Grandios daneben oder grandios gut?

Von Mktrout

Im letzten Blog-Artikel habe ich mich erregt, aufgeregt, war unzufrieden. Irgendetwas von grandiosen Fehlgriffen habe ich gefaselt, fand das erstellte Bild einfach nicht gut. Oder nicht gut genug? Na ja, eine Künstlerseele ist ein empfindsam Ding. Definitiv hatte ich aber nicht so ein Bild heraus bekommen, wie es nach meinem ursprünglichen Plan aussehen sollte. Na toll. Schmollend saß ich in der Ecke, zeigte das „Unglück“ und wurde überrascht. Hier auf meinem Blog, auf G+ und per Mail kamen aufmunternde Rufe. Mehr sogar. Viele fanden das Bild, genau so wie es ist, gut. Richtig gut sogar. Bin ich also lediglich neben der Spur? War nicht das Bild, sondern ich grandios daneben? Fragen die meine kleine Welt bewegen. Über das Ding mit der Kunst muss wohl noch einmal intensiver nachgedacht werden.

Es stört gewaltig, dass alleine schon die Nutzung von analogen Fototechniken als Kunst gewertet wird. Ganz im Vertrauen … wenn man nicht fotografieren kann, bringt auch die Analogfotografie kein besseres Bild. Mist bleibt Mist. Andererseits, wer bin ich denn, wenn ich mich hier erhebe und so tue, als wüsste ich ganz genau was gut oder schlecht ist. Jeder Einzelne wird lediglich sagen können, dass ein Bild IHM gefällt oder missfällt. Zudem gibt es dann auch Bilder, bei denen man hin und her gerissen ist. Die Sahnehaube stellen dann die Bilder dar, die einem Betrachter viel und dem anderen wenig bis gar nichts sagen. Da ist es vollkommen wurscht, ob es nun Kunst oder „einfach nur“ Fotografie ist. Man sollte übrigens auch niemals davon ausgehen, dass jeder Mensch Kunst mag. Ganz im Gegenteil! Es gibt viele Leute, die lehnen Kunst ab. Andere haben kein Verständnis für das ganze Kunstgewese. Auch hier wieder mein Bravo! Ich habe großen Respekt vor all jenen Leuten, die ihre Kunst-Ablehnung klar und deutlich zum Ausdruck bringen. Man muss nicht für jeden Scheiß Verständnis haben … das habe ich ja auch nicht. Egal, eine klare Meinung ist immer besser als alles gut zu finden. Schweife ich ab? Nein, jetzt komme ich erst richtig in Fahrt.

Fotokunst Marke Trout. Peng, jetzt ist es raus. Mir ist schnuppe was andere Fotokünstler tun und lassen. In meinem Kopf bildet sich eine Idee und genau so will ich es umsetzen. Vorher mach ich mir Gedanken, ein Konzept, und hinterher folgt Freude oder Ernüchterung. Somit wird es manchmal schwer, den notwendigen Abstand zur fertigen Arbeit zu bewahren. Hausfrauen kennen das bestens … selbstkritisch mäkeln sie an ihrem Sonntagsbraten herum, ohne die begeisterten Esser am Tisch zu beachten. Hier werde ich mich wohl zukünftig am Riemen reißen und mehr auf die „Esser am Tisch“ hören müssen. Tausend Wege führen nach Rom. Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen auch einmal eine in meinen Augen ungewohnte Arbeit zur Diskussion zu stellen. Ein wahrlich schwerer Schritt, da man in der Fotografie heute immer das Gefühl hat, möglichst perfekte und fertige Sachen zeigen zu müssen. Letztlich wird jeder Fotografierende zum Opfer des allgemeinen Glaubens an die Selbstvermarktung nach dem Motto „ich bin der Größte und Perfekteste“. Was vergibt man sich eigentlich, wenn man zugibt, dass man gerade nicht so genau weiß, was man von seiner eigenen Arbeit halten soll?

Nach all diesen Gedanken ist mir jetzt klar, dass man als Fotograf durchaus wissen muss, für wen man seine Bilder macht. Entweder für sich selbst (dann ist einem die ehrliche Meinung von Bildbetrachtern egal und nur Jubelschreie sind zugelassen) oder für Bildbetrachter (dann muss man „sein Baby“ auch einmal ohne schützende Hand laufen lassen). Je mehr uneinige Reaktionen kommen, desto deutlicher kann man seine eigen Bilder aus der richtigen Perspektive betrachten. Ideal ist, wenn ein gezeigtes Werk polarisiert. Je weiter man in den experimentellen Bereich hinein geht, um so polarisierender wirken die Ergebnisse. Wichtige Erkenntnis! Fast bin ich versucht zu behaupten, dass nur das Bild mit einem ordentlichen Pro- und Contra-Potential gut ist. Der Rest hängt bei Ikea als großformatiger Massenkunstkitsch auf Leinwand. Das alle sind keine neuen Erkenntnisse, aber ich wollte es noch einmal neu sortieren. Entschuldigt, wenn ich Euch gelangweilt habe.

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