Heute, den 12. Januar 2018, veröffentlichte Gregor McEwan sein neues Album »From A To Beginning«. Für mich ist die Platte der perfekte Soundtrack für die jetzige Jahreszeit: Draußen ist es kalt, man kuschelt sich zu Hause ein und freut sich innerlich schon ein bisschen auf den Frühling. Ich habe mit Hagen alias Gregor McEwan über sein neues Album im Interview gesprochen und er verrät uns die Geschichte hinter dem Werk »From A To Beginning«.
Das Album »From A To Beginning«
Das neue Album »From A To Beginning« hält für jede Laune einen Song bereit. Gute Laune macht sich bei dem Lied »You an I« breit, leidenschaftliches Gefühl strömt bei »<< Rewind, Retrack, Rename, Restore« und bei »Anywhere, Anytime, Anything« wird man nachdenklich und rührselig. Doch eine Tatsache trifft wohl auf jedes der vierzehn Songs zu: Sie sind echt!
Schon seit einigen Monaten habe ich den Künstler Gregor McEwan auf dem Schirm und ein Beitrag zu seiner Musik stand ebenso lange auf der Agenda. Entweder stimmte das Timing nicht oder ich konnte mich nicht entscheiden, über was genau ich schreiben sollte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich möchte ein Interview mit dem Musiker führen, ihn näher kennenlernen und meinen Lesern damit einen ganz besonderen Zugang zu dem neuen Album und der gesamten Musik von Gregor McEwan bieten.
Gesagt, getan. Ich freue mich, dass Hagen so nett war, mir meine zum Teil etwas seltsamen Fragen zu beantworten. Wir sprachen über verhasste Interviewfragen, Kreativität und natürlich über das neue Album »From A To Beginning«.
Interview mit Gregor McEwan
Bevor ich dich mit Fragen bombardiere: gibt es etwas, was du schon immer mal in einem Interview gefragt werden wolltest, aber nie wurdest? Wenn ja, beantworte deine Favoriten-Frage doch auch direkt.
Wer wird 2058 Deutscher Fußballmeister? Hach wie gut, dass ich die Antwort darauf weiß: Der glorreiche FC Schalke 04 – „100 Jahre, endlich Schale!“
Das Gleiche nochmal anders herum: welche Interview-Frage geht dir am meisten auf die Nerven? Lass mich raten: »Wie kamst du auf deinen Künstlernamen?« (Diese Frage musst du natürlich nicht beantworten)
Richtig! Diese Frage kommt tatsächlich sehr häufig und daher ist es auch wirklich sehr lieb von Dir, dass ich diese Frage nicht schon wieder beantworten muss.
Wenn ich dich auf deinen Aufnahmen singen höre, klingt es, als würdest du alle Gefühle, die du je empfunden hast, rauslassen. Deine Stimme klingt energisch und gefühlvoll zugleich. Jetzt will ich natürlich wissen, wie du dich tatsächlich fühlst, wenn du singst. Ist es so, wie ich glaube?
Zunächst einmal freut es mich wirklich sehr, dass meine Stimme offenbar so energetisch und vielschichtig bei Dir rüberkommt. Mmmh… das ist eine gute, weil auch komplexe Frage: Ich glaube, dass es ganz normal ist, dass man umso mehr Gefühl und Emotionen in einen Song legt, je gegenwärtiger die Geschichte dessen ist. Oftmals hätte ich gerne die Möglichkeit die Vocals eines Stückes direkt nach dem Schreiben zu recorden. Dagegen sprechen allerdings Dinge wie das Arrangement, Tempo, Tonart oder das Recording als solches. Selbstverständlich versuche ich all meine Gefühle beim Vocal-Recording und auch auf der Bühne zu kanalisieren… den Song bestmöglich zu fühlen, was insbesondere auf der Bühne nicht immer ganz so einfach ist, wenn man sich selbst dabei erwischt Publikumsreaktionen zu beobachten oder an die nächste Ansage o.ä. zu denken. Doch wenn man es schafft sich selbst in die bestmögliche und zum Song stimmigste Wohlfühlsituation (da gibt es unzählige Faktoren, wobei Sound und Licht noch die naheliegendsten sind) zu bringen, entstehen auch die besten Ergebnisse. Ich versuche also letztendlich ausschließlich den Song zu fühlen.
»From A To Beginning« lautet der Titel deines neuen Albums. Woher kommt der?
Der Titel »From A To Beginning« war der passendste für mich, da das Album quasi in bzw. als Vinyl gedacht ist, weshalb die Songs »(Hope You Stay) Here For Tonight« und »[Untitled]« jeweils als Intros für Seite A und Seite B fungieren sollen. Hinzu kommen viele Songübergänge, die Idee des immer-wieder-Umdrehens. Zudem behandeln mehrere Songs des Albums das Thema Zeit – auf dem ersten Album war es noch das Weggehen und Ankommen / das Zuhause, auf dem zweiten dann alle möglichen Formen der Liebe – und jetzt quasi alle möglichen Formen der Zeit: Sich Zeit nehmen, das Gefühl hinterherzurennen, die Tatsache, dass vieles immer wieder von vorn beginnt usw. – aber ohne jetzt eine Art Konzeptalbum draus machen zu wollen! Das Wort »time« kommt einfach recht häufig in den verschiedensten Zusammenhängen vor.
Das Artwork des Albums zeigt dich in illustrierter Form. Hat das einen bestimmten Grund?
Bei meinen ersten beiden Alben war ich im Grunde unsichtbar, was das Cover und Artwork Design betrifft. Das wollte ich dieses Mal ändern. Eine Fotografie wäre mir aber zu banal gewesen, daher bat ich die renommierte Künstlerin Kati von Schwerin um ein Öl-Portrait. Malerei ist eben nicht so plakativ, emotionaler… und auch handwerklicher, was meine Musik ja auch ausmacht.
Was würdest du sagen: legt man dein Album besser an traurigen oder hoffnungsvollen Tagen auf?
Sowohl als auch! Ich bin der Meinung, dass Musik eine gewisse Magie inne haben sollte und dazu gehört auch, dass der Hörer Songs so deutet, wie er oder sie es für richtig hält. Im besten Fall tröstet ein Song und / oder spendet Mut und Kraft. Ich kenne auch viele Leute, die Musik wie die meine an glücklichen Tagen hören. Wieso denn auch nicht einen Song wie z.B. »You And I« hören, bevor man auf eine Party geht? Oder noch besser: Auf der Party! Wichtig ist, dass Musik eine Emotion auslöst. Welche das ist, überlasse ich gerne den Hörerinnen und Hörern.
Mein persönlicher Lieblingssong des Albums ist »You and I«. Worum geht es in dem Lied in deinen eigenen Worten?
Tja… sag Du es mir! Es geht um wasauchimmer es für Dich geht! Vielleicht die Liebe? Vielleicht die Zeit? Vielleicht um Prokrastination?! Ich selbst denke bei »You And I« an alte Videospiele, Knight Rider, SciFi usw. – für das dazugehörige Lyric-Video konnte ich das Studio Konter aus Dortmund gewinnen, welche meine Visionen zu dem Song wirklich perfekt visualisierten.
Dein neues Album ist sehr detailverliebt und abwechslungsreich. Was war dir bei diesem Album besonders wichtig, worauf hast du besonders Wert gelegt?
Vorab: Mich nicht selbst einzuschränken. Die Musik zu machen auf die ich Bock habe. Losgelöst von Genre, Dauer und Coolness. Besonders wichtig war mir, dass es mir selbst bestmöglich steht und dass ich in Richtung »Album als Kunstform« denken wollte. Im Entstehungsprozess selbst lege ich dann auf unfassbar viele Dinge wert. Diese hier alle zu nennen würde garantiert den Rahmen sprengen. Nur so viel: Es gibt einen Grund, weshalb wir knapp ein Jahr lang an dem Album gearbeitet haben. Und die Tatsache, dass ich es nicht mag, wenn im Tracklisting eines Albums aufeinander folgende Titel mit demselben Anfangsbuchstaben beginnen, macht äußerst deutlich, dass der gute Linus Volkmann in seinem Pressetext zum Album sehr wohl Recht hat, wenn er über einen »spleenigen und gleichsam pointierten Planeten McEwan« schreibt.
Was würdest du sagen ist deine größte Inspiration? Lässt du dich bewusst inspirieren oder kommen die Ideen wann sie eben kommen?
Die größte Inspiration sind ohne Zweifel die Geschichten, die mich umgeben und erreichen. Man kann der Inspiration aber auch etwas auf die Sprünge helfen: Neue oder vertraute Orte besuchen, raus aus der Stadt, hinein in die Natur. Oder vielleicht naheliegender: Filme schauen oder Musik anderer Künstler hören. Häufig schreibe ich auch auf Tour… beim Soundcheck oder später auf dem Hotelzimmer.
Man sagt ja, dass man unter Schmerz und Traurigkeit am meisten Kreativität beweist. In welcher Gefühlslage schreibst du deine besten Songs? Brauchst du auch ein bisschen (Herz-)Schmerz um gute Musik zu schreiben?
Ich kann eigentlich in jeder Gefühlslage Songs schreiben und bin – so glaube ich – auch viel glücklicher und zufriedener als viele denken mögen, wenn sie meine Musik hören.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass meine besten Songs jene sind, die innerhalb kürzester Zeit entstehen. Die Frickelei beginnt dann mit Arrangement und Produktion.
Welcher ist dein Lieblingssong auf deinem Album »From A To Beginning«?
Aktuell ist es »Anywhere, Anytime, Anything«, das ändert sich aber letztendlich auch mit jedem Durchlauf des Albums und der jeweiligen eigenen Stimmung.
Wenn du dir eine Serie/einen Film aussuchen könntest, in dem dieser Song im Abspann gespielt wird. Welcher wäre das?
Interstellar
Könnte es passieren, dass Freunde von dir, deine Familie oder sogar deine große Liebe sich in Songs von dir wiederfinden? Singst du über Menschen, die dir nah stehen?
Aber sicher doch! Bei mir texten ja schließlich keine fünf Schimpansen des Gelsenkirchener Zoos. Auf dem neuen Album habe ich meiner Freundin gleich zwei Stücke sehr unverblümt gewidmet. Der Song »Oh Daddy« vom zweiten Album »Much Ado About Loving« ist beispielsweise auch tatsächlich über meinen Vater… und auch über meine Mutter. Insbesondere nach Konzerten habe ich dazu die unterschiedlichsten Feedbacks bekommen. Teilweise viel traurigere Geschichten als die, die hinter meinem eigentlichen Text steht. Aber auch aufbauendes und positives. Doch Schluss jetzt! »Ein Zauberer kommt nie zu spät, ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.«
Auch die Synchronisierung von Lord of the Weed statt dem Original hätte an dieser Stelle vielleicht passen können. »Wat für’n Scheiß, war dat über meine Mucke? Hast’n Problem? ALTER!« Das beweist mal wieder, dass Künstler wie Gregor McEwan mit Stil zitieren und Zeilenzunder nur Mist im Kopf hat.
So oder so hat das aufschlussreiche Interview mir nochmal eine ganz neue Tür zur Musik von Gregor McEwan geöffnet. Um so besser man einen Musiker kennt, um so mehr versteht man auch seine Musik und ich für meinen Teil, kann das Album nun noch viel intensiver genießen.
Gregor McEwan – Live
Zum Abschluss gibt es noch die bisherigen und bevorstehenden Daten der aktuellen Tour von Gregor McEwan. Die ist nämlich schon im vollen Gange.
11.01.18 – Berlin (Privatclub)
12.01.18 – Magdeburg (Moritzhof)
13.01.18 – Leipzig (Horns Erben)
14.01.18 – Wuppertal (Melodica Festival)
17.01.18 – Hamburg (Nochtwache)
18.01.18 – Göttingen (Nörgelbuff)
19.01.18 – Köln (Die Wohngemeinschaft)
20.01.18 – Bochum (Die Trompete)
21.01.18 – Münster (Pension Schmidt)
23.01.18 – Mainz (Schon Schön)
24.01.18 – Stuttgart (Café Galao)
25.01.18 – Fürth (Kofferfabrik)
26.01.18 – Neunkirchen (Stummsche Reithalle)
27.01.18 – Darmstadt (Kulturwerk Griesheim)
07.02.18 – Kassel (Kulturhaus Dock 4)
08.02.18 – Celle (MS Loretta)
09.02.18 – Kiel (Prinz Willy)
10.02.18 – Norderstedt (Music Star)
11.02.18 – Hannover (Kulturzentrum Faust)
14.02.18 – Suhl (Kulturbaustelle)
16.02.18 – Frankfurt (Lotte Lindenberg)
17.02.18 – Moers (Bollwerk 107)
28.02.18 – München (Volkstheater)
02.03.18 – A-Klagenfurt (Raj)
13.03.18 – CH – Winterthur (HörBar)
15.03.18 – Dortmund (subrosa)
16.03.18 – Aachen (Raststätte)
17.03.18 – Paderborn (Deelenhaus)
26.05.18 – Braunschweig (B58 Fest)
© Titelbild: Kati von Schwerin