Im Video zu dem Song «Take On Me» sieht Graziella Schazad aus wie eine Elfe. Sie tanzt in weißem Kleid durch einen Wald, hält Zwiesprache mit den Tieren, schmiegt sich an einen Baumstamm. Die Musikerin wirkt nachdenklich und melancholisch – so wie manches ihrer Lieder auf ihrem Debüt-Album «Feel Who I Am», das im Oktober herauskommt. Doch das ist nur eine Seite: Selbstbewusst und fröhlich – auch das sind die 27-Jährige und ihre Songs. Schazad, in Berlin geboren, Tochter eines Afghanen und einer Polin, ist auf Promotionstour. Termine bei Zeitungen, Agenturen, beim Radio – auch das ZDF-«heute-journal» brachte einen Beitrag über die Sängerin. Im Gepäck der zarten jungen Frau mit den langen schwarzen Haaren sind stets Geige und Gitarre. Nichts wirkt so überzeugend wie ein kleines Live-Konzert. Die aparte 27-Jährigen singt mit Hingabe und Leidenschaft, ihre Geige hält sie dabei manchmal wie eine Gitarre – und begeistert Feuilleton-Redakteure und Pop-Journalisten. Unter Erfolgsdruck fühlt sich Schazad nicht. «Ich habe schon mit 13 Songs geschrieben. Ich baue mir eine solide musikalische Karriere auf, das Album ist ein Stein im Mosaik», sagt die Sängerin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Ich will ja noch Jahrzehnte Musik machen.» Ihr Interesse war schon früh geweckt: Mit drei Jahren lernt die kleine Graziella Gitarre, ein Jahr später kommt Geige hinzu, mit neun Klavier. Als Teenager schleicht sie sich mit einer Freundin immer wieder auf die Berliner Waldbühne und träumt davon, vor großem Publikum Konzerte zu geben. Sie geht auf ein Musikgymnasium und besucht gleichzeitig die Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Kurz vor dem Abitur bricht Schazad die Schule ab, sie will als freischaffende Musikerin arbeiten. Sie macht eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und zur Stewardess. Nach 26 Flügen ist erstmal genug Geld da, um sich endlich voll auf die Musik zu konzentrieren. 2008 spielt Schazad 70 Konzerte auf Festivals und in Clubs, Kinderheimen und Hospizen. Sie selbst nennt ihren Stil «sehr pure akustische Popmusik, in den USA nennt man das Singer-Songwriterin». Die Melodien sind eingängig und haben durchaus Hit-Potenzial. Die CD klingt nach Folk, ein bisschen Country und eben Pop. Wenn sie auftritt, sucht die Musikerin die Abwechslung: Neben Geige, Gitarre und Klavier spielt sie Ukulele und Djembe, eine afrikanische Trommel. «Live-Konzerte sind am schönsten. Für mich ist es ein Drang, auf die Bühne zu gehen. Ich singe einfach gerne.» Schazads Texte sind auf Englisch, seit ihrem siebten Lebensjahr hat sie ihre Sommerferien in den USA verbracht. Ihre Familie lebt verstreut in den Vereinigten Staaten, Kanada, Indien und Deutschland. Auch in Afghanistan gibt es Verwandtschaft. Besucht hat sie das Land aber noch nie. Mittlerweile wohnt die 27-Jährige in Hamburg. «Mein Zuhause ist mein Mann, einen Ort habe ich noch nicht gefunden. Ich spüre eine große Unruhe, eine Rastlosigkeit in mir. Musik ist für mich immer auch eine Zuflucht gewesen.» Die ausgekoppelte Single «Take On Me» ist eine Cover-Version, das Lied hat die norwegische Band a-ha geschrieben. Die anderen zwölf Songs stammen von Schazad. Sie handeln von Liebe und Freundschaft, Vertrauen in sich selbst, aber auch von Zweifeln, Ängsten und der Suche nach innerem Frieden. Eine Botschaft will Schazad nicht vermitteln. Nur das: «Ich will Menschen berühren.» Den Medienrummel um ihre Debüt-CD nimmt die Sängerin professionell gelassen, sie weiß, was sie will. Die 27-Jährige sieht ihren Weg in der Musik und wirkt gar nicht verträumt wie eine Elfe, wenn sie sagt: «Ich glaube, alles ist möglich. Ich glaube nicht, dass es Grenzen gibt.»