Noch immer sitzen 30 Greenpeace Aktivisten in russischer Untersuchungshaft. Vor einem Monat hatten sie versucht an einer Ölplattform ein Transparent anzubringen. Nun wird ihnen bandenmäßige Piraterie vorgeworfen und bislang ist nichts passiert.
Vor einem Monat versuchte die Crew der “Arctic Sunrise” ein Transparent auf einer russischen Plattform im Nordmeer anzubringen. Der Versuch schlug fehl und alle 30 Mitglieder landeten in Untersuchungshaft. Ihnen drohen nun bis zu 15 Jahre Gefängnis. Die russischen Richter haben bis heute alle Anträge einer Entlassung oder Kaution abgelehnt und Präsident Putin hüllt sich in Schweigen. Nur ein Sprecher lies ausrichten, dass der Präsident nicht der richtige Ansprechpartner sei. Alle Appelle der Greenpeace-Unterstützer bleiben ungehört!
Schon vor einigen Jahren gab es eine ähnliche Aktion von Greenpeace, als der Chef Kumi Naidoo selbst auf die Ölplattform “Priraslomjana” kletterte. Er entrollte ein Banner, Russlands Behörden blieben allerdings gelassen, während die Zeitungen viel berichteten. Zwar hatte es vor der Aktion Probleme gegeben, doch gute Beziehungen nach Moskau halfen der Besatzung. Präsident Putin hegt eine gewisse Sympathie für die Naturschützer, die hin und wieder versuchen mit einem Boot ein Kriegsschiff zu stoppen. So gab es in den letzten Jahren immer eine leichte Rückendeckung für Aktivisten. Doch nun schweigt der Kreml, stattdessen geben Hardliner die Töne an. Alexander Prochanow bedauerte sogar öffentlich, dass man die Hunde nicht in die Luft gesprengt habe. Zudem gab er dabei zu Protokoll, dass die Crew wusste, was sie tat!
Ende September noch hatte sich Angela Merkel bei einem Telefonat mit Präsident Putin für die Aktivisten stark gemacht und 11 Friedensnobelpreisträger hatten in einem offenen Brief für die Freilassung appelliert. Doch in den letzten 3 Wochen ist Ruhe eingekehrt – die Ruhe vor dem Sturm? Vermutlich ist ein Streit zwischen der EU-Kommission und Gazprom für die Aktion verantwortlich. Vor einiger Zeit gab es in den Büros des russischen Energieriesen Razzien, unter anderem wegen Steuerhinterziehung. Es wird vermutet, dass die Behörden die Crew aus Rache ins offene Messer laufen ließen. Nun geht langsam auch der Regierung in Den Haag der Geduldsfaden aus. Außenminister Franz Timmermans hat eine Klageschrift an den Internationalen Seegerichtshof in Hamburg aufgesetzt, der für diese Gewässer weit vor der Küste zuständig ist.
Der Sturm auf die Arctic Sunrise war wohl eine politische Reaktion, die nun von der Crew ausgebadet werden muss. Hier sollte – vor allem nach so langer Zeit – eine Lösung gefunden werden. Bauernopfer gibt es auf dieser Welt genug!
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Joern Petersen