Greifender Geist erschafft Festigkeit
Das wird euch dabei helfen zu begreifen, was gesehen wird und wer sieht. Es ist euer Geist, der sieht und nichts anderes, niemand anderer. Eure Augen sind noch immer geöffnet und aber das Objekt ist nicht da. Das zeigt, wie Phänomene vom Geist erkannt werden. Das ist beim Ablauf eurer Gedanken genauso. Wenn der Geist sich auf einen Gedanken ausrichtet, dann erscheint der Gedanke. Wenn der Geist sich auf nichts ausrichtet, dann bewegen sich die Gedanken. Also hier müssen wir die Gedanken bewegen und verändern lassen – das ist wichtig. Ich habe euch gesagt, Gedanke bedeutet Unbeständigkeit. Es gibt keine Festigkeit bei einem Gedanken. Wir glauben, dass Gedanken fest wären, aber sie sind nicht solide. Die Festigkeit im Gedanken wird durch unseren greifenden Geist gebildet, der das Phänomen ergreift, um es solide zu machen. Aber was ist solide, fest? Nichts ist fest. Heute sind wir in diesem Haus. Nach ein paar Jahren wird dieses abgerissen. Ziegel und Steine werden sich zu Staub verwandeln. Das ist die zusammengesetzte Natur aller Dinge, die sie fest erscheinen lässt, aber eigentlich sind sie Leerheit. Aber es ist schwer für uns, diese Leerheit in der Natur aller Dinge zu sehen.
Die Konzentrationen abwechseln
Während eurer Sitzungen könnt ihr diese drei Konzentrationsübungen bei eurer Hauptpraxis abwechseln. Macht manchmal diese letzte Praxis, manchmal macht die Praxis des äußeren Lichts und manchmal richtet euch nach innen. Die meiste Zeit über wenn ihr euch nach innen auf das rote Licht ausrichtet, was eure Mutter- und Vater-Essenz ist, werdet ihr Empfindungen von Wonne und Wärme haben. Ihr werdet euch gut fühlen und wie in einem offenen Raum, aber wie ich schon zuvor gesagt habe, das ist es nicht, warum ihr die Praxis macht.
Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen
Diese Dinge sind eure Hoffnung, was ihr euch von eurer Praxis erwartet. Es ist eure Hoffnung. Als ich diese Praxis angeleitet habe, habe ich Fragen der Schüler beantwortet und sie gefragt, wie sie sich fühlen und manchmal erzählen sie mir: „Es fühlt sich warm und schön an.“ Sie fühlen sich gut dabei. Aber das ist nicht der Punkt. Sich gut zu fühlen, ist eure Hoffnung sich gut zu fühlen. Ich habe euch einfach etwas von eurer roten Vater-Mutter-Essenz in eurem Herzen, eurer Kehle und eurem Scheitel erzählt, das war alles. Sie sind nicht aufgefordert worden, Hitze, Wonne, Klarheit oder Visionen hervorzubringen. Einige von euch haben Visionen dabei. Das sind eure Erwartungen. Erwartungen, was ihr von eurer Meditation erhalten könntet. Erwartet überhaupt nichts. Bei der Meditation gibt es nichts zu erwarten. Da ist nichts zu erwarten. Erwartet nichts. Obwohl wir sagen, dass die vorherrschende Erfahrung bei Shine Glückseligkeit, Klarheit und Nicht-Denken ist, sollten wir das nicht erwarten. Das sind Erfahrungen von Shine, die ihr haben werdet, aber erwartet sie nicht. Erwartet nicht irgendetwas davon. Erwartet nichts und ihr werdet nicht enttäuscht sein. Ihr werdet eine glücklichere Person sein. Die Haltung sollte sein, „möge kommen was wolle“. Gemäß eurem Karma werdet ihr Gewahrsein verschieden erfahren.
Keine Verunreinigungen
Alle eure Erfahrungen werden nicht dieselben sein. Sie können nicht gleich sein. Wie könnten sie es? Es ist für euch daher sinnlos, eure Erfahrungen jemandem anderen zu beschreiben. Es ist gegenstandslos, weil es hat nichts mit ihnen zu tun. Die jeweilige Person, die meditiert, wird ihrem eigenen Karma begegnen. Eure Erfahrung, die ihr einer anderen Person beschreibt, ist eine Verunreinigung von dem, was die reine Erfahrung dieser Person ist. Es ist von keinem Nutzen. Genauso wenn ihr Ermächtigungen oder Belehrungen erhaltet, beschreibt der anderen Person nicht, was ihr erhalten habt. Es ist nutzlos. Wieso möchtet ihr die Sicht dieser Person verunreinigen? Diese Person wird dann denken: „Ich sollte dasselbe erfahren, was die gesehen oder empfunden haben, aber ich bekomm das nicht.“ Ihr verunreinigt ihr reines Feld, indem ihr euch auf eure Erfahrung bezieht. Aber wenn ihr sagt: „Das ist meine Erfahrung, aber deine Erfahrung wird anders sein.“ Dann erweckt ihr in dieser Person nicht die Hoffnung, dieselbe Hoffnung haben zu müssen, wie ihr. Keine zwei Personen haben dieselbe Erfahrung bei Shine. Nein. Da gibt es überhaupt keine Duplikate. Das ist einzig aufgrund eurer karmischen Veranlagungen, dass die Erfahrungen auftauchen werden.
Diese Belehrungen wurden von Lama Shenphen Dawa Rinpoche gegeben und vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus) übersetzt. Möge es von Nutzen sein!