Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz pflegt seit vielen Austauschprogramme mit dem östlichen Nachbarn.
Regensburg (obx - internet-zeitung) – „Der Austausch hat mir sehr gut gefallen, ich habe hier ein neues System im Gerüstbau kennengelernt“, sagt Jiri Mosna. Er ist einer von zwölf tschechischen Schülern der Bauberufsschule in Pilsen, die jetzt für drei Tage bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Regensburg zu Gast waren. Neben dem Gerüstbau stand für die angehenden Maurer und Zimmerer auch Befestigungstechnik auf dem Lehrplan – theoretisch und praktisch. „Das könnten sie in Pilsen so nicht lernen“ sagt Eva Jansa, die ihre Schüler als Englisch-Lehrerin gemeinsam mit ihrem Kollegen Jan Vratnik nach Regensburg begleitet hat. Denn den tschechischen Berufsschulen fehlt oft die Ausstattung für eine umfassende praktische Ausbildung. Und anders als in Deutschland, wo die Lehrlinge bereits während ihrer Berufsschulzeit bei einem Ausbildungsbetrieb arbeiten, bewerben sich tschechische Berufsschüler erst nach Abschluss ihrer schulischen Laufbahn bei den Unternehmen.
Doch auch wenn die deutschen in der Praxis die Nase vorn haben, können sie nicht immer mit der theoretischen Ausbildung an tschechischen Berufsschulen mithalten. „In Mathe und Physik und mit zwei Fremdsprachen sind die tschechischen Berufsschüler dort tendenziell etwas besser“, sagt Ludwig Rechenmacher, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, der den Lehrlingsaustausch auf deutscher Seite begleitet. Neben der Ausbildung hatten die tschechischen Besucher bei einer Stadtführung und bei einem „Arbeitsessen“ im Hofbräuhaus Gelegenheit, die deutschen Nachbarn auch abseits der Arbeit besser kennenzulernen.
Der Austausch mit der Bauberufsschule in Pilsen ist eines von mehreren Austauschprogrammen mit Tschechien, das die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz seit vielen Jahren koordiniert. „Der Erfolg ist überwältigend“, sagt Ludwig Rechenmacher. Neben der kulturellen Verständigung haben die Programme vor allem das Ziel, Brücken zwischen den verschiedenen Ausbildungssystemen der beiden Länder zu schlagen. Denn nur, wenn sich die gegenseitige Anerkennung der beruflichen Abschlüsse verbessert, kann die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt an Fahrt gewinnen, weiß Ludwig Rechenmacher.
Jiri Mosna möchte nach seinem Abschluss an der Bauberufsschule in Pilsen erst einmal bei einer tschechischen Baufirma arbeiten. Allerdings wird er dann auch wieder auf deutschen Baustellen unterwegs sein.
Grenzüberschreitender Gerüstbau: Tschechische Lehrlinge zu Besuch in Regensburg
Autor des Artikels : urzeit
Zum Original-ArtikelErnst Probst ist Autor von mehr als 100 Büchern, Taschenbüchern, Broschüren, Museumsführern und E-Books