Unterwegs auf der Königstour der Schladminger Tauern.
Schwellende Wasserfälle, dreißig Bergseen und Singletrails, die das Attribut laufbar wirklich verdient haben. Auf 22 Kilometern und 1.600 Höhenmetern findet der Trailrunner aber auch der Wanderer auf der Klaffer-Runde alles, wonach man als Bergsportler ein Leben lang sucht. Klingt übertrieben? Ich meine nicht! Und wenn du noch Überzeugungsarbeit benötigst, dann komm mit auf die Königstour der Schladminger Tauern.
Vom Untertal zur Gollinghütte
Vom Parkplatz Riesachfall im Untertal bei Rohrmoos macht man sich zunächst auf den Weg zur Gollinghütte. Am frühen Morgen unter der Woche ist der Parkplatz spärlich gefüllt und man kann sich einsam auf der Forststraße warmlaufen. Langweilig wird dir auf den ersten fünf Kilometern Schotterpfad bis unterhalb der Gollinghütte nicht: ein rauschender Gebirgsbach, wilde Wasserfälle und Walderdbeeren säumen den Weg.
Je höher man steigt, umso üppiger gedeihen Blumen und Gräser. An der Gollinghütte streckt der Arnika seine gelben Blüten in die Morgensonne. Die Nadeln der Lärchen leuchten in saftigem Grün, im Tal hängt der Nebel.
Direkt neben der Hütte donnert ein Wasserfall über eine Steilstufe durch den Wald. Der Forstweg verschmälert sich langsam zu einem Steig und die Höhenmeter verfliegen ein wenig schneller. Zu gerne würde man an der Gollinghütte eine Pause einlegen. Auf der Terrasse einen Kaffee trinken, dem Rauschen des Wassers lauschen und zurück ins Tal blicken. Zu viel Zeit sollte man sich aber nicht lassen – der Weg ist noch lang und auch die anderen Hütten, die noch kommen, sind ebenfalls sehr verführerisch.
In Begleitung Richtung Greifenberg
Darum hält man sich nach der Hütte links, überquert das Flüsschen und beginnt mit dem Aufstieg zum Greifenbergsattel. Der Hang liegt am Vormittag im Schatten – die Luft ist angenehm kühl, hin und wieder kitzeln dich die langen Grashalme und Blätter von Sträuchern an den Oberarmen.
Es ist still. Die meisten Wanderer sind wohl schon Richtung Hochgolling oder Klafferkessel aufgebrochen. Nur ein Rascheln aus dem Gebüsch reißt dich ab und zu aus deinen Gedanken. Heute kommt dieses Rascheln von einem Reh, das gerade tief im Buschwerk steht und die saftigen Triebe von den Zweigen zupft.
Der menschliche Besuch scheint es zu interessieren. Neugierig und ohne Scheu gibt es seine Tarnung im Dickicht auf und stolziert am Steig weiter. Anfangs noch etwas auf Distanz, wagt sich das Rehlein bald immer näher heran. Es beschnüffelt Tourenstöcke und beschließt, ein Stück des Weges mitzuwandern.
An einer Felsstufe wird es dem Reh zu steil. Etwas sehnsüchtig blickt es nach oben, bevor es umkehrt und wieder talwärts stolziert. Der Greifenbergsattel ist nun nicht mehr weit. Die Vegetation wird langsam spärlicher, der Weg ist zunehmend von Felsblöcken und -platten gesäumt. Mit dem Greifenbergsee erreicht man bald den höchstgelegenen See der Niederen Tauern und kurz darauf den Greifenberg – einen der höheren Gipfel der Schladminger Tauern. Eine Tour der Superlative.
Endlich bist du dort angekommen, weswegen du dich auf den Weg gemacht hast. Fasziniert blickst du auf den 200 Höhenmeter tiefer gelegenen Klafferkessel. Unter dir eine Mondlandschaft, von blau schimmernden Lacken überzogen. Fast hast du das Gefühl, es starrten dich fünfzehn Augenpaare an.
Wind wirbelt die Wasseroberfläche der dunkelblauen Bergseen auf. Das Sonnenlicht glitzert auf den kleinen Wellen. Nach dem langen Aufstieg im Schatten schmerzt das helle Licht in den Augen. Aber du kannst nicht wegsehen. Zu schön ist der Anblick.
Die GPS-Uhr zeigt 9 Kilometer und 1.600 Höhenmeter an. Grund genug, sich ein Plätzchen auf einem sonnengewärmten Stein zu suchen und den Blick in die Tauern schweifen zu lassen.
Über den Klafferkessel zum Riesachsee
Weil der Weg noch weit ist und man am Gipfel noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hat, sollte die Pause nicht zu ausschweifend sein. Das Gute: der Abstieg steht dem Aufstieg in Sachen Schönheit um nichts nach. Über einen Grat steigt man zur Oberen Klafferscharte ab und hält sich dort links Richtung Preintalerhütte.
Für Trailrunner wird das Laufen hier etwas mühsamer. Die Beine finden nur schwer einen Weg über die Felsstufen und Steinblöcke. Nach einem Kilometer flacht das Gelände wieder ab und man durchquert auf von Gletschern geformten Platten den Klafferkessel. Die Hindernisse unter den Füßen verschwinden und du hast genügend Zeit, dir die Seen aus der Nähe anzusehen.
Der Abstieg zur Preintalerhütte zieht sich. Für Erfrischung sorg ein kleines Bächlein, an dessen Verlauf sich für einige Zeit der Steig hält. Ähnlich wie die Gollinghütte liegt auch die Preintalerhütte an einem Wasserfall hoch über dem Tal. Die Aussicht ist scheinbar endlos, die Lust auf eine ordentliche Jause ebenso. Unser Tipp: lauft über die Forststraße weiter zur Kaltenbachalm. Dort kann man sich ein gschmackiges Verhackertbrot und eine Preiselbeerbuttermilch gönnen und dabei beim Blick auf den Riesachsee entspannen.
Die letzten drei Kilometer läuft man sich auf dem Forstweg zurück zum Parkplatz aus und verbrennt die gute Jause gleich wieder. Einen Teil zumindest.
Tourdaten
- Höhenmeter: 1.600
- Kilometer: 22,4
- Konditionell anspruchsvolle, aber technisch einfache Tour