Angeregt durch die jüngste Debatte über den Soli (Solidaritätszuschlag) hat sich der Webmasterfriday in dieser Woche ein aktuelles und zugleich brisantes Thema ausgesucht und fragt:
Für die Jüngeren unter uns ist ein vereinigtes Deutschland ja eine Tatsache, aber ist nach mehr als 20 Jahren wirklich das zusammen gewachsen, was zusammen gehört?
Westdeutschland und Ostdeutschland?
Ich bin mit einem geteilten Deutschland aufgewachsen. Die “da drüben” waren arm dran und deren Machthaber waren böse – ganz im Gegensatz zu uns, die wir im Westen im Paradies leben durften. Das man den Leuten “da drüben” ungefähr den gleichen Bären aufgebunden hatte, habe ich erst später gelernt.
Die Maueröffnung erlebte ich auf dem Sofa sitzend mit meinem ersten Kind auf dem Arm. Das Sohn 1 in eine solche hoffnungsvolle Zeit hineingeboren wurde, empfand ich als gutes Omen. Denn diese Kasernierung eines ganzen Volkes inklusive einer passenden Indoktrination ist schon ein fast perverser Zustand gewesen. Als kritischer Bürger muss man sich natürlich fragen, ob wir in den kapitalistischen Ländern nicht z.B. durch dauernde Werbung einer ähnlichen Gehirnwäsche unterlegen sind (oder immernoch unterliegen).
Aber wenigstens hatten wir Bananen.
Aufbauhilfe Ost
Nach der Wiedervereinigung wurde, um die zerrüttete Wirtschaft im Osten wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, der Solidaritätszuschlag (Soli) eingeführt, der 5,5% der Lohnsteuer beträgt.
Die Signalwirkung für die Bürger fand ich zuerst recht positiv: “Wir halten zusammen, sind solidarisch und helfen”. Aber gerade nach dem Desaster mit der Treuhandgesellschaft dürfte jedem klar sein, dass dieser kleine Obulus nur in homöopathischen Dosen in den Ostländern angekommen ist und das der Ausverkauf des Osten bereits lange vor dem Mauerfall zumindest als Planspiel begonnen hatte.
Inzwischen haben in den neuen Bundesländern viele öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schulen, Straßen, Ämter mehr als Westniveau und dem Westen täte ein bisschen Wiederaufbauhilfe auch ganz gut. Natürlich gibt es “drüben” immer noch viel zu tun, aber nach meiner Meinung vermittelt der Soli inzwischen die falschen Signale – wenn überhaupt. Er ist zu einer heimlichen Steuererhöhung verkommen und vielleicht war das schon immer so angedacht gewesen.
Bin ich ein Westblogger oder ein Ostblogger?
Ich bin weder ein West-, noch ein Ostblogger. Ich bin auch kein Südblogger oder ein Nordblogger. Ich bin ein deutscher Blogger, weil Deutsch die einzige Sprache ist, die ich so einigermaßen in Wort und Schrift beherrsche.
Ich bin vielleicht ein Europablogger, weil ich die europäische Idee gut finde, ginge sie nicht mit so viel versuchter Gleichmacherei einher.
Vielleicht bin ich auch ein Weltblogger, weil die Welt für uns immer kleiner wird und wir immer mehr zusammen wachsen.
Und überhaupt finde ich Grenzen doof.
Foto: Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich auf der Innbrücke in Burghausen ©Sabienes
Text: Grenzenloses Bloggen ©Sabienes
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