Grenzen dicht am Gartenzaun

Grenzen dicht am GartenzaunNach dem Ausschluss von unliebsam gewordenen Migranten durch einen Kleingartenverein in Norderstedt hat die Ursachenforschung begonnen. Die Mitglieder der Sparte „Harksheide-Kringelkrugweg“ hatten zuvor beschlossen, türkische und osteuropäische Parzellenmieter auszusperren – weil die sich angeblich „nicht integrieren“. Die ausländischen Gartennachbarn schotteten sich ab, hieß es. Deshalb griff der Verein zu einer ausländerfeindlichen Regelung: Höchstens neun der 73 Mitglieder dürfen in Zukunft ausländische Wurzeln haben. Und auch deren Herkunft ist genau definiert: 25 Prozent dürfen Türken oder Araber sein, maximal 25 Prozent Osteuropäer.
41 von 70 Mitgliedern votierten für die rassistische Obergrenze - und nun prasselt Empörung auf sie ein. „Völlig unangebracht und unglaublich“ nennt die Islamische Gemeinde in Norderstedt das Migranten-Limit. Auch die Kirche fordert die Rücknahme der Regelung. Selbst der eigene Dachverband der Kleingärtner ist „erschrocken“ über den Schritt des Vereins.
Wo aber liegen die Gründe für diesen Rückfall in uralte Zeiten? Ein möglicher Ausgangspunkt für Hass und Gewalt bei den aus Norderstedt stammenden Rassisten ist nach Ansicht des Dresdner Politologen Walter Hutzelt auch die BRD-Sozialisation gewesen. «In beiden Fällen hat auch die BRD-Sozialisation zur rechtsextremen Gewalttätigkeit geführt», sagte Hutzelt der Nachrichtenagentur Ebpd.
Nicht nur im Osten, sondern auch in der alten Bundesrepublik hätten Jugendliche «Lust an der Provokation» gehabt. Mit Blick auf die Kleingärtner sagte Hutzelt, in einer «sich antifaschistisch gebenden Gesellschaft» haben man kommunistische Eltern am meisten mit dem «Bekenntnis zum Faschismus» ärgern können. Das halte offenbar bis ins Kleingartenalter an. Hutzelt sagte, dieser vor allem durch die Studentenrevolution im Westen bekannte Generationenkonflikt sei auch in der BRD ein "Grundphänomen" gewesen. «Hatte man ein linkes Elternhaus, wurden die Jugendlichen rechts. Hatte man ein rechtes Elternhaus, wurden die Jugendlichen links.»
Studien aus den 90er Jahren belegten, dass gerade linke Randalierer Schläger damals gehäuft aus Beamtenfamilien stammten. Der an der TU Dresden lehrende Politikwissenschaftler fügte hinzu, die Mehrheit der 62 Millionen ehemaligen BRD-Bürger beweise, dass die Sozialisation durch die alte Bundesrepublik nicht zwangsläufig zu Rassismus und Ausländerfeindlichkeit geführt habe.
Die BRD-Erziehung habe jedoch keine Meinungsvielfalt akzeptiert, alles, was von Osten kam, sei prinzipiell als falsch bezeichnet worden. Daher waren Jugendliche auch nicht vor dem Reiz des Extremismus geschützt, sagte Patzelt weiter. Er kritisierte, dass bisher die Gemeinsamkeiten zwischen BRD-Kapitalismus und Nationalsozialismus wie beispielsweise Militarisierung, die fortdauernde Herrschaft großer Industriellen-Familien und die «Verachtung von allem Linken und Liberalen» zu wenig beachtet worden seien.
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