Greg Koch am 10.05.2010 im Talbahnhof, Eschweiler

Greg Koch

Greg Koch

Irgendwie hat’s für mich nie gepasst, terminlich meine ich, mir eine Show des Milwaukee stammenden Ausnahme- Gitarristen anzuschauen.

Doch heute passt es, so finde ich mich kurz vor acht im Eschweiler Talbahnhof ein. Allmählich und tröpfchenweise trudelt das weitere Publikum ein. Am Wetter kann es dieses Mal nicht liegen, dass sich so wenige auf den Weg hierher machen. Am Ende werden es 40 bis 50 Menschen sein, die ein Montagabendkonzert allererster Güte erleben.

Mit auf der Bühne stehen der Bassist Tom Good und der Schlagzeuger Del Bennett. In dieser Power- Trio- Formation hat Greg Koch auch sein aktuelles Album «From The Attic» eingespielt.

Von eben dieser CD stammen die meisten Titel, die die Band heute Abend auf der Setlist hat.
Das sind zum Beispiel: «Leg Up Foot Out», «Nova Scotia Cold» oder das wunderbare Instrumental «Sleep Tight».

Und dabei geht es ebenso laut wie präzise zur Sache. Der Focus liegt natürlich auf dem Frontmann, der sich allerdings in jeder Situation auf seine beiden Begleiter verlassen kann. Sie bilden das adäquate Fundament für Greg’s gitarristische Eskapaden.

Diese lassen uns stilistisch eine ganze Bandbreite erleben und mir so manches Mal den Mund offen stehen. Einflüsse aus Blues, Rock, Country, Jazz und sämtlichen Schattierungen dazwischen geben diesem Konzert die nötige abwechslungsreiche Würze.

So gibt es für den aufmerksamen Zuhörer auch immer wieder Zitate aus der oben erwähnten Stilbreite oder diverse Songschnipsel verschmelzen zu einem unerwarteten Medley.

Hervorheben möchte ich hier die Kombination aus «Mr. Sandman», «Lady Madonna» und «Stairway To Heaven», wobei die beiden ersten Titel im Stil eines Chet Atkins oder – ja, der Name schießt mir immer wieder durch den Kopf – Danny Gatton dargeboten werden, beim Led Zeppelin Song hören wir eindeutig Jimmy Page durch.

Greg Koch am 10.05.2010 im Talbahnhof, EschweilerGreg Koch am 10.05.2010 im Talbahnhof, EschweilerGreg Koch am 10.05.2010 im Talbahnhof, Eschweiler

Doch es gibt auch für mich Momente, an denen ich Greg’s Spiel nicht mehr folgen kann, nämlich immer dann, wenn er sich in Richtung Fusion bewegt und Töne aus Skalenläufen an mein Ohr bringt, die für mich weit jenseits meines mir innewohnenden musikalischen Empfindens liegen. Aber dies ist wohl eher mein Problem.

Neben seiner virtuosen Spielweise legt Greg auch noch eine gehörige Portion Humor an den Tag. Als er sich zum ersten Mal die Fender Telecaster umhängt, tut er dies mit der Bemerkung: „This guitar is a weapon, be aware, it turns me out to be a Wilder Mann.“ Die Lacher sind auf seiner Seite.

Und der wilde Mann, dessen Körpergröße ich auf etwa zwei Meter schätze, weiß mit dieser Gitarre umzugehen. Roy Buchanan oder der oben schon erwähnte Danny Gatton stehen sehr oft bei Greg’s Spielweise Pate. Unverkennbar. Unüberhörbar. Klasse. Klasse. Klase.

In die verdiente Zugabe bastelt Herr Koch dann noch das Hendrix’sche «Spanish Castle Magic». Nochmals Balsam für die hoch erfreute Musikerseele.

Nach dem Konzert frage ich Greg mit einem Augenzwinkern, ob er schon einmal etwas von einem gewissen Danny Gatton gehört hat. Er hat und nicht nur das: Er hat ihn persönlich getroffen und ist mit ihm sogar aufgetreten. Es stand zudem eine gemeinsame Tour an, aber kurz vor deren Beginn hat sich Danny dann leider bekanntermaßen selbst von dieser Welt verabschiedet.

Interessant wäre sicher eine Konserve dieser Zusammenarbeit gewesen, so wie es sie beispielsweise von Tom Principato und Danny Gatton gibt («Blazing Telecasters»).

Es hängt von meiner Stimmung ab, welcher Gitarre ich an einem Abend den Vorzug gebe, heute war ich mehr in der „Strat“ Stimmung als in der der „Tele“ (lacht). „Aber trotzdem mische ich das Verhältnis gerne, so hat man einfach mehr Möglichkeiten.“, verrät mir Greg, als ich ihn auf sein famoses Telecaster- Spiel anspreche.

Fazit: Auf dem Nachhauseweg später schallt aus den Boxen «From The Attic», an sich schon eine gelungene Scheibe. Aber das Ganze und noch einiges mehr live zu erleben, hat eine, nein, gleich mehrere andere Dimensionen. Und die haben es wahrlich in sich. Darum mein beharrlicher Aufruf: Unbedingt nicht verpassen.

Text & Fotos (c) 2010 Tony Mentzel



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