Gregor Hilden
Sprechen wir einmal nicht über Gregor Hildens gitarristische Fähigkeiten und dass er mit traumwandlerischer Sicherheit sich in die Stile Blues, R&B, Soul, Jazz oder Rock einfinden kann und damit sicher zu den Top- Sechsaitenspielern unserer Republik gehört. Sprechen wir nicht davon, dass Peter Green und Larry Carlton zwei seiner großen Vorbilder sind und die 68-ger Les Paul Goldtop sein Markenzeichen ist. Sprechen wir weiter nicht davon, dass er auch im internationalen Geschäft die besten Verbindungen hat: Tom Principato, Larry Garner, Boo Boo Davis, Jim Kahr sind nur einige brillierende Namen von wohl nicht allzu unbekannten Leuten, mit denen er zusammen gespielt hat. Sprechen wir nicht von seinem Beitrag in dem von Richie Arndt zusammengestellten und äußerst erfolgreichen Projekt «Rorymania».
Sprechen wir einfach davon, dass es ein lauer Freitagsommerabend ist im westfälischen Dülmen und der Marktplatz dort gefüllt ist mit Menschen, die mit zum Wetter passender Musik versorgt werden wollen.
Und genau diese Musik werden sie bekommen: Einen gelungenen Mix aus Songs, die selbst jeder WDR2- Hörer kennen wird: Rockig mit Robert Palmer’s «Addicted To Love» oder Bob Seger’s «Old Time Rock ’n’ Roll», soulig mit «What A Difference A Day Makes», den Esther Phillips in den 70- gern in die Top 20 brachte, Tina Turner’s «Nutbush City Limits» darf ebenso wenig fehlen wie der Temptations Hit «Papa Was A Rolling Stone» der sich dann mit Steve Miller’s «Fly Like An Eagle» zu einem gelungenen Medley vereinigt. Leon Russel’s «This Masquerade» ist auch auf der Liste genauso wie Gershwin’s «Summertime» und das Traditional «Amazing Grace» mit einem kurzen Zwischenriff, das sehr an «Sweet Home Alabama» erinnert, diese Titel setzen weitere Glanzpunkte.
Gesungen werden all diese Songs von Harriet Lewis, geboren in Philadelphia, Pennsylvania. Auf der Bühne ein wahres Powerpaket mit einer enormen und gewaltigen stimmlichen Vielfalt. Sie versteht ihren Job auf der Bühne, ihre Show ist vollprofessionell.
Die Band tut das Ihrige zum Gelingen dieses Konzertabends, auch hier gibt es nichts zu mäkeln, beste Instrumentenarbeit an Keyboard, Sax, Bass und Schlagwerk.
Summa summarum die richtige Band mit der richtigen Frontfrau und der richtigen Setlist für einen richtig lauen Sommerabend in Dülmen.
Dass Gregor Hilden schon relativ früh eine Saite reißt, er den laufenden Titel und das darin vorgesehene Solo trotzdem sicher zu Ende bringt, und seine Les Paul Goldtop die weitere Show nach Einwechselung einer schwarzen Les Paul von der „Ersatzbank“ verfolgen muss, ist mir noch diese kleine Randbemerkung wert.
Schaut man auf Gregor Hildens weiteren Tourplan, wird man sehen, dass er eine Menge zu tun hat und das in den verschiedensten Kombinationen mit anderen Musikern: Richie Arndt und Timo Gross, mit denen er ein Akustiktrio bildet, oder mit Sascha Klaar, mit dem einige Termine in Peking gebucht sind. Und immer wieder auch fällt der Name Harriet Lewis.
Es gibt also für jeden Gelegenheit genug, Gregor Hilden einmal (wieder) live zu erleben. Und das sollte man getrost auch tun.
Text und Fotos © 2009 Tony Mentzel