Graphic Novel: David Small-Stitches

Graphic Novel: David Small-Stitches
David Small ist 72 Jahre alt und in den USA ein bekannter Illustrator und Zeichner von Märchen und Bilderbüchern . "Stitches" ist seine erste Graphic Novel, "...die aussieht wie ein Film und sich liest wie ein Gedicht." (Jules Feiffer) Erschienen ist sie 2009.  Ich habe sie mir in der deutschen Fassung zugelegt und sie hat mich echt vom Hocker gehauen.
David Small zeichnet seine nach aussen wohlbehütete, nach innen gruselige Kindheit, und zwar von 6 bis zum jungen Erwachsenen. Das Ganze spielt im Amerika der 50er Jahre, sein Vater ist ein angesehener Radiologe, die Mutter verbittert und wütend schweigend, die Stimmung im Hause finster, äusserst angespannt, erstarrt und lieblos. Es wird zum Beispiel am Esstisch nicht gesprochen, nur nonverbal über Körpersprache, Hüsteln, Bewegungen, aggressives Geschirrklappern kommuniziert. Gefühle finden ihr Ventil bei einsamem Schlagzeug-oder Punshingball-Dreschen oder aber im Kranksein. Mit den Kindern beschäftigen sich die Eltern nicht, sie laufen so mit. Kurze Kommandos und Verbote müssen reichen. Auch bei der jährlich besuchten Grossmutter auf dem Lande ist es nicht besser: sie ist verrückt und gewalttätig. Die tragische Zuspitzung: an David's Hals wächst ein Tumor, der von einer Bekannten entdeckt wird und dann aber jahrelang unbehandelt bleibt, weil keine Zeit ist, sich drum zu kümmern. Und angeblich auch kein Geld. Es ist einfach nicht wichtig und geht unter während des  wirtschaftlichen Aufschwungs der Familie. Dann eines Tages wird operiert und Krebs festgestellt. Das findet der 14jährige durch eigene Nachforschungen heraus, gesagt hat es ihm niemand. Das Schlimmste: er verliert für viele Jahre seine Stimme. Der Vater bekennt sich schuldig: er hat David als Kind regelmässig mit Röntgenstrahlen gegen seine häufigen Halsinfekte behandelt. Am Ende steht eine Psychotherapie und ein Traum, der so etwas wie Katharsis andeutet.
Ich war nach der Lektüre ganz kaputt von der beklemmenden Düsternis, die zeichnerisch so genial getroffen ist. Feder und Tusche, grau und schwarz, kleinste Facetten durch Geschwindigkeit und Strichstärke intuitiv wie laut und leise dargestellt. . Lichteffekte und Stimmungen wie in einem Film noir.  In scheinbar dahingekritzelter Skizze erschreckende Detailgenauigkeit.Gesichtsausdrücke und Körpersprache, die einem das Blut in den Adern stocken lassen.
"Wir wissen uns in den Händen eines Meisters" (Jules Feiffer)...das kann man wohl sagen!
Hier kann man einen sehr guten Eindruck gewinnen. Die Musik hätte kaum treffender gewählt sein können, aber beim Lesen des Buches hatte ich auch oft  Miles Davis' Soundtrack zu "Fahrstuhl zum Schafott" im Ohr.

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