzentrierte Reihe, damit auf mittlerweile 21 Jahre durchaus wechselvoller Geschichte zurück, denn nicht jeder Serienteil konnte voll und ganz überzeugen. In welche Richtung das Softreboot mit dem schlichten Namen GRID jetzt wohl geht?

Einfach geradeaus

GRID im Test: Race Driver ReloadedGab es zeitweise bei den Codemasters einen Hang zu etwas überbordender Präsentation, ist von alledem bei GRID nichts mehr spürbar. Genaugenommen wirkt selbst das Drumherum von Dirt 4 vergleichsweise üppig. Nach dem kurzen Introfilmchen gibt es nennenswerte Kommentare seitens der Sportkommentatoren nur noch beim Streckenüberblick vor dem Rennen, falls wir den nicht gleich wegclicken. Auch großes Teamdrumherum ist Fehlanzeige. Wir brauchen keine Mechaniker, Sponsoren oder sonstiges, nur einen Teamkollegen dürfen wir anheuern. Der neue Minimalismus reicht sogar bis ins Fahrzeugsetup. Wer gerne stundenlang an seinem Setup tüftelt, der stößt bei GRID schnell an die Grenzen, nach ein paar Sekunden ist eigentlich schon alles erledigt.

Damit können wir uns also auf unsere Karriere konzentrieren, indem wir insgesamt über 100 Rennevents bestreiten, die oft aus zwei oder mehr Einzelrennen bestehen. Von modernen Tourenwagen über alte Rennmonster wie dem BMW M1 über Muscle Cars und Stockcars bis zum Formel Fahrzeug wird dabei so einiges geboten. Auch wenn der Fuhrpark 'nur' 65 Autos bietet, für ausreichend Abwechslung ist schon gesorgt.

Ziemlich sinnfrei erscheint dagegen das Stufensystem. Zwar schalten wir andere Lackierungsdesigns oder Teamkollegen frei, aber wirklich brauchen tun wir all das nicht.

Ab hinters Lenkrad

GRID im Test: Race Driver ReloadedHinterm Steuer kann GRID mit seiner Geradlinigkeit allerdings durchaus punkten. Das eher arcadige, allerdings schon ansatzweise realistische Fahrverhalten macht schon Spaß und wird mit deaktivierter Traktions- und Stabilitätskontrolle sogar relativ anspruchsvoll. So gut und nachvollziehbar wie Forza Motorsport und Gran Turismo fühlt es sich dabei zwar nie an und vom Anspruch eines Project CARS 2 ist es durch die Bank auch ein gutes Stück entfernt, es macht aber die meiste Zeit Spaß, um die Kurven zu zirkeln, auch weil viele Fahrzeuge eine gewisse Driftaffinität besitzen. Das mag nicht immer realistisch sein, funktioniert bei den meisten Fahrzeugen aber gut.

Alles in allem passt das Gefühl am Steuer also. Und auch die Mischung an Kursen kann sich sehen lassen. Neben realen Rennstrecken gibt es dabei allerhand Stadtkurse, die optisch definitiv zu den Highlights gehören. Dazu kommen noch die Lichtstimmungen je nach Tageszeit, auch wenn GRID es dabei stellenweise mit den Lichteffekten übertreibt. Dynamische Tageszeiten und Wetterbedingungen sind allerdings Fehlanzeige, Rennen fahrt ihr ganz im Hellen, Dunklen, Nassen oder Trockenen. Dabei haben Nässe und unterschiedliche Bodenbeläge übrigens definitiv Einfluss auf das Fahrverhalten, aber auch hier hält sich der Simulationsanspruch in Grenzen. Allzu schwer wird es nie.

GRID Test: Race Driver ReloadedGRID Test: Race Driver ReloadedGRID Test: Race Driver Reloaded

GRID im Test: Race Driver ReloadedNatürlich spielt auch die KI in Rennspielen eine wichtige Rolle und hier will GRID mit 400 KI-Varianten und dem Nemesis System punkten. In der Praxis fahren eure Gegner dabei teilweise relativ rabiat. Je nach Rennklasse sind Crashes alles andere als selten. Dabei kann man auch als Spieler mal das Opfer sein. Alles in allem fühlt sich die KI trotzdem meist fair an, und wenn nicht gibt es die gute, alte Rückspulfunktion wieder, die Race Driver: GRID damals vor 11 Jahren eingeführt hat. Denn spätestens wenn man einen Abflug macht, weil einem ein KI-Fahrer ins Heck geballert ist freut man sich eben doch darüber, mal kurz zurück spulen zu können. Ihr selbst solltet auch nicht allzu rempelfreudig unterwegs sein, weil KI-Fahrer dank Nemesis System sonst ziemlich schnell angepisst reagieren und es für den Rest des Rennens auf euch abgesehen haben. Leider hat besagte Nemesis auch so ihre Haken. Manchmal reagieren Gegner schon beim ersten Rempler, während ein anderes Mal mehrfach hinten drauf gefahren werden kann, ohne das Nemesis System auszulösen und zwischendurch ist es mir auch mal passiert, dass die Nemesis ausgelöst wurde, nachdem die KI mir hinten rein gefahren ist.

Auch Zeitstrafen, etwa weil man über den Streckenrand abgekürzt hat, wirken manchmal etwas willkürlich. Wie die Strafen vergeben werden ist nicht immer nachvollziehbar.

Natürlich wäre da noch der Mehrspieler Modus. Und der läuft leider nicht immer rund. Anders als etwa bei Forza laggen hier im Zweifelsfall nicht einzelne Fahrzeuge, sondern das ganze Rennen. Auch wenn es oft gut läuft, falls es das nicht tut ist das Rennen ziemlich schnell komplett gelaufen, weil ihr unverschuldet in der Bande landet, wenn GRID beispielsweise ausgerechnet in einer Kurve Aussetzer hat.

Macken im Lack

GRID im Test: Race Driver ReloadedAuf der Gamescom hatten wir GRID auf der Xbox One X angespielt und auf entsprechend potenter Hardware sieht es nicht nur gut aus, sondern läuft vor allem mit ziemlich konstanten 60fps. Auch wenn es nicht an Forza und Gran Turismo herankommen mag, alles in allem kann sich GRID auf den Updates Konsolen sehen lassen. Auch wenn die Automodelle nicht die detailliertesten sind, samt schicken Lichteffekten und animierten Zuschauern machen gerade die Stadtkurse einiges her. Das gilt aber deutlich weniger für die Basiskonsolen. Gerade auf der alten Xbox One, von der die Screenshots stammen, enttäuscht GRID grafisch enorm. Das fängt bei der extrem unscharfen Grafik an, bei der ich kurzfristig das Gefühl hatte, ich würde auf meiner Switch spielen, reicht über die enorm ruckeligen Rückspiegel und bis zur inkonsistenten Bildrate, die zumindest gefühlt meist näher an 30fps als an 60fps grenzt. Gerade Regenrennen, die besonders zu matschiger Optik und niedrigerer Bildrate neigen, enttäuschen damit grafisch enorm.

Vielleicht muss man zum Ende der Generation, auch wegen der Update Konsolen, langsam einfach damit rechnen, aber nachdem unter anderem Dirt 4 auf der Standard Xbox deutlich besser aussah und auch ein Project CARS 2 auf der alten Hardware wesentlich mehr überzeugen kann? Insbesondere die geringere Bildrate macht sich dabei auch spielerisch bemerkbar.

Generell überzeugen kann dagegen die akustische Seite, zumindest während der Rennen. Einen herausragenden Soundtrack gibt es nämlich nicht und zumindest die deutschen Kommentatoren wirken nicht ganz passend, dafür passt die Akustik auf der Strecke aber durch die Bank. Motoren kommen bei Surround Sound passend von vorne oder hinten, Crashes oder Fahrten über die Curbs klingen passend und auch sonst stimmt die ganze Umgebungsakustik.

Boxenstopp

GRID im Test: Race Driver ReloadedSchade, aber so ganz rund ist GRID leider am Ende nicht. Die Karriere 'zum Abhaken' fühlt sich 2019 irgendwie doch etwas langweilig an, die KI kann je nach Stufe doch etwas mit ihrer Crashfreudigkeit nerven, das Fahrverhalten könnte unterm Strich teilweise etwas mehr sitzen und teilweise fehlt es auch an Abwechslung. Vieles davon hat ausgerechnet das erste GRID seinerzeit einfach ein Stück besser gemacht. Auf den Basiskonsolen, vor allem auf der Xbox One, kommt auch noch wenig begeisternde Technik dazu, die unterm Strich einfach Spielspaß kostet. Dabei stimmt die allgemeine Marschrichtung. Der eher arcadige Steuerungsanspruch ist zum Beispiel eine gelungene Abwechslung zu Project CARS, Forza, GT und Co. und dennoch deutlich anspruchsvoller als beispielsweise bei The Crew 2. Die Streckenauswahl insgesamt kann sich auch sehen lassen und an Abwechslung bei den Fahrzeugen mangelt es wie gesagt auch nicht. Unterm Strich schrammt GRID so aber an einem richtig guten Rennspiel vorbei und landet außerhalb der Podiumsplätze.

Fazit:

Eigentlich macht GRID ziemlich vieles richtig. Leider aber nicht alles. Die Konzentration auf das Wesentliche klappt die meiste Zeit gut, manchmal bietet GRID hier aber zu wenig, so dass man nicht wirklich das Gefühl bekommt, sich als Fahrer zu entwickeln. Das eher driftlastige Simcade Fahrverhalten funktioniert durch die Bank gut, es gibt aber auch einige Titel, die genau diesen Aspekt auch wieder stimmiger hinbekommen. Obendrein kann die Technik nur auf den Update Konsolen wirklich überzeugen, während sie spätestens auf der Basis-Xbox zur Spaßbremse wird.


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