Gut, so ganz lösen Micropaymentsystems (Mikrobezahlsysteme) nicht das Problem mit dem Krieg, dem Wetter und Dieter Bohlen, aber sie können dazu einen Beitrag liefern. Mikrobezahlsysteme ermöglichen einfache Formen von Spenden für Sachen, die sonst kein Geld bekommen. Also für all die anderen Sachen außer dem Krieg, dem Wetter und Dieter Bohlen.
Mikrobezahlsysteme sind eine Antwort auf die Forderung nach einer Kulturflatrate. Diese Flatrate würde pro Person/Haushalt monatlich erhoben werden, um kulturelle Angebote im Netz Geld zu geben, welche freiwillig oder unfreiwillig ohne zu Bezahlen durch das Netz konsumiert werden (Stichwort Filesharing). Mit der Kulturflatrate gibt es allerdings diese und noch viel mehr Probleme:
- Wie hoch soll diese monatliche Abgabe sein?
- Wie wird sie auf die Kulturproduzenten verteilt?
- Wie definiert man diese Kulturproduzenten?
- Und wird das nicht dann irgendwo zentral gespeichert, welche Kulturgüter man abruft?
Mir kam letztes Jahr dann die Einsicht, dass in naher Zukunft die Kulturflatrate nur auf freiwilliger Basis möglich ist. Kulturkonsumenten können nicht gezwungen werden zu bezahlen, wenn sie die Inhalte auch anders bekommen können. Auf der anderen Seite muss es auch freiwillig bleiben, was als ein „Kulturgut“ im Netz angesehen wird.
Und dann kam Flattr!
Als ich diesen Artikel gelesen hatte, wusste ich, dass Flattr das ist, wonach ich suchte und was die Probleme der Kulturflatrate lösen würde. Einziger Aufreger, der nicht wohl beseitigt werden kann ist, dass das Unternehmen alle unsere Klicks kennt. Aber Google, Facebook etc. wissen das auch. So what?
(Die folgende Erklärung kann durch das Betrachten obigen Videos übersprungen werden.) Flattr ermöglicht das Anklicken von Kulturgut durch einen Benutzer. Der Benutzer legt also selbst fest, was er als würdig erachtet, was sein Geld bekommt. Der Benutzer gibt ein monatliches Guthaben frei, das er in einem Monat für Kulturgüter ausgeben möchte – minimal 2 Euro, maximal 100 Euro. Das Guthaben wird auf alle vom Benutzer gemachten Klicks gleichmäßig verteilt. Er/sie muss sich also nicht entscheiden, wieviel er wohin gibt. Er regelt das selbst dadurch, dass er irgendwo hinklickt und andere Sachen „verschmäht“, bzw. dadurch, wie er sich selbst einschätzt, wieviel Guthaben er diesen Monat weggeben möchte.
Warum Flattr eine Zukunft haben sollte
Ich halte Flattr für ein sehr demokratisches und gerechtes Instrument. Dadurch, dass der Benutzer per Klick den Inhalt als „wertstiftend“ anerkennt, bekommt nicht unbedingt der Inhalt mit der größten Aufmerksamkeit das meiste Geld. Manche Sachen, die wir uns ansehen, wollen wir partout kein Geld geben und das ist auch gut so.
Dadurch, dass alle von uns angeklickten Dinge durch das Flattr-Verteilsystem als gleichwertig angesehen werden, kommen wir auch nicht automatisch in die Gefahr, manche Inhalte gegenüber anderen zu bevorzugen. Habe ich 20 hervorragende Zeitungsartikel gelesen, so muss ich nicht Geld davon abziehen, weil ich meine, dass 20 nerdige Artikel eines Anfängerbloggers (wie diesem hier) viel mehr Unterstützung brauchen. Wenn ich die unterschiedlich fördern möchte, bleibt mir immernoch die Möglichkeit einer Spende.
Es freut mich dennoch, dass ich momentan auf Blogs weiterverlinkt werde und fast schon erwarte, dass da ein Flattr-Button auftaucht, den ich anklicken kann. Und bald ist auch wieder Monatsanfang und dann werden Hörspieltipps, Hörspielprojekt und Ohrenblicke wieder von mir meine paar Cents bekommen. Zumindest die letzteren beiden bitten offen um Spenden und warten darauf, bei Zufriedenheit etwas für ihre Inhalte zurückzuerhalten.
Obwohl…
…diesen Monat werden es von mir genau genommen nur 1 oder 2 Cent pro Klick an Euch werden. Sorry, aber meine Ökonomie lässt mir grad nichts anderes übrig.
Danke dennoch für die anonymen 18 Cent für meinen „In Mother we trust“-Artikel vom letzten Monat und die sieben Klicks, die ich diesen Monat schon erhalten habe. Bald sollte es auch wieder besser gehen und dann kann ich wieder mehr Geld an meine Inhalteanbieter ausschenken.