Grand Ages: Medieval – der Handelswahn des Mittelalters

Erstellt am 1. Oktober 2015 von Michael Fuchs @lpgeilde

Wie stellt man sich das Mittelalter eigentlich vor? Leben auf dem Land, anpflanzen von Getreide, verwalten von Vieh und vieles mehr. Oder doch lieber in der großen Stadt prunkvolle Kunstwerke kreieren, die man teuer verkauft? Oder als Händler durch Europa reisen um die Ware billig zu kaufen und teuer zu verkaufen? Zum guten Schluss noch als Ritter durch die Ländereien zu ziehen und eine Stadt nach der anderen zu übernehmen, die man möchte?

Das Mittelalter war definitiv kein Zuckerschlecken, denn Fließbandarbeiten gab es nicht, alles musste von Hand produziert werden, Kräne bei Baustellen wie heute waren ohne Motoren vorhanden, wodurch sich die Bauzeiten ins ewige zogen und auch Waren konnten nicht so schnell von einem Punkt zum anderen geliefert werden.

Dafür waren die Landschaften atmosphärisch voller Wälder und Landwirten, aber auch Diebe waren schnell an der Seite der Händler, um deren Ware zu erbeuten, also barg diese Zeit neben den schweren Handwerk auch jede Menge Gefahr.

Darum geht es alles in Grand Ages: Medieval, denn unsere Aufgabe ist es, aus einer kleinen Stadt eine Metropole zu machen, in dem wir unsere Produktionsketten optimieren und Handel treiben, und zudem andere Städte in unseren Einfluss zu bringen, damit wir ein Kaiserreich über ganz Europa errichten können. Dazu dienen neben Handelseinfluss auch der Krieg.

Das Wandern ist des Händlers Lust

Das Handelssystem im Spiel ist simpel, sowie clever gelöst. Es gibt Hauptpreise die global gelten, also schwanken die Preise nicht zwischen den einzelnen Städten, wobei hier der Wettbewerb etwas verloren geht.

Dafür kommt es im Spiel darauf an, Waren in Städte zu kaufen, welche große Produktionsstätte haben und Überschuss produzieren, während man sie in Städten, deren Verbrauch exorbitant hoch ist, teuer verkaufen sollte. Denn der Verbrauch und die Produktion und somit der Inhalt der Ware in den örtlichen Lagern entscheidet über Kaufs- und Verkaufspreis.

Routine-Aufgabe des Warenaustauschs

Die Händler brauchen nicht dauerhaft vom Spieler selbst kontrolliert werden, sondern können über fest gelegte Routen automatisch handeln. Dabei gibt es drei verschiedene Varianten: „Ausgleich“, „Produktion“ und „Manuell“.
Bei „Ausgleich“ gilt, die überschüssigen Waren werden preiswert gekauft und seltene Ware teuer verkauft, dabei gilt, dass jede Stadt den selben Anspruch hat. Man kann dabei aber eine Stadt priorisieren, wodurch diese die Waren bevorzugt erhält.

Beim Punkt „Produktion“ liegt auch hier alles in der Regel des billigen Kaufes und teuren Verkaufes, doch wird hier regelmäßig auf die benötigten Ware der Betriebe geschaut, die sie benötigen, damit ein reibungsloser Ablauf der Produktion gewährleistet werden kann.

Mit „Manuell“ kann genauestens eingestellt werden, welche Ware in jeder einzelnen Stadt wann gekauft und wo verkauft werden soll, damit ein Reibungsloser Ablauf entstehen kann. Besonders bei Betrieben mit hohen Verbrauch, deren absolute Bevorzugung man möchte, aber auch die Produktion von Prunk und Kleidung, ist die manuelle Einrichtung der Routung von großer Bedeutung. Leider muss man diese Variante erst mit Entwicklungspunkten freischalten, wodurch ein sinnvoller Entwicklungspunkt verloren geht.

Die neue Siedlung – Was hat Priorität

Nachdem wir nun unsere Startstadt haben wachsen lassen, müssen wir nun dafür sorgen, dass unser Reich wächst und wir nicht mehr komplett von anderen Städten abhängig sind. So erstellen wir in unserem Gasthof einen Siedler, suchen nun einen geeigneten Standort, doch dies ist nicht so einfach. Denn der Standort sollte all die Waren liefern, die die andere Stadt gar nicht hat oder nicht produziert, damit wir eine perfekte Handelsroute aufbauen können und damit die Städte besser wachsen.

Das weitere Problem ist am Ende nicht nur die Grundrohstoffe, die selbst durch die Karte ersichtlich sind, sondern, dass wir nur 5 Stoffe aussuchen können für die Produktion. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, in einer Stadt Kohle, Metall und Werkzeuge auf einem Schlag zu produzieren. Die benötigten Baustoffe können wir aus der ersten Stadt besorgen, wodurch wir noch Getreide und Bier herstellen können und somit keinerlei Verschwendung des Platzes haben.

Alles muss also sehr gut durchdacht werden, dabei gilt es sich genau die Karte anzuschauen, zu studieren, zu planen und zum guten Schluss alles nach und nach umzusetzen, damit das eigene Imperium wachsen kann.

Alles muss erklärt werden – Die Kampagne

Die Kampagne zieht sich im gesamten Spiel mehr als ein sehr großes Tutorial, um einen Spieler sehr gut auf das freie Spiel vorzubereiten. Doch damit das ganze nicht in einer wilden Klickorgie endet, wird das gesamte in eine wunderschöne Geschichte gepackt, die das Byzantische Reich betrifft. Im Jahre 1050 beginnt die Geschichte der Korruption und Intrigen, welche die Geschichte ausmacht.

Gespickt wird die Geschichte nicht nur mit einfachen Dialogen, welche mit Avataren der jeweiligen Haupt- und Nebenfiguren die Personen nahe bringen sollen, sondern auch mit kleinen gezeichneten Zwischensequenzen, die das ganze gut übermitteln können, was in der Geschichte unseres Hauptcharakters passiert.

Gelehrt wird dabei das wichtigste im Spiel, so das ausspähen und auskundschaften der Gegend, der erste Handel mit den anderen Städten, der Ausbau von Städten aber auch die ersten Schlachten. Alles Stück für Stück, damit der Spieler nicht gleich überfordert ist, wobei die Wirtschaft recht simpel , das Interface schmal gehalten wird und das ganze übersichtlich ist. Für Einsteiger ist es also ein angenehmer Einstieg in das Spiel.

Der Große Sandkasten

in Grand Ages: Medieval wird alles über eine große Karte abgewickelt, wobei der Zoom schnell ganz Deutschland, sowie ein Teil Frankreichs und Polens anzeigen kann, man aber Nürnberg als Stadt selbst genauer betrachten kann und sollte.

Bei näherer Betrachtung der Städte kann man die Kaserne für die Soldaten, sowie den Gasthof und Kontor direkt anwählen, was bei größerer Entfernung nur direkt über das Stadtinterface möglich ist.

Die Städte können nicht einfach ins unendliche wachsen, daher muss dafür gesorgt werden, das eine Kapelle, später dann eine Kirche, aufgebaut wird, damit die Anzahl der Betriebe, sowie das Maximum an Einwohner der Stadt, gesteigert werden kann.

Durch das Wachstum der Städte und das Ausbreiten des Reiches, sowie die Übernahme der Städte auf friedlicher, sowie kriegerischer Basis, erhält man „Gebietsansprüche“, welches die Erfahrungspunkte somit sind. Diese benötigt man, um nach und nach höhere Ränge bis zum Kaiser zu erhalten.

Nicht alle Waren können auch direkt auf Anhieb hergestellt werden, denn die Entwicklungspunkte, die man beim Aufstieg des Ranges erhält, müssen eingesetzt werden, um die Forschung in bestimmte Richtungen zu treiben. So können komplett befestigte Straßen, sowie Prunk und Kleidung erst ab einen bestimmten Punkt des Spieles aktiviert werden.

Sieg durch Gewalt

Während man auf diplomatischer Basis, sowie viel Handel, die Städte systematisch übernehmen kann, ist es ebenfalls möglich, diese mit Hilfe von Soldaten zu übernehmen. In den Kasernen der eigenen Städte ist es möglich, verschiedene Nah- sowie Fernkämpfer zu rekrutieren, um diese an die Front zu setzen. Schnell gilt es eine Kriegsklärung gegen die gewünschte Stadt zu erklären, steht die eigene Armee bereits vor den Toren und belagert die Stadt, um sie aushungern zu lassen.

Doch sollte die Stadt noch Soldaten hinter den Schutzmauern haben, greifen diese euch definitiv an, um die Belagerung dadurch direkt zu schwächen. Sind diese erfolglos, heißt es nur noch warten, bis die Stadt euer ist. Doch ist hierbei die Größe der Stadt zu beachten, denn umso größer diese ist, umso mehr Einheiten gegen die Belagerung hat sie und umso länger hält diese gegen eure Armee stand und kann sich auch weiterhin wehren. Die Kämpfe sind nett anzusehen, doch kleinere Kämpfe wirken etwas schwach und auch der Sound wirkt dabei sehr schlicht und einfach.

Grand Ages: Medieval
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Fazit

Grand Ages: Medieval ist ein sehr solide Wirtschaftssimulation auf größerer, welche leider an einigen Ecken spart, wodurch die Atmosphäre des Mittelalters etwas leidet. Das Handeln und der Aufbau des eigenen Reiches macht sehr viel Spaß, daher trotz kleiner Schwächen eine Tipp für die Freunde der Simulationen oder Fans von Patrizier und Port Royal.

3.9

3.9 out of 5 Gut