Geschmacklich habe ich alles sehr gut hinbekommen. Versagt habe ich nur bei der Auswahl der Bohnen. Ich nahm nämlich keine Cannellini-Bohnen sondern völlig gedankenlos meine kleinen Augenbohnen aus der Antica Bodega di Prospero in Lucca. Das ist ein entzückendes, kleines Geschäft in der Altstadt von Lucca, das ich im letzten Frühling fast leer gekauft habe: Corbezzolo-Honig, Linsen, Bohnen, Gewürze, Olivenöl, Essig und Reis. Erst beim Pürieren der Creme fiel mir auf: Mist, das kann ja mit diesen Bohnen nie im Leben schneeweiß werden. Aber egal - es waren keine Gäste geladen, und der Mitkoch und ich ließen uns alles trotzdem sehr schmecken.
Bohnencreme mit Oktopus
Oktopus:
1/2 - 3/4 kg Oktopus
1 Karotte, grob zerteilt
1/2 Stange Porree, grob zerteilt
1 Zwiebel, halbiert
2 Lorbeerblätter
einige Pfefferkörner
1 Bio-Zitrone
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
Salz
Bohnencreme:
200 g Cannellini-Bohnen, über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht, abgetropft
1 kleines Stück Porree, grob gewürfelt
1 kleine Karotte, im Ganzen
ein daumengroßes Stück Ingwer, grob gewürfelt
ca. 150 ml Schlagobers
1/2 Knoblauchzehe
Salz
allerbestes Olivenöl (K: Cima di Mola von Intini, Apulien)
Die Bohnen zusammen mit Porree, Karotte und Ingwer in reichlich Wasser weich kochen. Einen Schöpfer vom Kochwasser aufheben, dann die Bohnen abgießen. Die Karotte rausfischen und wegwerfen. Schlagobers zu den Bohnen gießen, Knoblauch und Salz zufügen und alles mit etwas Kochwasser pürieren, sodass die Masse cremig, aber nicht suppig wird. Dann durch ein Sieb streichen. Abschmecken.
Einen großen Klecks davon auf einen Teller geben. Die Oktopusstückchen darauf verteilen, rundherum Olivenöl gießen und mit etwas grünem Sprossenzeugs (Grün gegen Grau!) dekorieren. Schmeckt ausgezeichnet: der zarte, leicht süßliche Oktopus zur Bohnencreme, bei der man den Knoblauch und den Ingwer nur ahnt - dazu kräftiges, leicht bitter-scharfes Olivenöl.
Übrigens:
Franz Ferdinand muss man zwar nicht extra loben, das Lokal in Steyrdorf bürgt seit langem für feine, oft friulanisch angehauchte Küche. Ich tu's aber hiermit trotzdem: Gefüllte Ravioli bekommt man in weitem Umkreis nirgends besser (ausgenommen in einem gewissen Privathaushalt), die Speisekarte wechselt oft, und immer ist etwas für uns dabei.
Außerdem gibts auf der Karte auch feine friulanische Weine, in Oberösterreich sonst eine Seltenheit. Hingehen, ausprobieren!