Grenzüberschreitend lernen und arbeiten: Bei einem besonderen deutsch-tschechischen Schüleraustausch in Kooperation mit der Wirtschaft erkunden Jugendliche auch die Berufsperspektiven beim Nachbarn. Die Initiatoren hoffen, dass das Projekt Schule macht.
Furth im Wald/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Viele deutsch-tschechische Institutionen sind in den vergangenen Jahren entstanden, um die Jahrhunderte lange gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte neu zu beleben: vom deutsch-tschechischen Zukunftsfonds bis hin zum deutsch-tschechisches Informations- und Dokumentationszentrum zur regionalen Zusammenarbeit IDOR. Was die großen Einrichtungen aber oft nicht leisten können, übernehmen viele regionale Initiativen an der 811 Kilometer langen deutsch-tschechischen Grenze: das Zusammenwachsen Europas im Kleinen. In Ostbayern und Westböhmen fiel jetzt der Startschuss für einen besonderen deutsch-tschechischen Schüleraustausch. Dort bekommen die Gastschüler nicht nur einen Einblick in die Schule beim Nachbarn, sondern erkunden auch die bayerische und böhmische Berufswelt. Die Teilnehmer der ersten Stunde sind begeistert. Die Initiatoren hoffen, dass das Projekt Schule macht.
Sieben Schulen aus Ostbayern und fünf Schulen aus Westböhmen bieten ihren Schülern im Premierenjahr der Veranstaltung Lernerlebnisse beim Nachbarn – nicht nur, um die Jugendlichen von jenseits der Grenze besser kennenzulernen. „Uns geht es auch darum, den jungen Leuten ihre grenzüberschreitenden Karriereperspektiven in unserem gemeinsamen Wirtschaftsraum aufzuzeigen“, sagt Richard Brunner, der bei der Industrie- und Handelskammer Regensburg das deutsch-tschechische Kooperationsprojekt „Wir sind Europa!“ leitet und den Kontakt zwischen Schulen und Unternehmen hergestellt hat. Die Öffnung des Arbeitsmarkts am 1. Mai 2011 sei eine historische Chance für junge Leute, die ihnen ganz neue berufliche Möglichkeiten eröffnen könne.
Die Begeisterung bei den ostbayerischen Schülern für das erstmals organisierte Austauschprojekt ist groß: „Die Plätze waren schnell vergeben“, sagt Andreas Gruber, der Leiter der Realschule Furth im Wald, wo die ersten tschechischen Schüler jetzt Ende März zu Gast waren. Eine Woche lang erkundeten Schüler der Pilsner Berufsoberschule für Elektrotechnik (SOUE Plze?) die bayerische Grenzregion: Sie besuchten eine Berufsschule, zwei große ostbayerische Unternehmen und wurden vom Bürgermeister der Grenzgemeinde Furth im Wald empfangen. Auch ein gemeinsamer Kegelabend, ein deutsch-tschechisches Quiz und viele individuelle Freizeitaktivitäten standen auf dem Plan.
Wie erfolgreich die deutsch-tschechischen Teams sein können, bewiesen die ostbayerischen Gastgeber und ihre böhmischen Gäste bei einem Besuch in der Zollner AG in Zandt (Landkreis Cham), als sie gemeinsam mit dem Lötkolben arbeiteten. Die Verständigung, versicherten die Schüler, sei dabei und überhaupt nie ein Problem gewesen: Entweder „auf Deutsch, Englisch, mit dem tschechischen Wörterbuch oder zur Not mit Händen und Füßen“ habe man immer die richtige „Übersetzung“ gefunden. Der Gegenbesuch der ersten bayerischen Schüler ist noch im April geplant. „Wir hoffen, dass wir damit den Grundstein legen können für viele Schulpartnerschaften und auch dafür, dass die Grenze in den Köpfen weiter schwindet“, sagt IHK-Projektleiter Brunner.