"The Ain't Rights" sind eine Band, die den Punk leben. Auf Tour tingelt die Band von Örtchen zu Örtchen. Als ein versprochener Gig nicht stattfindet, spielt die Band in einem von Neonazis durchlaufenen Club. Als die Bandmitglieder nach ihrem Auftritt zeugen eines Mordes werden, geht es nur noch darum die Lokalität lebendig zuverlassen, denn ein glatzköpfiger Schlägertrupp ist schon auf dem Weg, um die Spuren des Tatorts zu beseitigen...
Der Horrorfestivalkracher der letzten Monate Green Room ist tatsächlich ein echter Überraschungshit von Blue Ruin Regisseur Jeremy Saulnier. Nach einem ruhigen Einstieg, steigt die Spannungskurve des Thrillers rasant. Die Geschichte bleibt dabei stets kompakt, übersichtlich und griffig. Saulnier gibt seinen jungen Akteuren, aber auch einigen Widersachern persönliche Momente und schafft so eine weitestgehend authentische Atmosphäre, die für eine stetig wachsende Bedrohung sorgt, der am Ende lediglich der finale Pay Off fehlt. Aber bis dahin lässt Green Room keine Zweifel an der eigenen Energie, Power und Dynamik aufkommen.
Der Mangel an einem größeren Finale oder einem prägenden Highlight ist aber auch wirklich die einzige Schwäche, die man Saulniers Film vorwerfen kann. Vor allem audiovisuell glänzt der Film. Soundtrack und Score unterstützen die Stimmung des Films beispielsweise beinahe in Perfektion. Dazu liefert Sean Porter stellenweise überragende Bilder ab. Hier steckt die Gewalt wirklich in Bild und Ton. Und wir reden hier noch gar nicht von der tatsächlichen Gewalt die man auf dem Screen geliefert bekommt, denn auch diese wirklich beachtlich.
Nicht wenige Kinobesucher haben ihren Blick bei der einen oder anderen Szene angewidert vom Geschehen entfernt. Dabei zeigt Saulnier zwar wirklich eindringende Gewaltmomente, die aber nie zum reinen Selbstzweck gezeigt werden. Auch läuft nur wenig nach Schema F in Green Room ab. In der Tat weiß man nur selten was genau, wann passieren wird. Es gibt einige Überraschungen, auch wenn diese zuweilen an der Logik des Films nagen. Dafür nutzt der Film seine begrenzte Location fantastisch aus. Obwohl Green Room auf dem Papier ein klassischer Backwoodsthriller ist, wirkt er auf der Leinwand alles andere als abgenutzt.
Die Wrong Place, Wrong Time-Thematik ist ja wirklich hinlänglich bekannt, funktioniert hier jedoch erfrischend anders, auch ein Verdienst der guten Besetzung. Insbesondere Anton Yelchin, Imogen Poots (!!!) und Macon Blair fallen enorm positiv auf. Dass man dann mit Patrick Stewart als Anführer der Neonazis auffahren kann, ist schließlich die Spitze des Eisbergs. Was mir ebenfalls positiv aufgefallen ist, dass der Film zwar einige One Liner liefert und hier und da auch mal ins Comic Relief abdriftet, aber ansonsten seine Thematik und Story sehr ernst nimmt. Ein derartiger Umgang ist immer förderlich für die richtige Stimmung.
Jeremy Saulnier liefert spätestens mit Green Room seine entgültige Bewerbung für die ganz großen Filme ab. Man darf gespannt sein was da noch kommen mag. Green Room hat jedenfalls, trotz kleiner Schwächen, definitiv das Potential zum Kultfilm, so ungern man dieses inflationäre Wort heutzutage auch benutzen mag. Green Room ist endlich mal wieder ein Midnight Movie für Nachtschwärmer, der nur so vor Adrenalin glüht.
OT: Green Room VÖ: 2015 Laufzeit: 94 Minuten FSK: 18 R: Jeremy Saulnier D: Anton Yelchin, Imogen Poots, Patrick Stewart
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Christian
Bildquelle: Universum Film